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Preview - Trüberbrook : Skurriler geht nicht: Akte X trifft Heimatfilm

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Irgendwo in Deutschland liegt ein verschlafenes Nest namens Trüberbrook, das so abgeschieden ist, dass jede Art von Trend an ihm vorbeigeht. Der ideale Ort für ein abgefahrenes Adventure, das entfernt an den Klassiker Maniac Mansion erinnert und zugleich jeden, der ein wachsames Auge hat, mit subtil skurrilem Humor belohnt.

Erinnert euch mal an den Deutschunterricht. Da wurde euch garantiert Dürrenmatts Klassiker Der Besuch der alten Dame vorgesetzt, dessen Schauplatz ein Ort namens Güllen ist. Güllen war zwar mal beliebt, aber es verkam zu einem Ort des Vergessens. Ein Dörflein, das so wenige Besucher hat, dass selbst die Bahn keinen Wert darin erkennt, eine Haltestelle einzurichten.

So ein Ort ist Trüberbrook. Zwar hat Trüberbrook eine Bushaltestelle, wodurch es Güllen in Sachen Erreichbarkeit voraus ist, aber in allen anderen Belangen begegnen sich die beiden fiktiven Ortschaften auf Augenhöhe. Tote Hose im Landkreis Nixlos. Es ist so still, dass man eine Stecknadel auf offener Straße fallen hören könnte, so friedlich, dass Gandhi aus Langeweile ein Ticket für den nächstbesten Boxkampf kaufen würde. Warum in aller Welt würde jemand eine „aufregende“ Urlaubsreise zu diesem Ort als Preis ausschreiben?

Im Nirgendwo wartet die Rettung der Welt

Eine Frage, der Physiker Hans Tannhauser zuerst keine Bedeutung schenkt. Er hat einen Urlaub in diesem verschlafenen Luftkurörtchen gewonnen und tritt voll freudiger Erwartung die Reise von den USA nach Deutschland an. Was er dort antrifft, liegt dennoch zuerst weit unter seinen Erwartungen, obwohl er mit einem ruhigen Urlaub gerechnet hat. Aber derart ruhig? Hier gibt es nichts, was irgendwie Profil hat. Hinge an der Bushaltestelle keine Karte des noch geteilten Deutschlands, die verrät, dass es sich um eine Zeit vor 1989 handeln muss, würde kein Merkmal einen Hinweis auf die Zeit geben, in der Trüberbrook spielt.

Es geht um die späten Sechzigerjahre, schreibt Publisher Headup Games auf der offiziellen Website, aber davon ist nichts zu sehen. Hippiebewegung? Beatmusik? Studentenbewegungen? Knallige Farben bei der Kleidung und ausschweifende Rundungen beim Mobiliar? Nein, davon gibt es hier nichts. Womöglich sogar ein Vorteil, wenn jemand zum Abschalten hierherkommen möchte.

Nun, ob zu seinem Glück oder Pech sei mal dahingestellt, aber die Dinge nehmen schon bald eine unerwartete Wendung, als Tannhauser in ein bizarres Abenteuer verwickelt wird. Ganz so zufällig kam es nämlich nicht zu dieser Reise – schließlich hat er nie an einem Preisausschreiben teilgenommen. Wie genau das Abenteuer verläuft, können auch wir nicht sagen, denn die Vorschaudemo besteht lediglich aus vier in sich abgeschlossenen Szenarien, zwischen denen offenbar einige Stunden Rätselspaß liegen. Klar ist aber, dass es ganz schön schräg wird – und komisch noch dazu.

Letzteres verwundert nicht, wenn man weiß, dass Satirestar Jan Böhmermann an der Entwicklung beteiligt ist, aber es geht nicht um plakativen Humor und eingestreute Witzchen. In Trüberbrook lacht ihr zuallererst über den Stil und dann über die Feinheiten, die sich in viele Grafikdetails und Gespräche einschleichen.

