Test - HP Omen X 900-051ng : Schräger Brocken zum Zocken
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HP begibt sich mit dem Omen X ins Segment der Komplett-PCs für Spieler und will vor allem mit einschüchternder Optik Punkte sammeln. Allein schon das schwere und ungewöhnliche Gehäuse ist ein Blickfang. Doch auch beim Innenleben soll es an nichts mangeln, so zumindest die Ansage des Herstellers. HP stürzt sich allerdings in ein Becken voller Haie wie ASUS, Acer oder MSI – harte Konkurrenz mit einer Menge Know-how im Gaming-Sektor. Kann der Omen X nur mit Masse punkten oder auch mit Klasse überzeugen?
An der Masse mangelt es jedenfalls nicht. Immerhin bringt der komplett vorkonfigurierte Rechner satte 28 kg auf die Waage und gehört mit 50,42 x 40,6 x 51,53 cm nicht gerade zu den schlanken Vertretern der Gaming-PCs. Hauptgrund hierfür ist natürlich das Gehäuse, das aus robustem, galvanisiertem Stahl besteht und beinahe unzerstörbar wirkt. Platz zum Aufstellen ist unerlässlich, immerhin nimmt der Bolide fast so viel Raum ein wie zwei normale Desktop-Gehäuse.
Der Goliath der Desktops
Der um 45 Grad gedrehte Würfel mit seinen zwei stabilen Seitenstützen ist auf jeden Fall ein beeindruckender Blickfang. Erst recht, wenn die Beleuchtung an der Frontseite in Form von vier Rauten zum Einsatz kommt. Über eine einfache, aber etwas unbeholfen wirkende Software könnt ihr verschiedene Farbeffekte aktivieren: statisch, Farbshow und einen Systemmonitor, der die Farben gemäß Auslastung und Temperatur von CPU und GPU oder als Reaktion auf Audiosignale anpasst. Schick. Irgendwie.
Form und Aufbau des Gehäuses haben ein Konzept, denn im Grunde arbeitet der Rechner mit einem Dreikammersystem. In der unteren Kammer befindet sich das Netzteil, sodass dessen Hitzeentwicklung keinen Einfluss auf das eigentliche Innenleben hat. Die rechte Kammer beinhaltet vier von außen erreichbare Laufwerkschächte für 3,5-Zoll-Festplatten. Die linke und die obere Kammer sind verbunden und bieten Platz für das Mainboard und die Grafikkarte. Nach Lösen einer Sicherungsschraube kann der obere Teil der Gehäusewand bequem abgenommen werden, sodass alle Komponenten gut erreichbar sind. Der Zugriff aufs Netzteil ist hingegen um einiges fummeliger.
Schön ist auf jeden Fall, dass kein großer Werkzeugeinsatz erforderlich ist und alle nötigen Tools nebst Zusatzschrauben für andere Komponenten unter einer Abdeckung des vorderen Panels jederzeit griffbereit sind. Im Grunde ist die Aufteilung des Gehäuses also clever, wird die Hitze doch gut verteilt, ohne dass sich die Hitzequellen gegenseitig hochschaukeln. Der schnelle Zugriff auf Komponenten und Laufwerke, aber auch die gut erreichbaren Anschlüsse gefallen uns eigentlich gut.
Am rechten Seiten-Panel befinden sich 3-in-1-Card-Reader, Mikrofon- und Kopfhörerbuchse sowie zwei USB-3.0-Ports und zweimal USB 3.0 Type-C. Die Rückseite versorgt uns mit LAN, 6x USB 3.0, HDMI (Mainboard), optischem S/PDIF und einem Audioausgang. Hinzu kommen die HDMI-, DisplayPort- und DVI-Anschlüsse der verbauten Grafikkarte. Schade nur, dass es nicht für USB 3.1 gereicht hat. Zudem ist der einsame Audio-Line-Ausgang nicht dazu geeignet, komplexere Lautsprechersysteme anzuschließen. Für die Konnektivität sorgen 10/100/1000 Gigabit Ethernet LAN sowie 802.11a/b/g/n/ac (2x2) WLAN und Bluetooth 4.2 kombiniert.
Vergleichsweise simples Innenleben
Beim Blick auf das Innenleben wird der einschüchternde Eindruck des Boliden sichtlich geschwächt, denn im Gehäuse verbirgt sich ein recht mager ausgestattetes microATX-Board. Damit wird recht wenig Erweiterungspotenzial geboten, mit Müh und Not passen zwei Grafikkarten auf das Board. Wer also mit reichlich Zusatzkarten arbeitet, wird mit dem Omen X sicherlich nicht glücklich. Zudem kann der Arbeitsspeicher bei diesem Board nur auf maximal 32 GB aufgestockt werden.
Unsere Testkonfiguration zum Preis von 2.999 Euro ist quasi das Mittelklassemodell, die Preise gehen je nach Konfiguration hoch bis 4.500 Euro. Grundsätzlich fehlt es nicht an Spiele-Power, doch sind die Komponenten fast durch die Bank eher schwächere Vertreter ihrer Zunft.
Bei der CPU handelt es sich um einen Intel Core i7-6700K mit 4 GHz (4,2 GHz Turbo). Das ist nicht schlecht, das Flaggschiff der Skylake-Reihe liefert einen ordentlichen Batzen Performance, allerdings mit dem Nachteil, dass bedingt durch das optionsarme BIOS keine manuelle Übertaktung möglich ist. Die wäre aber ohnehin nicht empfehlenswert, denn die Wasserkühlung der CPU wäre mit einem höheren Takt vermutlich überfordert. Unter Volllast krabbelte die CPU-Temperatur schnell auf weit über 80 Grad (Maximum: 87 Grad). Das ist zwar nicht kritisch, aber viel Luft nach oben gibt es da nicht mehr.
Beim Arbeitsspeicher wurde ebenfalls auf die Minimallösung mit 16 GB DDR4-2133 gesetzt. Bei einer Maschine der 3.000-Euro-Klasse sollte man eigentlich DDR4-2400 oder mehr erwarten können. Neben einer schnellen 500-GB-SSD der Marke Samsung PCIe NVMe M.2 ist eine (eher preiswerte) 3 TB große SATA600-HDD von Seagate als Datenspeicher enthalten. Daran gibt es wenig zu bemängeln. Seitlich versteckt sich zudem ein optisches Laufwerk.
Basis-Hardware der High-End-Klasse
Bei der Grafikkarte wird hingegen wieder auf die Minimallösung gesetzt. Zwar ist der Rechner mit einer NVIDIA GeForce GTX 1080 bestückt, allerdings handelt es sich um die Founders Edition von NVIDIA, somit also die schwächste ihrer Gattung. Damit gegen Konkurrenten wie ASUS oder MSI anzustinken, die generell hauseigene, übertaktete Modelle in ihre Komplett-PCs schrauben, ist also vergebliche Liebesmüh. Großartige Möglichkeiten zum Übertakten gibt es auch bei der Grafikkarte nicht. Die Temperatur klettert unter Volllast ohnehin schon bis auf 86 Grad, was der eher schwachbrüstigen Kühlung der Founders Edition geschuldet ist.
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