Special - Heavy Rain : Film Noir in der Lederergasse
- PS3
Vor zwei Jahren sahen wir auf der Games Convention in Leipzig eine junge Dame durch ein düsteres Haus schleichen. Bei der gamescom vergangenes Jahr wurden uns zwei weitere Levels gezeigt. Jetzt, ein weiteres halbes Jahr später, wird der heiß ersehnte Film-Noir-Titel, der mit seinem Vorgänger Fahrenheit für ein neues Genre steht, endlich veröffentlicht. Der Premieren-Party-Bericht.
Das Tanzcafé Gerard liegt in der Lederergasse im 8. Wiener Gemeindebezirk und ist seit den 70er-Jahren eine Wiener Lokal-Legende. Genauso lang hängt dem Etablissement auch ein etwas zwielichtiger, fast schon anrüchiger Ruf nach - war das jetzt wirklich ein Lokal mit Damenbegleitung oder nicht? Auf jeden Fall ein Untergrundlokal. Und vielleicht kommt ja auch gerade von der Lage des Gerard diese Bezeichnung. Weil man eben von der Straße ins Souterrain hinuntersteigen muss, um reinzukommen. Reichlich düster ist es hier. Die Discokugeln und Spiegelwände zeugen von besseren Zeiten, das Interieur dürfte ebenfalls von damals stammen. Der perfekte Ort für eine Heavy-Rain-Veranstaltung.
Einmal gleich selbst eingetaucht
Da bis zum Beginn der Präsentation durch Guillaume de Fondaumière, dem Producer von Heavy Rain und Co-CEO von Quantic Dream, noch ein wenig Zeit bleibt, setze ich mich gleich vor einen schönen großen Sony Bravia und starte das Spiel. Auf dem Ladebildschirm sehe ich das Gesicht eines Mannes - gestochen scharf, vor allem die Augen. Dann liegt er im Bett. Mittels Analog-Stick übernehme ich die Steuerung und animiere ihn zum Aufstehen (den ausführlichen Test lest ihr unter xxx). Wie im richtigen Leben gehe ich duschen, rasiere mich, putze mir die Zähne und ziehe mich an.
Danach sehe ich mich in dem hübschen Haus ein wenig um, bis ein Wagen vorfährt: Die Kinder und die Frau sind da. Letztere schleppt Einkaufstüten und bittet mich, sie ihr abzunehmen. Ich verpasse aber den Augenblick, in dem ich die Taste hätte drücken müssen, weil ich im wirklichen Leben gerade an einer Tasse Kaffee nippe. Und schon schnauzt mich die virtuelle Lebensabschnittspartnerin - zum Glück nicht meine, aber man muss eben mit ihr auskommen - an. Und weil so eine wirklich belanglose Sache auch gleich den ganzen Tag einer Pixelfrau vermiesen kann, will sie auch partout nicht mit mir sprechen. Zicke.
Die Heavy-Rain-Präsentation
Da werden wir aber schon zur Präsentation in den großen Raum mit der Tanzfläche geholt. „Ich bin glücklich, dass ich wieder einmal in Wien sein kann", sagt Guillaume, der 38-jährige Franzose, der in Wien aufgewachsen ist. „Und, weil es nach zwei Jahren meine letzte Heavy-Rain-Präsentation ist." Dann legt er auch schon los mit „diesem eigenartigen Spiel", wie er es selbst nennt, diesem „interaktiven Film" - eine bessere Beschreibung sei ihnen bei Quantic Dream leider auch nicht dazu eingefallen. Heavy Rain will aber mehr sein als ein bloßes Spiel. „Videospiele sind nicht nur hochtechnisiertes Spielzeug, sondern auch eine Form der kulturellen Aussprache", sagt Guillaume.
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