Special - Final Fantasy mit Orchester : Videospielmusik wird klassisch
Distant Worlds mit der Musik von Final Fantasy kehrte nach Wien zurück. Gleich an zwei Abenden bespielte das Distant Worlds Philharmonic Orchester unter der Leitung von Dirigent Arnie Roth das Wiener Konzerthaus. Gameswelt war bei dem Spagat aus Videospiel und klassischem Orchester dabei und interviewte Final Fantasy Komponist Nobuo Uematsu.
Das Wiener Konzerthaus in der Lothringerstraße feierte vergangenes Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Eröffnet wurde die „Stätte für die Pflege edler Musik, Sammelpunkt künstlerischer Bestrebungen, das Haus für die Musik“ übrigens damals unter der Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph. Für die Feierlichkeit schrieb Richard Strauss sogar ein „Festliches Präludium“. Die Musik, die heute in dem ehrwürdigen Gebäude erklingt, ist Klassik, Jazz oder Modern – allerdings finden sich bei den Ankündigungen zu letzterer Kategorie auf der Website keine Chartbreaker oder Rockbands, sondern etwa das ORF Radio Symphonieorchester. Jugendkultur gibt’s woanders. Normalerweise.
Final Fantasy in der Mozartstadt
Umso interessanter war es daher, der Einladung zu Distant Worlds zu folgen. Die Spielreihe Final Fantasy räumte ja in den vergangenen Jahren wegen der tollen Geschichten, der kinoreifen Filmsequenzen und auch wegen der herausragenden Musikuntermalung einen Preis nach dem anderen ab. Damit sorgten und sorgen die Spiele für eine einzigartige Stimmung. Nobuo Uematsu, der Komponist, der für die meisten Final-Fantasy-Teile die Musik schrieb, wollte aus seinen Werken mehr herausholen und adaptierte sie für Distant Worlds für Orchester.
Das Distant-Worlds-Ensemble reiste vergangenes Jahr übrigens schon einmal um den Globus. Wien hatte allerdings bereits damals einen Sonderstatus. Denn der Komponist war sich nicht sicher, wie seine Musik in der Stadt von Mozart aufgenommen wird. Aber weil es ein großer Erfolg war, startete man diese Jahr wieder eine Tournee und buchte gleich zwei Termine im Konzerthaus. Andererseits: Der Große Saal hat 1.865 Plätze. Kann Distant Worlds diese füllen? Und auch gleich an zwei Tagen hintereinander?
Videos mit Live-Musik
Eine halbe Stunde vor Beginn ist das Foyer bereits gut gefüllt. Viele Leute in Abendgarderobe. Auf einem Konzert, bei dem die Besucher aussehen, als kämen sie gerade vom Opernball, sind wir eher selten in dieser Branche. Aber egal. Es gibt auch viele, die ganz normal gekleidet sind, und einige, denen man ihre Verbundenheit zu Final Fantasy ansieht – bei den meisten am T-Shirt, bei einigen Cosplayern eben am ganzen Outfit. Nachdem wir für eine Kurzrecherche mit einigen gesprochen haben, bestätigt sich unser erster Verdacht, dass wohl ein Drittel richtige Fans sind, ein Drittel „Hey, das klingt interessant, das könnten wir uns anschauen“-Publikum und ein Drittel „normaler“ Konzerthausgeher, die ein Abo besitzen.
Als das Orchester seinen Platz auf der Bühne bezieht, ist der Große Saal gut gefüllt. Sogar die Galerie und die Logen sind allesamt besetzt. Nachdem der Chor und der erste Geiger unter Beifall ihre Plätze bezogen haben, tritt endlich Dirigent Arnie Roth an sein Pult. Hinter dem Orchester an der Wand ist eine große Leinwand aufgespannt, auf der bislang nur das Logo von Distant Worlds zu sehen war. Als die Musik mit einem Medley der ersten drei Final-Fantasy-Teile einsetzt, laufen auf der Leinwand die kleinen, herzigen Spielfiguren von damals herum.
Videospiele einmal anders
Und so geht das eine ganze Weile. Arnie Roth erzählt ein bisschen und kündigt immer die nächsten zwei oder drei Stücke an. Dabei ist hin und wieder von irgendwo im Saal frenetischer Jubel zu hören - schon bei der jeweiligen Ankündigung. Weitere Stücke sind etwa „Don’t be afraid“ (Final Fantasy VIII), “To Zanarkand” (Final Fantasy X) oder “You’re Not Alone” (Final Fantasy XI). Dazu gibt’s natürlich immer die Videos der entsprechenden Spiele. Und obwohl das Zusammenspiel aus Video und Musik nicht immer perfekt harmoniert, passen die gezeigten Filmsequenzen doch größtenteils gut zur orchestralen Beschallung.
Drei balladenartigen Stücken leiht die Solosopranistin Susan Calloway ihre Stimme. Ein paar andere Melodien stammen aus Kampfszenen und sind entsprechend rasant. Eine schöne Mischung. Die Musik herausnehmen und so das Ganze einem viel breiteren Publikum zu präsentieren, ist ein interessanter Ansatz. Natürlich bringt so eine Konzert-Tournee auch marketingtechnisch was für neue Titel. Aber ob sich die Spiele dadurch besser verkaufen, sei dahingestellt. Es waren vielmehr zwei schöne Stunden, die einem von der Musik, die man sonst so nie hören kann, beschert werden. Wir freuen uns auf nächstes Jahr.
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