Angefangen mit der überaus klischeebeladenen Sprechweise aller Nebendarsteller, deren englische Sprachausgabe mit voller Absicht den abgehacktesten Protogermanenakzent pflegt, den ihr euch vorstellen könnt. Subtiler wird es dann durch viele große und kleine Nerdanspielungen und Logikwitze. Etwa wenn Tannhauser der künstlichen Intelligenz eines vereinsamten Supercomputers, der keinen Unbekannten in ein Geheimlabor lässt, einredet, dass sie ihn nach der Offenbarung seines Namens ja doch kennen würde. Oder wenn ein zwielichtiger Professor versucht unserem Hauptdarsteller mit überaus sinnlosen Rorschachbildern auf die Schliche zu kommen, dieser aber mit den denkbar harmlosesten Interpretationen antwortet.

Das Spielsystem dahinter ist so simpel wie elegant. Gespräche führt ihr über Multiple-Choice-Optionen, die mehrere Verschachtelungen aufweisen und oft ins Leere führen, wenn ihr den falschen Faden aufgreift. Handlungen dirigiert ihr hingegen über ein kleines Menü aus vier kreisrund angeordneten Befehlen, die ihr per Maus oder Controller anwählt. Untersuchen, sprechen, ausführen und auf das Inventar zugreifen. Mehr gibt es nicht, mehr ist aber auch nicht nötig.

Stimmungsvolle Grafik mit Pfiff

Einen Großteil der Zeit verbringt man mit dem Untersuchen der Szenerie. Wo lässt sich irgendein Gerät bedienen oder ein Zeichen an der Wand erkennen, das einer Interpretation bedarf? Damit ihr immer wisst, was Tannhauser aus seinen Erlebnissen schließt, hört ihr in regelmäßigen Abständen, wie er Notizen für seine Sekretärin Beverly in ein Diktiergerät spricht. Die vierte Wand wird in der Demo also nie durchbrochen, was die Stimmung ungemein verdichtet.

Allerdings ist die Stimmung an sich schwer zu beschreiben. Sie pendelt stets zwischen Heimatfilm und Mystery-Serie, ist sich aber auch für den oben angessprochenen Klamauk nie zu schade. Das Großartige daran ist, dass der Witz stets trocken bleibt und nie aufgezwungen wirkt. Dadurch verpasst man vielleicht die eine oder andere Pointe, aber die, die ankommen, wirken dafür umso gelungener.

Das liegt mitunter an der Vermittlung der Szenarien. Alle Schauplätze – vom Dorfkern über das Verhörzimmer mit seinen kalten, ungemütlichen Fliesen bis zu einer uralten Höhle – wirken außergewöhnlich plastisch und real. Wenn ihr euch den Trailer unten anschaut und darin erfahrt, wie die Grafik verwirklicht wurde, wisst ihr, warum das so ist. Effekthascherei wird dadurch unnötig. Abseits kleiner Kameraschwenks, die eher der Übersicht dienen als der Vermittlung von Dynamik, lenkt nichts von der Beschaffenheit einer Kulisse ab. Trotzdem kommen grafische Feinheiten zum Einsatz, die das Entdecken spannender machen, beispielsweise Taschenlampen, die Details an der Wand einer Höhle sichtbar machen. Handwerklich spitze, keine Frage!

Trüberbrook - Kickstarter Pitch Trailer
btf und Headup Games haben das Adventure Trüberbrook für PC, PS4, Xbox One und Switch zu Kickstarter gebracht.

Das Einzige, was bisher negativ auffällt, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit der Kürze der Demo geschuldet ist, ist der Schwierigkeitsgrad. Die Rätseldichte der Demo überschaubar zu nennen, wäre geschmeichelt und die Lösung liegt meist sofort auf der Hand. Dieses Urteil hat allerdings kein Gewicht. Die Demo legt viel Wert auf die Vermittlung von Grafikstil und Handlungsoptionen. Selbst die Verhörszene dauert keine zwei Minuten. Womöglich wollten die Entwickler von Bildundtonfabrik einfach noch nicht zu viel verraten.

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