Test - Like a Dragon: Ishin : Test: Acht Jahre mussten die Fans warten
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Solltet ihr zu den Yakuza-Fans gehören, die nicht überwunden haben, dass der Ableger „Ryū ga Gotoku Ishin!“ nie außerhalb von Japan auf den Markt gekommen ist, dann haben wir jetzt gute Nachrichten für euch, denn das Spiel, das in der chaotischen Bakumatsu-Epoche spielt, kommt als Mix aus Remake und Remaster und unter dem Namen Like a Dragon: Ishin! am 22. Februar 2023 endlich auch in unsere Gefilde.
Nicht gerade viele Fans der Videospielreihe haben noch damit gerechnet, dass der Ableger Like a Dragon: Ishin, der bereits 2014 exklusiv in Japan für die Playstation 3 und Playstation 4 veröffentlicht wurde, je seinen Weg nach Europa finden würde - noch dazu als Remake, in dem die originalen Charaktere durch Figuren aus Yakuza 6 und 7 ersetzt wurden. Angesiedelt in einem realistischen Japan der 1860er Jahre, untermalt mit rockiger, moderner Musik. Mit einem Samurai als Hauptcharakter, der einen Revolver benutzt.
Exzellente Handlung und viel Klamauk
All das ist der ganz normale Wahnsinn von Like a Dragon: Ishin, das, wie für Spiele der Yakuza-Reihe bekannt, auf einen absurden Mix aus Drama mit Tiefgang und Humor mit Schieflage setzt. Wer andere Titel aus diesem Franchise bereits kennt, weiß natürlich, womit gerechnet werden darf, Neulinge und Interessierte sollten sich hingegen auf einen extremen Kontrast einstellen, dessen positiven Aspekte sich erst enthüllen, nachdem bereits etliche Stunden ins Land gezogen und einige Leerläufe überwunden worden sind.
Doch wer Sitzfleisch beweist, sieht sich von lobenswert ausgearbeitete Charakteren umgeben, die überzeugend dazu einladen, sich näher mit der Welt, ihren Bewohnern und den Gegebenheiten der Zeit auseinanderzusetzen. Während allerlei Minispiele, Nebenmissionen sowie optionale Dialoge dafür sorgen, dass man die relevanten NPCs stetig etwas besser kennenlernt, bis man sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen fühlen und lachen kann. Es kann ein extrem einnehmendes Spiel sein, wenn man denn bereit ist, einige Stunden zu investieren.
Wer den sperrigen und wenig einsteigerfreundlichen Prolog hinter sich gebracht und einen gewissen Fortschritt in der Handlung erreicht hat, wird erkennen, dass die Geschichte ordentlich Tiefgang und einige interessante Wendungen vorzuweisen hat. Abgerundet wird das Erlebnis durch eine illustre Runde aus Individuen, die allesamt sehr interessant sein können, sofern man ihnen erlaubt, mehr zu sein als ihr erster Auftritt. Tatsächlich sind in dem Remake so viele gute Figuren dabei, dass es sofort Sinn ergibt, warum der Fokus beim Aufhübschen auf den Charakteren lag.
Denn die Entwickler haben sichtlich viel Mühe darauf verwendet, die Animationen, allen voran die Mimik, im Vergleich zum 2014er-Original aufzupolieren. Das Ergebnis spiegelt sich, zumindest bei relevanten Figuren, in ausdrucksstarken Gesichtern und damit deutlich realistischeren Unterhaltungen. Es ist möglich, die Gefühle von Gesprächspartnern abzulesen, ohne dass diese Darstellungen von Emotionen stark überzogen wurden. Diese Investitionen gingen dafür auf Kosten anderer Bereiche.
Obwohl die Auflösung dieser kruden Mischung aus Remake und Remaster drastisch erhöht und die Texturqualität allerorts verbessert wurde und obwohl auch die Beleuchtung deutlich schöner als noch vor knapp acht Jahren anzusehen ist, sieht man dem Spiel sein eigentliches Alter in beinahe jedem Bereich überdeutlich an. Vom altbackenen Interface, das nicht im besten Sinne an Yakuza 5 erinnert, über die kantigen Gebäude bis hin zu den unsauber animierten NPCs, die an Straßenwegen stehen und euch die Aussicht ruinieren.
