Test - Total War: Warhammer 3 : Groß, größer, Total War
- PC
Nachdem euch die Total-War-Reihe bereits an so allerlei Schauplätze führte, ist es nun wieder an der Zeit, ins Reich des Chaos zurückzukehren und mit fantastischen Kreaturen unglaubliche Feldzüge zu begehen. Die letzte große Bastion im Strategiespiel-Genre kehrt im Februar dieses Jahres zurück und nach etlichen Stunden in den Kampagnen, nach glorreichen Siegen und niederschmetternden Niederlagen können wir euch endlich verraten, was das Spiel von Creative Assembly auf dem Kasten hat.
Am 17. Februar erscheint mit Total War: Warhammer 3 endlich der Abschluss der Trilogie und bedeutet für Fans von rundenbasierten Strategiespielen erneut: schlaflose Nächte, abgekaute Fingernägel, kaputte Tastaturen und viele, viele Spielstunden, denn der fantasievolle Ableger der „Total War“-Reihe ist nicht nur bis ins Detail durchdacht, sondern auch unfassbar umfangreich und teilweise höchst anspruchsvoll.
Für Neueinsteiger liegt darin aber auch gleich der größte Negativpunkt an dem magischen Spektakel, denn trotz gut gemachtem Tutorial, vielen Hilfestellungen und Tipps, die jederzeit eingesehen werden können, erschlägt das Spiel mit einer riesigen Auswahl an Möglichkeiten, die absolut nicht optional sind, sondern grundlegend für den Sieg. Was für Anfänger bedeutet, dass sie sich sehr viel Text durchlesen und zahlreiche Mechaniken auswendig lernen müssen. Andernfalls ist Frust genauso wahrscheinlich wie eine Niederlage.
Strategisches Multiversum
Im Kern hat sich an dem Strategiespiel nichts geändert, was im Klartext bedeutet, dass ihr mit einer von acht Fraktionen eine der drei Kampagnen startet, euer Reich Schritt für Schritt ausbaut, mit eurer Armee über die Karte zieht und sowohl auf taktisches wie diplomatisches Geschick setzt, um alle Konkurrenten in die Schranken zu weisen. Städte wollen erobert und schließlich auch ausgebaut werden, die Armee wächst bestenfalls beständig und verschiedene Kommandanten helfen euch dabei, einen Krieg an mehreren Fronten zu schlagen.
Die hohe Zahl an feindlichen sowie neutralen Fraktionen sorgt auf der vergleichsweise großen Karte natürlich schnell dafür, dass sich Anfänger erneut ein wenig überfahren vorkommen können, denn es gilt, viele verschiedene Elemente des Spiels im Blick zu behalten und entsprechend darauf zu reagieren. Wer mindestens auf dem Schwierigkeitsgrad Normal spielt, ist dazu gezwungen, deutlich mehr zu tun, als lediglich mit dem Lieblingshelden umherzuwandern und schwächere Feinde auszuknocken.
Baut ihr euer Reich schnell aus, benötigt ihr eine entsprechend große Armee und Kommandanten, um die Territorien zu verteidigen, ansonsten bricht euer Grenzstreifen an allen Ecken und Enden ein. Wer als Verbündeter nicht zuverlässig ist, dem vertraut niemand mehr und andere Fraktionen schließen sich gegen euch zusammen. Ist eure Armee nicht ausgewogen genug, kann sie gegen strategisch gut aufgestellte Feinde nicht bestehen. Und so weiter und so fort. Es darf also ohne Übertreibung behauptet werden, dass dieser Titel zu den komplexesten Strategiespielen der heutigen Zeit gehört.
Letzten Endes steht und fällt euer Feldzug mit den Echtzeit-Schlachten, in denen ihr Hunderte von Soldaten befehligt, die zu Einheiten zusammengefasst und in unterschiedliche Typen eingeteilt werden. In einem komplexen Schere-Stein-Papier-System tragt ihr so eure Schlachten aus und achtet dabei auf die perfekte Positionierung von Einheiten, auf das richtige Timing und setzt auf unterstützende Zauber der Kommandanten, die im Alleingang ganze Auseinandersetzung zu euren Gunsten entscheiden können.
Neben dem strategischen Anspruch, der im Vergleich zu ähnlichen Titeln sehr hoch ist, gibt es noch einen unterhaltsamen Anteil an Rollenspiel-Flair, da ihr euren Helden und Kommandanten nach und nach neue Fähigkeiten und Zauber beibringen und sie mit erbeuteten Ausrüstungsteilen stärken könnt. So habt ihr nicht nur den sehr großen Unterschied zwischen den Fraktionen, sondern auch viele differenzierte Möglichkeiten innerhalb einer einzigen Fraktion, was den Wiederspielwert beinahe ins Unendliche treibt.
