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Test - Der Pate 2 : Eher skandalös als mafiös

  • PC
  • PS3
  • X360
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Das alles klingt erst mal gar nicht so uninteressant, zumal schon etwas Bewegung in die Sache kommt. Zumindest ab dem Miami-Abschnitt, wo ihr es mit zwei gegnerischen Familien auf einmal zu tun bekommt. Letztendlich versanden die RPG- und Strategie-Elemente aber dennoch im Nirwana. Warum? Weil ihr recht schnell feststellt, dass eine echte Strategie im Grunde gar nicht nötig ist. Stattdessen schnappt ihr euch ein Team aus sinnvollen Leuten und ballert im Third-Person-Modus alles zu Klump, um die Läden so schnell es geht zu übernehmen.

Das Anheuern von Wächtern wird zur Nebensache. Einfach alle Nebenjobs annehmen, die sich bieten, und ihr sackt schon beim normalen Übernehmen feindlicher Läden so viel Kohle ein, dass ihr nie in Geldnot kommt und immer die maximale Anzahl an Wachen anheuern könnt. Dadurch kommt es selten zu feindlichen Übernahmen und im Normalfall könnt ihr ganz locker alles nach und nach erobern. Ob ihr nun gezielt auf Kartelle geht oder bestimmte Einrichtungen, ist im Grunde absolut irrelevant.

Beförderung in der Familie

Das Aufwerten eurer KI-Kollegen ergibt hingegen durchaus Sinn. Und sei es nur deswegen, weil sie aufgrund ihres meist etwas dusseligen Vorgehens sonst eher ein Klotz am Bein als eine Hilfe sind. Glücklicherweise gibt es rudimentäre Befehle (zu einer mit dem Fadenkreuz markierten Stelle schicken und folgen). Die tun speziell bei den Kämpfen gegen Mitglieder gegnerischer Familien Not, denn deren Tötung ist meist nur unter bestimmten Bedingungen möglich.

So will der eine mit einem Molotov-Cocktail erledigt werden, der nächste muss erwürgt werden. Habt ihr dabei eure Mannen nicht in sicherer Entfernung geparkt, funken sie euch durchaus mal dazwischen und ruinieren den Job. Habt ihr alle Einrichtungen einer Familie übernommen, geht es zum Sturm auf den Wohnsitz der Chefs. Auch dort ist es nicht damit getan, euch durch die Gegnerscharen zu schießen und den Chef zu erledigen. Nein, das Haus muss unbedingt gesprengt werden.

Flaues Gefühl in der Magengegend

Einen Betrieb zu übernehmen, sieht nicht ganz unähnlich aus. Ihr ballert die Wachen weg, arbeitet euch bis zum Geschäftsführer vor und nehmt ihn in die Mangel. Jeder Chef hat seine eigenen Schwachstellen. Der eine wird weich, wenn ihr ihm eine Wumme an den Riechkolben haltet, der nächste möchte gern kräftig was aufs Maul bekommen. Töten nutzt euch nichts, der Job ist gescheitert und ihr müsst es erneut probieren, wenn der gute Mann (oder Frau) wieder fit ist. Auch gibt es eine Stelle, an welcher der Widerstand bricht, und eine, an der die Not zum Widerstand wird, sichtlich gemacht durch einen Balken. Diesen Bereich zu finden und maximal auszunutzen, um größtmöglichen Profit zu erzielen, ist das moralisch äußerst fragwürdige Ziel dieser, nun, nennen wir es mal Minispiele.

Moralisch fragwürdig deswegen, weil die Szenen zwar nicht vor Blut strotzen, das Prinzip der Folterung und Nötigung aber recht deutlich erfüllt wird. Speziell wenn es dabei daran geht, Geschäftsführer weiblichen Geschlechts in die Mangel zu nehmen, bekomme zumindest ich auf meine alten Tage irgendwie ein komisches Gefühl in der Magengegend. Es ist eine Sache, Polygonfiguren in Massen über den Haufen zu ballern, das tun wir schon seit es Videospiele gibt, aber Erpressung, Nötigung, Hinrichtungen und Folterung sind da schon irgendwie etwas anderes, auch wenn es nicht explizit dargestellt wird. Vielleicht werde ich langsam weich, aber irgendwo überschreitet Der Pate 2 da bei mir eine Grenze. Die Läden müssen mit den vorgegebenen Mitteln übernommen werden, ob ihr wollt oder nicht. Und genau Letzteres kreiden wir dem Spiel am meisten an. Ihr habt schlicht und einfach nicht die Wahl, es mit anderen Methoden zu versuchen.

Technisch aus der Steinzeit

Auch sonst gibt es noch einiges zu bemängeln. Sei es die gerade in Innenräumen störrische Kamera oder das grausige Fahrverhalten der Fahrzeuge, gegen das selbst die Motorräder in GTA 4 zuweilen harmlos wirken. Auch die Macken der KI oder das unlogische Verhalten der NPCs gehören dazu. Technisch wirkt das Spiel ungemein veraltet, selbst Saints Row 2 wirkt noch hübsch dagegen: fade Texturen, langweilige Architektur, unübersichtliche Menüs, hölzerne Animationen. Die Effekte sind zuweilen gar nicht mal so schlecht, passen aber irgendwie so gar nicht zum Rest. Wo in GTA 4 alles wie aus einem Guss wirkt, zeigt sich Der Pate 2 irgendwie zusammengewürfelt. Immerhin gehen Soundkulisse und Sprachausgabe in Ordnung. Doch ausgerechnet die Stimme des eigenen Charakters ist eine der unerfreulichsten in dem Spiel. Auch hier wieder Potential verschenkt.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Das Konzept aus Third-Person-Action, RPG-Elementen und Strategie-Ebene klingt interessant, versagt aber nach einigen Missionen kläglich, weil nicht konsequent und abwechslungsreich genug umgesetzt. Die Action aus Sicht der dritten Person ist meist drittklassig und von echter Strategie beim Übernehmen gegnerischer Einrichtungen ist wenig zu bemerken. Meist reicht es aus, im Eiltempo mit ein paar dümmlichen Sidekicks durch die Stadt zu jagen und einfach nur schneller zu sein als die KI-Gegner. Daher wirken die zusätzlichen Elemente aufgesetzt und zum Teil schlicht unnötig. Da wäre teilweise noch viel mehr drin gewesen. Gepaart mit der eher steinzeitlich zu nennenden technischen Umsetzung und einigen moralischen Bauchschmerzen bezüglich mancher Spielmechaniken bleibt mir nichts anderes übrig, als das Spiel mit schlappen 62 Prozent in Richtung Kleinganoventum zu verbannen.

Überblick

Pro

  • recht ordentliche Zwischensequenzen
  • weitgehend gute Sprachausgabe
  • einige durchaus interessante Ansätze
  • immerhin reichlich Action
  • einige Bezüge zu und Charaktere aus den Filmen
  • ordentliches Waffenarsenal

Contra

  • grafisch sehr durchwachsen
  • schwammige Steuerung
  • Kameraführung in Innenräumen teilweise furchtbar
  • RPG-Elemente kommen kaum zum Tragen
  • Strategie-Ebene wirkt aufgesetzt
  • zu wenig Abwechslung
  • KI nicht der Rede wert
  • moralisch fragwürdige Mechaniken

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