Anspruchsvolles Kampfsystem
Mit eurem Hauptcharakter könnt ihr euch durch einen kleinen, aber frei begehbaren Bereich von Kyoto bewegen, in dem ihr schnell zu einem schrägen Mix aus Mädchen für alles und Beschützer mit Blutdurst werdet. Ihr seid nicht nur damit beschäftigt, unschuldigen Menschen in Not zu helfen und fiesen Verbrechern das Ableben zu erleichtern, nein, ihr baut auch euer eigenes Gemüse im Garten an, helft einem Mädchen, ihre Schulden abzubezahlen, besorgt Unmengen an Materialien für einen bastelwütigen Jungen und und und ...
Vor allen Dingen lauft ihr aber, und auch das ist für diese Spielreihe beinahe schon ein Markenzeichen, immer wieder etlichen Gegnern in die Arme, die jedoch nicht wie in Yakuza: Like A Dragon in rundenbasierten Kämpfen zersäbelt werden, sondern wieder wie gewohnt in Echtzeitprügeleien. Dafür stehen euch erneut vier verschiedene Kampfstile zur Verfügung, deren freischaltbare Verbesserungen bei den regelmäßigen Straßenschlachten irgendwann dermaßen übermächtig sind, weswegen die Geplänkel sehr schnell sehr langweilig werden.
Es ist entsprechend nur normal, dass ihr die vielen Herausforderer schnell zu umgehen versucht, da sie lediglich Zeit fressen. Doch wer das tut, kann auf lange Sicht Probleme bekommen, denn der Wechsel zwischen den Kampfstilen und das Wissen, in welcher Situation welche Technik überlegen ist, werden hauptsächlich in diesen Begegnungen eingetrichtert. Ignoriert ihr die Kämpfe, bekommt ihr bei den anspruchsvollen Bossen in den Hauptmissionen Probleme, denn diese machen es unabdingbar, dass ihr das Kampfsystem sehr gut versteht.
Doch auch das Beschützen eures kleinen Stadtteils kann schwierig werden, wenn ihr nicht übt, denn mit eurem Fortschritt in der Story werden diese Schlägertypen irgendwann ebenfalls sehr stark und wer nie gelernt hat, den potenziellen Flow des Kampfsystems voll auszunutzen, wird irgendwann sogar von Handlangern in die Ecke gedrängt. Daher ist es in Like a Dragon: Ishin überaus wichtig, sich mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen und immer wieder Kombinationen zu üben, auch wenn es manchmal etwas langweilig werden kann.
Entsprechend ist es sinnvoll, häufig zwischen dem zu wechseln, was euch zur Verfügung steht. In diesem Fall bloße Fäuste, mit denen kleine Fische schnell aus dem Programm genommen werden, das Schwert, das bei euren Feinden schlimme Verletzungen verursachen kann, aber nur dann, wenn ihr das richtige Timing erlernt habt, und der historisch tatsächlich korrekte Revolver, mit dem euch einige Möglichkeiten für den Distanzkampf zur Verfügung stehen. Einzeln machen diese Kampfoptionen Spaß, kombiniert sind sie jedoch das zweitgrößte Pro-Argument des Spiels.
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Obendrauf kommt noch ein recht spezieller Dungeon-Crawler-Modus, in dem ihr diverse Soldaten-Karten einsetzen könnt, und der Modus Another Life, der sich um die zuvor erwähnten Schulden des Mädchens Haruka dreht. Nicht zu vergessen die vielen Beziehungen, die ihr zu diversen NPCs aufbauen könnt, um noch mehr Minispiele und Boni freizuschalten. Ihr seid also in nahezu allen Bereichen sehr lange beschäftigt und werdet selbst nach etlichen Spielstunden noch neuen Inhalte freischalten und Geheimnisse entdecken.
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