Test - Cities XL : Der Spielplatz für Häuslebauer
- PC
Diabolisches Lachen und grenzenloser Machthunger sind die Nebenwirkungen von Cities XL. Als Schreibtischtäter richtet ihr über eure Stadt, dürft den Haushalt plündern und auf Teufel komm raus in gigantische Projekte investieren. Und das Schönste ist: Eure Sims können euch noch nicht mal abstrafen, eben weil es keine Wahlen gibt. Fahrt ihr in eurer Pseudodiktatur aber zu viele Kohlen an die Wand, bestraft euch die Aufbausimulation. Dann droht nämlich der klassische Bankrott.
Bürgermeister mit Internetsucht
Wie vor 20 Jahren müsst ihr Bauflächen für Wohnungen, Büros und mehr oder minder stinkende Industrie festlegen. All das verknüpft ihr mit holprigen Landwegen bis hin zum gigantischen Autobahnnetz. Habt ihr die ersten Landmassen als Bauland markiert, schießen zufällig gewählte Häuser aus dem Boden - ihr könnt auch einzelne Gebäude platzieren und bestimmte aus einer Liste aussuchen, doch gerade am Anfang fehlt euch dafür meist die Zeit. Im Handumdrehen entstehen schachtbrettartige Viertel wie in amerikanischen Vorstädten, zunächst mit ungelernten Arbeitern, später mit Spitzenverdienern. Betriebe zahlen wiederum Steuern, dank derer ihr Büros, Hightech-Fabriken, Geschäfte und gewaltige Wolkenkratzer zimmern könnt.
Anders als die Kollegen vor 20 Jahren hängt Cities XL am Internettropf. Selbst vor dem Einzelspielermodus öffnet sich ein Update-Fenster, für das zwingend eine Internetverbindung existieren muss. In Zeiten des ohnehin schon nervenaufreibenden Kopierschutzes stößt das nicht unbedingt auf Gegenliebe. Wollt ihr im Onlinemodus als Häuslebauer auftreten, fallen nach der ersten Testwoche bis zu acht Euro monatlich an - ungewöhnlich für einen Vollpreistitel. Als Gegenleistung bietet Entwickler Monte Cristo Planeten mit bis zu 10.000 Städten und später Add-ons mit Skigebieten, neuen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten.
Kurios an der Geschichte: Die kostenpflichtigen Erweiterungen enthalten Dinge, die man eigentlich in der längst bezahlten Vollversion erwartet. So müsst ihr beispielsweise das zweite Add-on abwarten, damit das vorhandene Riesenrad animiert wird. Auch besondere Sehenswürdigkeiten lassen sich nicht ohne das Planeten-Abo bauen. Hierfür werden online Baupläne verlost.
Ständig nörgelnde Bürger
Egal ob im Online- oder Offlinemodus: Ihr beginnt immer mit Schwerindustrie, ungelernten Arbeitern und Feldern. Um den Anfang nicht unnötig zu erschweren, braucht das Städtchen selbst mit tausenden Einwohnern weder Wasser noch Strom. Erst ab 5.000 Bürgern kriecht das Volk langsam aus der Höhle, denn dann schreit es nach Geschäften und Freizeitangeboten. Wenig später entdeckt es das Sicherheitsgefühl für sich. In dem Fall will es Polizei und Feuerwehr auf den Straßen patrouillieren sehen.
Eure Bürger bekommen den Hals nicht voll. Je mehr Menschen und Schichten in eurer Stadt aufschlagen, desto mehr Bedürfnisse melden sie bei euch an. Weil Schulen, Freizeitanlagen, Krankenhäuser und Straßen mordsmäßigen Unterhalt verschlingen, entwickelt sich die Stadt nur bei stetigem Wachstum weiter. Die Schwierigkeit steigt deswegen ab rund 20.000 Anwohnern an, da immer mehr öffentliche Einrichtungen ein Loch in die Kasse schlagen. Deshalb schafft ihr es auch nur mit Glück zur Millionenmetropole. Zudem eignen sich nicht alle der insgesamt 25 Karten für Monsterstädte. Entweder gerät die Umweltverschmutzung aus den Fugen oder Wasser, Nahrung und Öl fehlen.
Im Netz der Spinne
Fast kein Wirtschaftszweig kann ohne den anderen überleben. Siedelt ihr zum Beispiel Schwerindustrie an, müsst ihr euch um ausreichend Büros für die Verwaltung kümmern - der Kram muss schließlich irgendwie verscherbelt werden. Büros wollen wiederum Geschäftskunden einladen, also legt ihr Bauland für ordentliche Business-Hotels an. Und weil Autos nicht mit Feenstaub oder Liebe fahren, sorgt ihr am besten früh genug für schwarzes Gold. Öffentliche Verkehrsmittel sucht ihr übrigens vergeblich, sie werden wohl als Add-on nachgereicht. Deswegen kann es vorkommen, dass schon bei 15.000 Einwohnern ein Straßennetz unrealistischen Ausmaßes fällig wird. Städte wie New York und London würden jedenfalls bei fünfspurigen Alleen oder sechsspurigen Schnellstraßen in Vororten kapitulieren.
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