Wenn die KI nein sagt
Die größte Schwachstelle von Warhammer: Total War 3 ist leider die KI, die sich sowohl auf der Weltkarte als auch in den Schlachten teilweise sehr suspekt benimmt. Wir haben Kommandanten beobachtet, die verwirrt immer wieder die gleiche Strecke hin und her gelaufen sind, ohne auch nur irgendetwas zu machen, Mini-Armeen, die unseren Haupthelden attackierten, ohne dadurch etwas zu erreichen, und feindliche Helden, die wie angewurzelt über zig Runden an ihrem Platz stehen blieben.
In den Kämpfen selbst sah es ähnlich aus. Auch wenn solche Aussetzer eher selten waren, gab es dennoch einige Momente, in denen die KI einfach mit ihrer geballten Armee auf unsere zugestürmt kam, ohne irgendeine erkennbare Taktik anzuwenden. Manche Einheiten ließen sich sogar so lange von unseren Fernkampfeinheiten beschießen, bis sie beinahe komplett aufgerieben waren. Und manchmal rührten sich die Verteidiger einer Stadt einfach nicht vom Fleck und sahen tatenlos dabei zu, wie unsere Armee den Hauptplatz eingenommen hat.
Besonders schade waren diese Aussetzer in den Schlachten um die Ortschaften, denn diese Auseinandersetzungen wurden mit dem dritten Teil stark angepasst und fallen seitdem eigentlich taktisch recht anspruchsvoll. Städte haben nun nämlich mehrere Zugänge, Verteidigungsanlagen wie Wehrgänge und Wachtürme und erfordern, dass ihr eure Einheiten taktisch clever aufstellt und vorausschauend einsetzt. Zumindest, sofern der Feind sich überhaupt die Mühe macht, eurem Vorstoß etwas entgegenzusetzen.
Solltet ihr kein Interesse daran haben, die Kämpfe selbst auszutragen, könnt ihr den Ausgang der Schlacht auch berechnen lassen. Dadurch ist es nicht nötig, jedes Geplänkel selbst zu kommandieren, und ihr spart eine Menge Zeit und damit auch Nerven. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger der Spielreihe werden die Endresultate recht konkret angegeben und ihr erfahrt nicht nur bereits im Vorfeld, wie der Ausgang höchst wahrscheinlich aussehen wird, sondern auch, welche Einheiten dabei wahrscheinlich ins Gras beißen müssen.
So viele Fraktionen
Nicht nur die Möglichkeiten innerhalb einer Kampagne sind gigantisch, auch die Auswahl an Fraktionen kann sich sehen lassen. Insgesamt stehen euch in Total War: Warhammer 3 acht Rassen zur Verfügung, die sich bis ins kleinste Detail voneinander unterscheiden. Dies betrifft die Einheiten genauso wie die diplomatischen Möglichkeiten, die Art, wie die Fraktion mit Reichtümern, Religion, Städten und Soldaten umgeht, und noch vieles mehr. Im Grunde müsst ihr bei jeder Fraktion eine andere Strategie anwenden, auch wenn das grundsätzliche Spielprinzip gleich bleibt.
Zur Auswahl stehen die vier Chaosgötter Khorne, Tzeentch, Slaanesh und Nurgle, das russisch wirkende Volk der Kislev, die chinesisch angehauchten Cathay und natürlich die Chaosdämonen, die die Einheiten und Zauber aller vier Chaosgötter nutzen können. Abgerundet wird das Erlebnis durch das Ogerkönigreich, das aber Teil eines DLCs ist und nur Erstkäufern kostenlos zur Verfügung steht, die das Spiel bereits vor dem 24. Februar 2022 erworben haben.
Wie bereits angeschnitten sind diese acht Fraktionen sehr unterschiedlich und erfordern allesamt eine differenzierte Strategie. Der Unterschied bei den Völkern ist teilweise so groß, dass es gut möglich ist, dass ihr beispielsweise mit den Kislev zur unaufhaltsamen Macht der Eroberung werdet, während ihr mit den Cathay schwere Niederlagen hinnehmen müsst und mit den Ogern vielleicht gar nicht erst Fuß fassen könnt.
Daher ist es vor dem Spielstart unabdingbar, dass ihr euch eure gewählte Fraktion genaustens anseht. Wer sich beispielsweise für die Cathay entscheidet, muss auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Kräften Yin und Yang achten. Jede Aktion, wie das Bauen von Gebäuden oder Einheiten, Diplomatie oder auch das Erforschen einer neuen Technologie, verschiebt den Kompass in eine der beiden Richtungen. Doch nur wer das Gleichgewicht hält, bekommt wichtige Boni, die aus der eigentlich schwächlichen Rasse eine überaus starke und vielschichtige Fraktion machen.
