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Special - Xbox – Der Rückblick: Interview mit Daniel Hess (Xbox Schweiz) : Special

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GW: Die Systemarchitektur der Xbox 360, also das Systemmenü mit den verschiedenen Optionen, den Multimedia-Möglichkeiten, dem Xbox-Live-Marktplatz, dem Achievement-System und so weiter, wird von der Fachpresse sehr gelobt und kommt auch beim Endverbraucher gut an. Gleichzeitig hört man häufige Klagen über die Lautstärke der Xbox 360 und ihre Defekt-Anfälligkeit. Wie frustrierend ist so ein Gegensatz und was tut Microsoft dagegen?

DH: Zunächst zum ersten Punkt: Die Einfachheit ist entscheidend. Die Blades der X360-Benutzeroberfläche sind sehr einfach und wir können immer weiter daran arbeiten. Diesbezüglich bekommen wir enorm viel gutes Feedback von den Kunden. Dass die Xbox 360 laut ist … ja, sie ist laut. Die PS3 ist mit ihrem Laufwerk aber genauso laut. Okay, ich sehe, Sie sind damit nicht einverstanden (lacht). Die PS3 ist aber lauter, als Sony ursprünglich gedacht hat. Sie ist, zugegeben, nicht so laut wie die Xbox 360. Dies ist in der Tat eine Herausforderung, an der wir zurzeit herumtüfteln. Wenn wir sehen, dass jemand mit der Konsole ein schlechtes Erlebnis hat, dann wollen wir dafür sorgen, dass dies so schnell wie möglich behoben wird, auch nach einem Jahr. Deshalb haben wir die Garantiezeit verlängert. Es ist eine Herausforderung, die wir angehen müssen. Als Sony die ersten PS2-Slims gemacht hat, sind einem die Dinger fast um die Ohren geflogen. Wie gesagt, wir haben die Garantie verlängert, und das ist von Kundenseite her positiv aufgenommen worden, wie man so in den Foren liest. Man hätte die Sache auch weniger progressiv angehen können, aber wir machen es lieber so.

GW: Videospiele haben in der Gesellschaft nach wie vor einen schlechten Ruf und werden oft für Jugendgewalt verantwortlich gemacht. Was tut Microsoft für das Image von Konsolen in der Schweiz? Haben Sie Angst, dass anlässlich der anstehenden Wahlen in der Schweiz einige Politiker die Thematik für Stimmenfang gebrauchen werden?

DH: Man könnte es ja auch mal umgekehrt machen und den Herrn Mörgeli (von der SVP) auf einen anderen Planeten schießen. Aber Spaß beiseite. Dass Videospiele zum Politisieren verwendet werden, ist eigentlich ein gutes Zeichen. Anscheinend ist es ein Thema, das die Leute beschäftigt. Und wir glauben, das ist nicht nur wegen negativer Effekte so, sondern weil Videospiele funktionieren. Die ganze Werbebranche verkauft ihre Produkte, wie etwa Knorr-Suppe, mittlerweile auch über irgendwelche Spielchen. Scheinbar ist das Thema heiß, scheinbar wird viel gespielt. Dass das Thema in der Politik aufgegriffen wird, hat gute und schlechte Seiten. Zur schlechten Seite: Wir sind in der Swiss Interactive Entertainment Association (SIEA) vertreten und versuchen, dort etwas Lobbying und Aufklärungsarbeit zu machen, dass genau solche negativen Dinge nicht passieren. Ein schaler Nachgeschmack bleibt aber, weil ein großer Bevölkerungsteil noch gar nicht weiß, wie sie mit Videospielen als etabliertes Unterhaltungsmedium umgehen sollen. Wie viele Mütter wissen, was ihre Kinder spielen?

Ich würde sagen, dass 90 Prozent aller Mütter das nicht wissen. Ich behaupte aber auch, dass 90 Prozent aller Eltern nicht wissen, was ihre Kinder für Filme anschauen. Die Interaktivität ist etwas, das viele Eltern nicht kennen, sie sind keine Gamer. Es ist eine Frage der Zeit. Ich habe einen neunjährigen Sohn und ich weiß, was er spielt. Weil es mich interessiert, weil ich zusammen mit ihm spiele und weil ich zufällig in dieser Branche arbeite. Ich wohne in einer Wohnsiedlung und ich weiß, dass die Eltern aber meistens nicht wissen, was ihre Kinder spielen. Ich sage ihnen immer, sie sollen da mal reinschauen und mitspielen. Es braucht schon noch einen Reifeprozess, aber vor allem auch in dem Bereich, wie man überhaupt mit Medien umgeht. Beispiel Handy: Meine Nachbarin hat gar nicht gewusst, dass es für Handys solche Speicherkarten gibt, auf die man Filme tun kann. Die Kompetenz im Umgang mit neuen Medien ist noch relativ gering, und da müssen wir wirklich was tun. Das hat aber nichts mit Gaming zu tun, sondern mit Aufklärungsarbeit allgemein im Medienbereich – Videospiele sind zurzeit halt einfach sexy.

Wir wissen, dass zu den Wahlen hin wieder einige Dinge aufgegriffen werden, pro juventute (private Stiftung aus der Schweiz, die sich für Kinder einsetzt [Anm. d. Red.]) wird irgendwas einreichen und ich denke, es gibt noch andere Sachen. Aber allgemein wird es wohl nicht mehr nur so gehandhabt á la "Da sind die Bösen" – und ich denke, das ist ein sehr gutes Zeichen. In den USA war Robbie Bach (Xbox-Verantwortlicher) beim Senat und hat aufgezeigt, wie Microsoft die Eltern unterstützt. Wir haben etwa in Windows Vista wie auch auf der Xbox 360 ein Kontrollsystem für die Eltern eingebaut. Das ist unser Beitrag, wenn sich jemand mit der Konsole beschäftigt. Wenn er sich aber nicht damit beschäftigt, dann funktioniert das natürlich nicht. Es braucht immer beides. Es braucht den Anbieter, aber auch den Benutzer, und er hat die Verantwortung.

GW: Zum Abschluss die klassische Frage: Was spielen Sie derzeit am liebsten und auf welchen Titel freuen Sie sich am meisten?

DH: Das Zweite wissen Sie (lacht). Und das erste: Ich spiele zurzeit vor allem zwei Titel: Das eine ist ’UEFA Champions League’ mit meinem Sohn, das andere ist ’Colin McRae’ – das sieht wirklich hammermäßig aus. Und ich freue mich natürlich am meisten auf ’Halo 3’. Ich glaube, dass wir eine wilde Zeit vor uns haben und dass wir mit diesem Hit Grenzen aufbrechen können, sodass nicht nur Hardcore-Gamer damit ihren Spaß haben, sondern auch noch andere Leute. Und das ist wiederum eine Chance für die Branche.

GW: Vielen Dank für das Interview.

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