Test - Resident Evil 5 + 6 : Switch-Test: Heute noch so schlimm wie damals?
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Resident Evil 5 und 6 gelten als die beiden umstrittensten Teile der Reihe. Entweder man liebt oder hasst sie. Nun suchen die Stilbrecher die Switch heim. Wie stehen die Action-Resis heute da?
Resident Evil 5 und 6 spalteten vor zehn beziehungsweise sieben Jahren die Fangemeinde, kurz nachdem die Reihe nach Teil 4 wieder als strahlender Stern am Horror-Himmel leuchtete. Das eine Lager begrüßte die Loslösung vom Horror hin zu einem actionreichen Zombie-Shooter, die anderen befanden, die einstige Survival-Horror-Legende habe den Boden unter den Füßen verloren. Nun landen die beiden Spiele mitsamt sämtlicher DLCs auf der Switch. Die ist mit inzwischen sieben Ablegern fast schon die Hauptresidenz des Bösen. In Japan gesellt sich sogar Resident Evil 7 per Cloud-Gaming hinzu.
Aber lohnt es sich heute noch, 5 und 6 ein Zuhause auf seiner Switch zu bieten? Schon Anfang des Jahres machte die erste Welle an Resi-Ports eine gute Figur auf der Kleinkonsole. Die Antwort auf die Frage, ob das auch den Neuzugängen gelingt, lautet: Jein.
Mit Teil 4 frisch in Erinnerung, ohne die ursprüngliche Entwicklungspause von vier Jahren, fällt auf, wie schamlos die direkte Fortsetzung abgeguckt hat. Sounddesign, Spielelemente, Perspektive, Gegner usw. folgen getreu dem Motto: “Ändere nicht, was funktioniert.” Dem würde ich im Großen und Ganzen auch nicht widersprechen, doch gerade 1:1 kopierte Elemente wie kettensägenschwingende Gegner verlieren beim zweiten Mal eben viel von ihrem Schrecken. Das bildet auch 2019 noch das Kernproblem von Resident Evil 5: Es ist einfach nicht unheimlich, zuweilen eklig, ja, aber niemals gruselig.
Dennoch trägt Teil 5 aus heutiger Sicht viel zum Worldbuilding und der übergeordneten Story bei, für die ich Resident Evil so schätze. Ganz unabhängig davon handelt es sich auch heute noch um einen tollen Koop-Shooter, der auch als solcher gespielt werden sollte, da die KI der Begleiterin Sheva dämlich agiert wie eh und je. Die kantige Steuerung ist im Jahr 2009 stecken geblieben, aber hier bietet die Switch eine tolle Verbesserung: Gezielt werden kann sowohl in Resident Evil 5 als auch in 6 per Bewegungssteuerung, was präzise Kopfschüsse erheblich vereinfacht.
Trashig, aber unterhaltsam
Der eigentliche Albtraum in Resident Evil 6 ist die völlig chaotische Erzählstruktur. Aber ich rechne Capcom den mutigen Schritt an, etwas Neues auszuprobieren und es damit auch noch allen recht machen zu wollen. Auf finanzieller Seite hat das sogar funktioniert. Inhaltlich wirkte der globale Krieg gegen den Bioterrorismus überladen und überambitioniert.
Mithilfe des Internets ist es inzwischen viel einfacher, die vier miteinander verwobenen Handlungsstränge der sieben Hauptcharaktere nachzuvollziehen - und das obwohl in diesem Spiel so viel explodiert, dass man von Glück reden kann, überhaupt noch irgendetwas folgen zu können. Die Geschichte springt in der Zeit häufiger hin und her als ein Grashüpfer auf Brautschau, weswegen mir die unterschiedlichen Schwerpunkte der Pfade vor sieben Jahren kaum aufgefallen sind.
Mit etwas Abstand kann ich über die geradezu absurd überspitzte Michael-Bay-Action lächeln und wertschätzen, wie fantastisch die unterschiedlichen Schauplätze des Spiels umgesetzt wurden und sogar auf der Switch glänzen. Trotzdem: zu wissen, wo Resident Evil herkommt und wohin es wieder führen sollte, lässt die lächerlichen Action-B-Movie-Momente in einem bizarren Licht erscheinen. Mit der gegenwärtigen Sicherheit, dass es wieder aufwärts gehen sollte, konnte ich Resident Evil 6 auf der Switch zum ersten Mal reuelos als trashiges Action-Fest genießen, ohne mir um den Gesamtzustand der Reihe Sorgen zu machen.
Getrübt wird der Genuss beider Spiele von gelegentlichen Performance-Problemen. Gerade in größeren Gegnerwellen gerät das sonst flüssige Bild ins Stocken. Überraschenderweise hat der Splitscreen keinen drastisch verschlimmernden Effekt darauf.
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