Test - Resident Evil Village: Gold Edition : Was bringen Third-Person-Perspektive und der Shadows of Rose DLC?
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Vor etwa eineinhalb Jahren brach Ethan Winters auf, um seine Tochter zu retten. Solltet ihr den Trip ins osteuropäische Dorf bisher nicht gewagt haben, offeriert die Gold Edition die aktuell attraktivste Reiseoption. Söldner freuen sich über drei neue Charaktere, Kenner über die neu hinzugefügte Third-Person-Perspektive und alle mit Fernweh kehren im DLC Shadows of Rose noch einmal zurück zu altbekannten Schauplätzen.
Das Leben von Ethan Winters wünsche ich echt niemandem. Im Jahr 2014 macht sich seine Frau Mia einfach aus dem Staub, ohne Angabe von Gründen. Lediglich, dass er ihr nicht folgen soll, teilt sie ihm noch mit. Drei Jahre später hat der Unglücksrabe einigermaßen mit der Thematik abgeschlossen, dann erreicht ihn eine Mail, die ihn veranlasst, nach Dulvey, Louisiana, aufzubrechen. Schlechte Idee, hier muss er Bekanntschaft mit einer durchgeknallten Hillbilly-Familie machen und einen wahren Albtraum durchleben. Soweit zur Handlung von Resident Evil 7: Biohazard.
Schnellvorlauf drei Jahre in die Zukunft: Ethan und seine Frau Mia haben es geschafft, sich in Europa ein neues Leben aufzubauen. Selbst die traumatischen Ereignisse in Amerika haben sie hinter sich gelassen, es könnte so schön sein. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, Ethan verliert Mia ein weiteres Mal und Töchterchen Rose wird verschleppt. Auf seiner Reise, die Kleine zu retten, verschlägt es ihn in ein mysteriöses Dorf, dessen Bewohner mehr Monster als Menschen sind. Lykaner, Zombies und Vampire, typisch osteuropäischer Horror eben. Weniger verzweifelt gestaltet sich seine Ausgangslage in Resident Evil Village also auch nicht.
Die obige Zusammenfassung beinhaltet bewusst wenige Details, denn durch euren Klick auf diesen Test ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr den nunmehr achten Teil der Horror-Reihe bisher ausgelassen habt. Die Gold Edition markiert den perfekten Einstiegspunkt, denn mit der Winters-Erweiterung erhaltet ihr neben dem Hauptspiel auch gleich den backfrischen DLC Shadows of Rose sowie den Third-Person-Modus. Und das alles für gerade einmal zehn Euro mehr.
Third-Person: cool, aber mit kleinen Problemen
Eines muss man Capcom lassen: Die Firma schenkt den Fans Gehör. Angesichts spielerischer Parallelen zum Serienklassiker Resident Evil 4 wünschten sich viele Spieler ein Feature, das in der Entwicklung eigentlich so gar nicht geplant war: die Möglichkeit, sich in der Third-Person-Perspektive zu gruseln. Tatsächlich gaben sich die Entwickler einen Ruck und als Resultat schaut ihr Ethan nun wahlweise über die Schulter, anstatt die Welt in der Ego-Perspektive durch seine Augen wahrzunehmen.
Wie viel Arbeit in die Umsetzung der Perspektive floss, zeigt sich in ihrer famosen Umsetzung. Während des Spielens kam bei mir zu keinem Zeitpunkt der Gedanke auf, dass die First-Person-Ansicht zwingend besser passen würde. Lediglich die Zwischensequenzen wirken nun etwas unnatürlich. Wenn ich mich aus der Schulteransicht auf einen Maschendrahtzaun zubewege, in der Ego-Sicht unter ihm hindurchkrieche und anschließend direkt wieder aus Ethans Haut herausfahre, dann ist das wohl nicht besser umsetzbar – aber halt auch nicht ideal.
Dennoch spielt sich Resident Evil Village mit der neuen Kameraoption beachtlich gut, war der Titel doch absolut nicht darauf ausgelegt. Natürlich funktionieren einige Jumpscares, wie die Krähe relativ zu Spielbeginn, nur noch bedingt. Auch Lady Dimitrescus schiere Größe wirkt weit weniger bedrohlich. Aber die wichtigen Punkte, die laufen wie ein Uhrwerk. Egal ob Erkundung der Welt, Zielen in Kämpfen oder Verstecken vor der Hausherrin: Wüsste ich nicht, dass die Third-Person-Steuerung nachträglich reingepatcht wurde, ich bin mir nicht sicher, ob ich es bemerkt hätte. Wechseln dürft ihr nicht jederzeit, dafür müsst ihr zwingend ins Hauptmenü zurückkehren.
Söldner-Boni: Für Fans eine Bereicherung
Zugegeben, da greife ich tief ins Phrasenschwein. Aber für mich als jemand, der vor allem den Horror-Aspekt, die subtilen Schocker, den nuancierten Grusel an Resident Evil schätzt, widerstrebt mir jeglicher Fokus auf Action. Deshalb gefiel mir Village insgesamt auch schlechter als der Vorgänger, es hatte mir zu viel Geballer, Monster und anderen Ballast.
