Test - Zeno Clash : Vom Indie-Titel zur Retailversion
- PC
Im Sommer 2009 bot das chilenische ACE Team ihren Ego-Prügler Zeno Clash bei Steam als Download an. Kostenpunkt: 15 Euro. Jetzt hat der Independent-Entwickler mit Iceberg Interaktive einen Publisher gefunden, der das Spiel für fünf Euro mehr mit Verpackung und Anleitung als Retail-Version vertreibt. Hier erfahrt ihr, ob sich der Sprung in die Ladenregale gelohnt hat.
Der First-Person-Brawler entführt euch in die surreale Welt Zenozoik. Dort seid ihr als Gath eins von ziemlich vielen Kindern des Zwitterwesens Father-Mother. Besagtes Wesen habt ihr aber gerade umgebracht und befindet euch jetzt mit Freundin Deadra auf der Flucht: Hinaus aus der Stadt Hastledom, hinein in den nahe gelegenen Wald - eure wütende Verwandtschaft dicht auf den Fersen. Die Verwandtschaft besteht übrigens nicht nur aus Menschen, sondern gerne auch mal aus Mischwesen zwischen Mensch und Vogel. Doch das sind nicht die einzigen Fabelwesen, mit denen ihr es zu tun bekommt.
Von der Gegenwart in die Vergangenheit
So skurril wie die Cyberpunk-Welt, durch die ihr euch im wahrsten Sinne des Wortes schlagt, so skurril sind auch die Gegner, mit denen ihr es zu tun bekommt: Im ruhig anmutenden Wald lauern zum Beispiel die verrückten Korwid auf euch, die dem normalen Leben entsagt haben und nur das tun, wonach ihnen gerade ist. Auch Gath war kurz vor dem Mord an Father-Mother ein Korwid. In einer spielbaren Rückblende erfahrt ihr, wie es ihm in dieser Zeit erging.
Ab jetzt spielt ihr abwechselnd Kapitel, die eure Flucht zeigen, dann wieder Rückblenden, die erklären, warum ihr Father-Mother getötet habt. Eure Flucht führt euch vom Wald durch eine Wüste und eine Schattenwelt bis zum Ende der Welt. Dort trefft ihr Maskenmann Golem, der euch seine Hilfe anbietet, woraufhin ihr euch zum Finale zurück nach Hastledom prügelt. In den Reminiszenzen erfahrt ihr, was in der Zeit zwischen eurem Leben als Korwid und eurem Angriff auf Father-Mother geschehen ist.
Mit blanker Faust - und einigen Waffen
Der Ablauf ist dabei immer der gleiche: Ihr betretet ein neues Szenario und müsst meist gegen mehrer Gegner gleichzeitig kämpfen. Dafür greift ihr auf ein überschaubares Schlagrepertoire zurück, blockt Angriffe oder kontert geschickt, wenn ihr euch nicht gerade in der etwas hakeligen Steuerung verhaspelt. Herumliegende Schusswaffen oder Granaten dürfen ebenfalls genutzt werden: Von der totenkopfschießenden Armbrust über die Sechs-Schuss-Pistole bis zur durchschlagenden Donnerbüchse ist alles vorhanden. Holzknüppel und Eisenhammer fehlen natürlich auch nicht - alles schön im Stile der Cyber-Punk-Optik gehalten.
Wunderschön unverbrauchtes Zenozoik
Und diese Optik hat es wirklich in sich! In einer Mischung aus Shadow of the Collosus, Star Wars und Dali durchschreitet ihr eine herrlich unverbrauchte Welt: In der ebenso kargen wie malerischen Wüste findet ihr riesige, dinosaurierähnliche Wesen. In einer Bar mit sprechender Tür trefft ihr auf einen knollnasigen Trunkenbold, den sich George Lucas nicht schöner hätte ausdenken können. Und in einer verschlafenen Bucht bekommt ihr es zum zweiten Mal mit einem blinden Kopfgeldjäger zu tun, der euch von einem gestrandeten Urzeitfisch aus mit explosiven Eichhörnchen beschmeißt.
Die musikalische Untermalung passt dabei immer ins Bild. Ruhige, sphärische Töne, wenn keine Gegner zu erwarten sind, dafür aber treibende Rhythmen, wenn ihr es mit euren bizarren Widersachern zu tun bekommt. Zu guter Letzt ist die Synchronisierung einwandfrei gelungen. Alle Stimmen passen und Betonungen sowie Emotionen kommen absolut glaubwürdig rüber. Einzig die Untertitel haben hier und da minimale Schwächen. Im Endeffekt also leider nur eine 1:1 Umsetzung des prämierten Independent-Titels, denn eine überarbeitete Steuerung wäre vorteilhaft gewesen und ein paar Extras mehr außer den wenigen Trophäen hätten dem Spiel bestimmt auch gut getan. Zum Glück aber wurde das zusätzliche Minispiel „Tower" übernommen, bei dem ihr euch gegen alle Gegner des Spiels Etagenweise mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad einen Turm hinaufkloppt - immer wieder auf der Jagd nach einer neuen Bestzeit.
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