Test - Shin chan: Abenteuer in Kohlenburg : Test: Endlich wieder Sommerferien!
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Er tanzt den Po-Boogie-Woogie, pfeift auf jegliche gesellschaftliche Konventionen und präsentiert seinen nackten Hintern bei so ziemlich jeder Gelegenheit. Der fünfjährige Shinnosuke Nohara macht es seinen Eltern wahrlich nicht leicht und bringt sie oft genug in Verlegenheit. Da kommt ein Urlaub auf dem Land gerade recht, schließlich tobt der Bengel sich einfach an der frischen Luft aus, während Mama und Papa eine wohlverdiente Auszeit genießen. Auch für euch könnte sich der Trip in die Akita-Präfektur lohnen.
Seid ehrlich, ihr denkt doch auch manchmal an die unbeschwerten Sommerferien zurück. Keine Verpflichtungen, kein Druck, einfach pure Freizeit. In genau diesen Geisteszustand kann euch Shin chan: Abenteuer in Kohlenburg versetzen. Erwartet aber keine ausgefeilten Mechaniken, große Herausforderungen oder filmreife Storylines. Vielmehr folgt das Entwicklungsstudio Neos strikt der Formel von Manga- und Anime-Vorlage: Es geht entspannt und humorvoll zu, mit einem Hang zu blöden und teils seltsamen Sprüchen.
Kleiner Kerl, große Klappe
Entsprechend werfen Shin-Chan und seine Freunde am laufenden Band mit Zoten um sich, besonders sein Großvater Gary betont gerne, wie sehr er sich doch „eine schicke Schnecke“ wünschen würde. Neue Quests bestätigt der Hauptcharakter gerne mal mit seiner Catchphrase „Alles klar im BH!“, woher auch immer ein Fünfjähriger wissen sollte, was ein Büstenhalter ist. Wenn ihr diesen speziellen Humor schon in den Vorlagen nicht mochtet, lasst ihr das Abenteuer in Kohlenburg am besten direkt aus. Alleine schon, weil der berüchtigte Po-Boogie-Woogie-Tanz als Sprint genutzt wird. Infantilismus schreiben die Entwicklerinnen und Entwickler groß.
Kommt ihr damit aber zurecht, erwartet euch ein vergleichsweise seichtes Abenteuer, bei dem ihr zu Beginn die überschaubare Region rund um das Ferienhaus der Noharas erkundet. Die Gegend versprüht die wunderschöne Atmosphäre des japanischen Hinterlandes, wie es sich ein westliches klischeebelastetes Gehirn nicht besser ausdenken könnte. Durch die bewässerten Reisfelder entstehen im Rahmen der reduzierten Cartoon-Optik stimmige Panoramen, die Häuser wirken nicht nur durch die traditionellen Tatami-Matten herrlich rustikal und auch Smartphones existieren in der Akita-Präfektur scheinbar nicht.
In Shin chan: Abenteuer in Kohlenburg schreiten die Tage mit der Zeit beständig voran, das Spiel schränkt euch bei euren Aktivitäten aber kaum ein. Zu Beginn schenkt euch Opa Gary ein Insektenfangnetz und kurz darauf eine Angel. Ihr fangt durchgehend Insekten sowie Fische und sammelt Kräuter, dahinter stecken aber keine ausgefeilten Mechaniken, simples Tastendrücken im richtigen Moment reicht aus. Zudem bestellt Shin-Chan die Felder vor der Ferienhütte selbst, neue Samen für Mais, Kartoffeln, Karotten oder Yamswurzeln erhaltet ihr durch absolvierte Nebenquests.
Sobald sich die namensgebende Kohlenstadt öffnet, ändert sich am eigentlichen Spielprinzip nur wenig. Mit einem Zug düst ihr jederzeit in das zweite Gebiet, das euch wie schon die Akita-Region nicht von Beginn an komplett offen steht. Erst durch absolvierte Nebenquests erweitert ihr euren Bewegungsradius nach und nach.
Wobei die kleinen Aufgaben wahrlich nur schwer als Quests betitelt werden können. Letztlich müsst ihr stets bestimmte Objekte, Insekten, Fische, Pflanzen oder Bauteile besorgen. Der Weg ist hier das Ziel und der fällt mehr als entspannt aus. Es drohen keine Strafen oder gar ein Game Over, selbst wenn ihr mal drei Tage am Stück Fünfe gerade sein lasst und euch nicht um eure aktuellen Missionen kümmert. Dieser lockere Ansatz in Kombination mit dem allgegenwärtigen Sommerferien-Flair bietet den perfekten Kontrast zum anbrechenden tristen Herbst und erinnert schon fast an eine Light-Version von Animal Crossing.
Kohlenburg in Gefahr
Warum aber reisen die Oharas überhaupt in die Akita-Präfektur? Eine Geschäftsreise des Familienvaters Hiroshi sorgt für den unerwarteten Sommer-Trip und nach den idyllischen ersten Tagen steht plötzlich der ansonsten strahlend weiße Hund Lucky rußverschmiert vor der Tür. Shin-Chan folgt ihm wie das neugierige Balg, das er ist, und entdeckt so den Zug nach Kohlenburg. Die Stadt wirkt, als sei sie in der Shōwa-Zeit stehengeblieben und wäre einst wohlhabend gewesen. Diese Tage sind aber lange vorbei.
Mit seinen krummen und schiefen Gebäuden erscheint der Ort fast wie ein Hirngespinst eines Heranwachsenden, das kann aber kaum sein. Schließlich trefft ihr viele nette Menschen wie Restaurantbetreiberinnen, Erfinderinnen, Bauarbeiter und andere Personen. Natürlich tragen auch sie euch allesamt Fetch-Quests auf. Außerdem dürft ihr mit genügend gesammelten Zutaten Kochaufträge abgeben. Doch auch hier gilt: keine Minispiele, den Kochlöffel schwingt ihr nicht selbst.
So nett Kohlenburg auf den ersten Blick wirken mag, irgendetwas Seltsames geht hier vor sich. Überall stehen Personen in Schutzanzügen herum und ein seltsamer Mann schmiedet in Zwischensequenzen dubiose Pläne. Ein Großteil der Gespräche ist vertont, allerdings nur wahlweise auf Japanisch, Chinesisch, Koreanisch oder Kantonesisch. Doch zumindest die deutsche Textübersetzung leistet sich keine groben Schnitzer, wie auch die unauffällige Musik. Die verwöhnt eure Ohren nicht gerade mit Ohrwurm-Beats, plätschert aber angenehm passend zum entspannten Spiel im Hintergrund vor sich hin.
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