Doch der Söldnermodus, in dem ihr möglichst schnell möglichst viele Feinde in die ewigen Jagdgründe schicken müsst, erfreut sich einiger Beliebtheit und erfährt mit der Winters-Erweiterung auch einige Liebe. Zum einen seien da die zwei neuen Maps genannt: Bloody River und Bloody Village. Die basieren, wie alle bisherigen Karten auch, auf Gebieten aus dem Hauptspiel.
Die eigentlich spannende Neuerung, das sind allerdings die neuen Charaktere, in deren Haut ihr schlüpfen dürft. Mit Chris Redfield fühlt sich alles noch am gewöhnlichsten an. Der ewige Berufssoldat schlägt im Nahkampf mit seinen blanken Fäusten heftig zu, was seine Wut aufbaut. Bei voller Leiste löst ihr den Ansturm aus, wodurch sich Geschwindigkeit und Angriffsstärke erhöhen. Aber Vorsicht, sich selbst heilen oder blocken gehört nicht zum Repertoire von Chris.
Noch spannender fällt Lady Dimitrescu aus, das Quasi-Maskottchen des Spiels. Die riesige Vampirlady mischt alleine schon durch ihre Körpergröße von 2,90 Meter die Karten neu. Durch Attacken mit ihren Krallen füllt ihr außerdem eine besondere Leiste, als Bonus ruft ihr unter anderem die blutgierigen Töchter der Hausherrin herbei. Der Mantelträger Heisenberg hingegen nutzt seine magnetischen Kräfte und beschwört die fiesen Soldaten-Jets aus der Fabrik.
Shadows of Rose: weniger Action und Third-Person-Zwang
Auch wenn das Hauptspiel bereits knapp eineinhalb Jahre auf dem Buckel hat, spreche ich hiermit eine ausdrückliche Spoiler-Warnung aus und empfehle euch, den folgenden Abschnitt zu überspringen. Für den DLC-Genuss solltet ihr die Story von Village beendet haben, und selbst dann neigt die Geschichte noch dazu zu verwirren. Shadows of Rose wird direkt aus dem Boni-Menü angewählt, unabhängig von eurem Stand beim Hauptspiel.
Shadows of Rose rückt, wenig überraschend, Ethans Tochter in den Fokus. Ganze 16 Jahre nach den Ereignissen des Hauptspiels kehrt sie mehr oder weniger freiwillig zurück ins Schreckensdorf. Ihr Ziel: endlich ihre Kräfte loswerden und wieder ein normales Leben leben. Kein Monster mehr sein. Dem Mobbing in der Schule so ein Ende setzen. Dafür bereist sie Schloss Dimitrescu und andere Schauplätze, die euch als Village-Veteran sicherlich bekannt sein dürften. Aber ihre Art des Besuchs gestaltet sich nicht so direkt wie noch bei Ethan und so haben sich gewisse Umstände und Wege geändert. Aber nie in einem Maße, dass man sich als Veteran nicht mehr zurechtfinden würde.
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Begleitet wird Rose von einer seltsam leuchtenden Schrift, die sogar mit ihr kommuniziert und mit Waffen versorgt. Doch ironischerweise wird nicht diese, sondern der Mutamyzet ihr bester Freund. Mit dessen Macht hält sie sich die Gesichtsfresser vom Leib, bleiche Gestalten, die, nun ja, ihr Gesicht fressen wollen. Doch Vorsicht, die Pilz-Aufladungen sind begrenzt. Jedes Mal kontern, wenn ihr gepackt werdet, ist also ebenso wenig möglich wie dauerhafte Betäubung der Gegner. Tödlich wirkt der Myzet übrigens nicht, Schaden verursacht ihr nur mit einer Pistole, beziehungsweise später auch einer Schrotflinte. Insgesamt spielt sich Shadows of Rose so deutlich ruhiger als das Hauptprogramm, der verringerte Action-Anteil erinnert angenehm an frühere Serienteile.
Passend dazu steht im DLC die First-Person-Ansicht gar nicht zur Auswahl. Roses Trip erlebt ihr zwangsweise aus der Schulterperspektive. Während das einen Großteil der Zeit super passt, konnte ich mir ein paar Stellen aus der Ego-Sicht sogar besser vorstellen. Beispielsweise als ich rückwärts laufend vor fiesen Puppen floh. Denn die bewegten sich konsequent auf mich zu, ließ ich sie aus meinem Spielfeld entschwinden. Das hätte durch Roses Augen sicherlich noch ein deutliches Immersions-Plus erfahren.
Ganz allgemein verbringt ihr in Shadows of Rose mehr Zeit damit, euch zu verstecken, und auch Weglaufen steht öfter auf der Agenda als noch in der Haut von Ethan. Zumeist neigt das Geschehen dazu, euch Stealth-Rätsel vorzusetzen. Besonders, wenn ihr den richtigen Pilzkern finden müsst, dessen Auswüchse den Ausgang zum nächsten Gebiet verschließen. Auch hierbei ironisch: natürlich merzt ihr das Unkraut mit eurem eigenen Myzeten aus. Die üblichen Resident-Evil-Puzzles, bei denen ihr kryptische Texte entschlüsselt und so die korrekte Anordnung von Bildern und Statuen herausfindet, fehlen ebenfalls nicht.
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