Test - Operation Flashpoint: Dragon Rising : Großer Name, großes Spiel? Nicht ganz!
- PC
Fahrzeuge spielen während der Kampagne keine große Rolle. Ab und an darf ein Jeep oder Lkw gelenkt werden, Panzer werden hingegen nur im Mehrspielermodus bedient. Immerhin: Zum Ende der Kampagne steigt ihr ins Cockpit eines Helikopters. Vielleicht ist es aber auch gut so, dass Codemasters auf den Fahrzeuggebrauch verzichtet hat. Denn obwohl hinter dem Spiel die Dirt-Engine werkelt, steuern sich die Vehikel einfach nur schwammig. Realismus ist was anderes.
Überhaupt, der Realismus. Codemasters sieht Operation Flashpoint: Dragon Rising als eine Militärsimulation an. Mitunter mag das auch stimmen. Ohne Taktik und behutsames Vorgehen seid ihr schneller tot, als ihr „Volksbefreiungsarmee" sagen könnt. Damit hat es sich aber auch schon. Die Feinde fallen zwar nach nur wenigen Schüssen um, wirklich verletzen tut ihr sie hingegen nicht. Stattdessen ballern diese fröhlich weiter, bis entweder ihr das Zeitliche segnet oder sie draufgehen. Auch das Gefühl, eine schwergewichtige Waffe zu benutzen, wurde in ArmA II deutlich besser simuliert.
Der Anspruch im zweiten Operation Flashpoint ist deutlich geringer als bei der Konkurrenz. Ob es daran liegt, dass man Konsolenspielern eine harte Simulation nicht zugetraut hat oder man einfach ein anspruchloseres Spiel entwickeln wollte, darf man ruhig hinterfragen. Aber selbst wenn Codemasters den Anspruch deutlich erhöht hätte, so würde es dem Spiel an Umfang fehlen. Das Waffenarsenal spielt während der Solo-Kampagnen eine eher geringere Rolle, Fahrzeuge werden fast überhaupt nicht genutzt.
Gassi gehen im Mehrspielermodus
Während der Einzelspielermodus somit seelenlos und farbarm bleibt, aber immerhin mit ein paar spannenden Missionen unterhält, liegt die Hoffnung der Fans auf dem Online-Sektor. Und auch hier enttäuscht Dragon Rising ein wenig. Am besten hat uns der sowohl online als auch im LAN-spielbare Koop-Modus gefallen. Mit bis zu drei weiteren Spielern absolviert ihr die komplette Einzelspielerkampagne zu viert. Fehlende Mitspieler werden dabei durch die KI ersetzt. Der Hardcore-Modus macht somit am meisten Spaß, zumindest wenn man die richtigen Mitspieler findet. Der recht gelungene Voice-over-IP-Support unterstützt dabei das taktische Vorgehen.
Der Schlüssel zum Erfolg ist die eigene Ruhe. Waffenwechsel dauern lange; wer einen Raketenwerfer aufbaut, steht für ein paar Sekunden komplett hilflos in der Landschaft. In solchen Momenten müssen die Spieler zusammenarbeiten. Zu weit voneinander entfernen dürfen sie sich dabei aber nicht, denn Dragon Rising zwingt alle an eine imaginäre Leine. Steht man knapp 250 Meter auseinander, geht es nicht mehr weiter. Etwas, was die Spieler aufregt und für unverständliches Kopfschütteln sorgt. Auch die Tatsache, dass man nicht in eine laufende Mission einsteigen kann, ist eigentlich ein Relikt der Vergangenheit. Und als könnte es nicht noch schlimmer kommen: Dedicated Server gibt es weder für den Koop noch für die beiden anderen regulären Mehrspielermodi.
Stattdessen hosten die Spieler ihre Partien selbst, an denen immerhin bis zu 31 weitere Ballerfreunde teilnehmen können - Lags bei schlechten Breitbandverbindungen inklusive. Wirklich viel zu tun gibt's ohnehin nicht: Lediglich Team-Deathmatch und Infiltration stehen zur Auswahl. Im letzteren Modus greift dabei ein Team einen bestimmten Punkt auf der spürbar eingeschränkten Insel Skira an, während das andere Team diesen Punkt verteidigen muss. Für Nachschub wird unter anderem die Community sorgen, die bereits jetzt fleißig - dem mitgelieferten Editor sei Dank - an neuen Karten arbeitet. Einziger Nachteil des Editors: Die Platzierung neuer Gebäude ist nicht möglich.
Sonnenuntergang in Skira
Bleibt noch eins: die Technik. Prinzipiell sieht Operation Flashpoint: Dragon Rising hübsch aus. Insbesondere die Next-Gen-Raucheffekte, die nach der Zerstörung von Fahrzeugen auftreten und mitunter ganze Areale vernebeln, wissen zu überzeugen. Auch die Sichtweite mit rund 30 Kilometern ist enorm. Dummerweise wird auf lange Distanz die Vegetation ausgeblendet, sodass hohes Gras, Büsche oder sonstige Deckungsmöglichkeiten verschwinden. Feinde lassen sich so, egal ob im Einzel- oder Mehrspielerpart, sofort orten - unschön.
Aus der Nähe wirkt die Bepflanzung hingegen sehr beeindruckend. Feinde kann man vor lauter Büschen und Bäumen nicht mehr sonderlich gut erkennen. Der eingesetzte Filter lässt das Geschehen zwar etwas surreal wirken, wenn aber plötzlich Helikopter über eure Köpfe hinwegdüsen, Granaten nahe eures Standorts einschlagen und die Sicht verschwimmen sowie den Ton verschwinden lassen, wenn Rauch aufsteigt und die Schreie des eigenen Squads ertönen, dann stellt sich echte Kriegsatmosphäre ein. Nicht beeindruckend, aber atmosphärisch - was ebenfalls auf die Spielmechanik zutrifft.
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