Während ihr mit den Cathay strategisch clever vorgehen müsst und in Schlachten jeden Vorteil nutzt, um selbst deutlich stärkere Armeen zu besiegen, überrennen die Chaosdämonen und ihr Prinz einfach alles und jeden. Je nachdem, welchem der vier Chaosgötter ihr huldigt und Geschenke darbringt, erhaltet ihr entsprechende Einheiten und Boni. Entweder setzt ihr dabei komplett auf eine Richtung oder ihr haltet auch hier die Waage und macht euren Kommandanten zum Multitalent.
Diplomatie wird wichtiger
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Total War: Warhammer 3 ist nun die Diplomatie, die Fans in dieser Form bereits weitgehend aus anderen Teilen der Warhammer-Reihe kennen. Freundliche Beziehungen zu mindestens ein oder auch zwei anderen Fraktionen sind jetzt unabdingbar, denn es ist beinahe unmöglich, die Kampagne zu gewinnen, wenn man sich mit jedem einzelnen anlegt. Haltet ihr euch an die Vereinbarungen, hält man euch für vertrauenswürdig und geht eher Pakte mit euch ein, ein Umstand, den ihr für euch ausnutzen könnt.
Sagt ihr aber zu jedem Friedensvertrag ja und fallt dann dennoch immer wieder bei den entsprechenden Fraktionen ein, glaubt euch niemand mehr und ihr habt es sehr schnell mit einem Bund aus wütenden Feinden zu tun, die euch gemeinsam in eure Schranken weisen. Doch gut geführte Diplomatie dient nicht nur dem Zweck, euch vor dem geballten Hass aller Völker zu schützen, ihr könnt damit natürlich auch große Vorteile erringen.
Unterhaltet ihr mit anderen Fraktionen nämlich militärische Bündnisse, sammelt ihr automatisch so genannte Verbundenheit-Punkte, die ihr beispielsweise nutzt, indem ihr euch Einheiten eurer Verbündeten leiht oder diese bittet, eure Städte zu verteidigen beziehungsweise einen gemeinsamen Feind anzugreifen. Doch so richtig spannend wird es erst, wenn ihr die Möglichkeit erhaltet, Außenposten in den Städten eurer neuen Freunde zu errichten, wodurch ihr deren Einheitentypen nutzen und mit euren Truppen kombinieren könnt.
Es gibt noch reichlich andere Möglichkeiten, die im direkten Vorgänger nicht zur Verfügung standen und die meist aus anderen Ablegern der „Total War“-Reihe entliehen wurden, sich aber nahezu perfekt einfügen und einen gehörigen Mehrwert bieten. Dazu gehört beispielsweise das Tauschen von ganzen Siedlungen und der schnelle Handel. Unterm Strich darf behauptet werden, dass ihr die Diplomatie nicht unterschätzen dürft und höchstwahrscheinlich ernsthafte Probleme bekommt, wenn ihr sie nicht nutzt.
Zu zweit, zu viert, zu dritt ...
Wer kein Interesse daran hat, sich im Dauertakt mit der KI zu prügeln, kann die Hauptkampagne, die sich um den Bärengott Ursun dreht, diesmal mit bis zu acht Spielern bestreiten. Damit diese nicht einschlafen, während die anderen ihr Vorgehen planen und der Reihe nach umsetzen, und um dem Spiel einen gewissen Echtzeit-Faktor zu verleihen, agieren die Spieler alle gleichzeitig, was noch einmal eine gehörige Portion taktische Möglichkeiten und Anforderungen mit sich bringt.
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Die anderen beiden Kampagnen sind stark für den Multiplayer ausgelegt und vor allen Dingen „Etwas ist faul im Staate Kislev“ eignet sich perfekt dafür, an einem gemütlichen Nachmittag durchgespielt zu werden. In dieser kompakten Mini-Kampagne spielen bis zu drei Kontrahenten gegeneinander und erleben ein kurzes, aber knackiges Abenteuer, dass dank der vielen verschiedenen Fraktionen und Möglichkeiten nicht allzu schnell alt wird.
Wer gar keine Lust auf die Kampagnen hat und einfach nur ein paar Schlachten führen möchte, kann dies natürlich auch tun. Wahlweise mit der KI oder anderen Spielern könnt ihr Spielmodi wie Landgefecht und Belagerung ausprobieren, die Veteranen der Spielreihe natürlich schon kennen. Neu ist hingegen der Überlebenskampf, in dem eure Armee von einer Verteidigungslinie zur nächsten vorrückt und sich mehreren Wellen von Gegnereinheiten erwehren muss. Hier könnt ihr auf dem Schlachtfeld selbst frische Einheiten rekrutieren und Schutzwälle errichten, um eure Chancen aufs Überleben zu erhöhen.
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