Test - Wasteland 2 : Hurra, die Endzeit ist wieder da!
- PC
Werte Freunde des lang vermissten postapokalyptischen Old-School-Rollenspiels - es ist angerichtet. Nach verdammt langen 25 Jahren kommt der Nachfolger des Rollenspielklassikers Wasteland. Wer erinnert sich nicht an den Grundsteinleger für Endzeitklassiker wie Fallout 1 und 2? Dass wir nun ein neues Rollenspiel dieser Gattung vorliegen haben, verdanken wir Wasteland-Urvater sowie inXile-Chef Brian Fargo. Er kämpfte jahrelang um den zweiten Teil von Wasteland und hat nun per Crowdfunding-Geburtskanal das Endzeitbaby auf die Welt gebracht. Das klassische Rollenspiel verspricht so einiges und lässt den Puls der Fans an die Grenze zum Herzinfarkt steigen. Die Erwartungshaltung ist hoch, hätten Genrefreunde doch gerne wieder ein Spiel, das in die gleiche Kerbe schlägt wie damals Fallout. Ob dies gelungen ist, verraten wir euch in unserem Test.
In Wasteland 2 wurde die Erde 2012 nach einem verheerenden nuklearen Weltkrieg deformiert. In ihren kargen Landschaften muss sich der Rest der Menschheit einem erbarmungslosen Überlebenskampf stellen. Die Geschichte spielt im Ödland von Arizona, wo Seuchen und radioaktiver Niederschlag das Leben erschweren. Außerdem tragen allerhand mutierte Kreaturen, Kannibalen, Plünderer sowie gefährliche Clans nicht gerade zu einem friedlichen Miteinander bei. Mittendrin befinden sich die Desert Ranger, deren Aufgabe es ist, die letzten Überreste der Zivilisation zusammenzuhalten. Ihr übernehmt eine Gruppe aus vier Rangern, die ihr zu Beginn des Spiels selbst zusammenstellt.
Charakter-Party
Zum guten Ton eines jeden ordentlichen Rollenspiels gehört natürlich das Zusammenbasteln seiner Charaktere. In diesem Fall bedeutet dies, dass ihr entweder aus vorgefertigten Figuren auswählt oder eure Team-Mitglieder komplett nach eigenem Gusto individuell erschafft. Der Charaktereditor lässt dabei keine Wünsche offen und erinnert stark an Fallout. Ihr verteilt Skill-Punkte in Bereiche wie Charisma, Geschicklichkeit, Glück sowie Intelligenz. Dazu wählt ihr typische Eigenschaften aus wie das Geschick beim Tragen diverser Waffen, Computerfähigkeiten, Dialoggeschick und vieles mehr. Hier fühlt man sich direkt in alte Tage zurückversetzt und es macht einfach tierisch Spaß, sich ganz individuell auszutoben. Mit höherem Level wird man am Ende bis zu 30 Extraeigenschaften freischalten können.
Sobald ihr die lebensfeindliche Welt betretet, kommt direkt eine wohlige Endzeitatmosphäre auf. Auch hier werdet ihr recht schnell an das Flair alter Rollenspielklassiker erinnert. Mit Klicks bewegt ihr euer Team und ihr könnt jederzeit zwischen den Figuren wählen. Es warten neben der Hauptmission unzählige andere Aufgaben auf euch. Überall werdet ihr vor teils schwierige Entscheidungen gestellt, die alle negative wie positive Auswirkungen auf die Spielwelt und NPCs haben können. Lesefaule seien vorgewarnt: Die Missionsbeschreibungen sowie etliche Dialoge wurden nicht vertont, sondern mit Bildschirmtexten versehen. Das ist bei Wasteland 2 sicher kein Manko, wird aber Spieler mit wenig Geduld eher nerven.
Wir brauchen Wasser
Zwischen den Orten reist ihr über eine große Weltkarte, die an die Karte aus der Fallout-Reihe erinnert. Allerdings müsst ihr höllisch aufpassen. Reist ihr zu lange, ohne eine Pause gemacht zu haben, verdurstet ihr in der kargen Einöde und hüpft in den postapokalyptischen Sarg. Wasser ist ein wichtiger Bestandteil des Spiels, das man in jeder Oase finden kann, die wiederum teils gut versteckt sind. Recht gefährlich kann es zudem werden, wenn ihr nicht auf eure Lebensenergie achtet. Die regeneriert sich nämlich nicht von alleine. Auch alles andere, was die Körper unserer Ranger gefährden kann, wie Vergiftungen oder Ähnliches, müsst ihr im Auge behalten. Das ist echter Überlebenskampf und erfordert zudem ein gutes Inventar-Management.
Zusätzlich zu den unglaublich vielen Ausrüstungsgegenständen, Waffen sowie verrückten Utensilien bietet Wasteland 2 einen tollen Umfang. Dazu zählen auch die vielen unterschiedlichen NPCs, die man für sein Team anheuern kann und die alle mit einem eigenen Charakter und individuellen Eigenarten versehen wurden. Selbst Tiere kann man in seine Gruppe aufnehmen. Die bringen zwar nichts im Kampf, aber für den Spaßfaktor ist das eine nette Dreingabe. Humor gibt es übrigens in Hülle und Fülle in Form von amüsanten Anspielungen, grotesken Figuren, schwarzhumorigen Witzen und Dialogen.
Rundenkampf de luxe
Da das Ödland zu keiner Kaffeefahrt einlädt, gibt es an jeder Ecke Kämpfe auf Leben und Tod. Sobald es zu Auseinandersetzungen kommt, schaltet das Spiel in den Rundenmodus. Dabei kommen die altbekannten Bewegungspunkte zum Tragen, die man für jede Aktion auf dem Feld verbraucht. Hier wird es besonders spannend, da etliche Faktoren wie Position, Werte oder Fähigkeiten des Teams bestimmen, wie effektiv man im Kampf ist.
Zudem muss man die Begebenheiten der Umgebung einbeziehen, und das erhöht natürlich den taktischen Anspruch. Die Kämpfe waren im Test fast alle sehr anspruchsvoll, was zum einen an der guten KI liegt und zum anderen an der Knappheit der Ressourcen wie Munition oder Heilmitteln. Aber das macht Spaß, auch wenn man das eine oder andere Mal um ein Team-Mitglied trauern muss, weil man selbst Mist gebaut hat.
Atmosphäre vor Optik
Man kann dem Spiel ohne Weiteres eine altbackene Grafik attestieren. Aber bei diesem Endzeitrollenspiel ist es wie so oft: Die Atmosphäre und das klassische Fallout-Flair machen die Schwächen in der Optik vergessen, zumal die Designs und die Spielwelt dennoch sehr stimmig ausfallen. Hinzu kommt der riesige inhaltliche Umfang, das Skill-System der Charaktere und so vieles mehr, das alles dazu beiträgt, dass die Grafik eine untergeordnete Rolle spielt. Denn gerade durch das "Altmodische" wird man wie ein oller Suchtlappen an das Spiel gekettet.
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