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Test - Turtle Beach Vulcan II TKL PRO & Burst II Air : Test: 47-Gramm-Maus und Halleffekt-Tastatur

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Falls sich noch jemand wundert, was aus der ehrwürdigen Peripheriemarke Roccat geworden ist: die gibt es nicht mehr. 2019 hatte Turtle Beach das Hamburger Unternehmen aufgekauft und die Marke vorübergehend weiter betrieben, doch das hatte in diesem Jahr ein Ende. Turtle Beach hat Roccat eingestampft und vertreibt die Produkte nun unter dem eigenen Label, um die Ressourcen auf nur eine Marke zu konzentrieren. Wirtschaftlich gesehen sicherlich sinnvoll, aber dennoch schade. Aber so kommt es nun, dass die von Roccat bekannten Namen Vulcan (Tastatur) und Burst (Maus) nun hinter einem Turtle Beach stehen. Hat das Auswirkungen auf die Qualität?

Zu den ersten neuen Ex-Roccat-Modellen, die Turtle Beach nun unter eigenem Namen auf den Markt bringt, gehören eine Gaming-Maus und eine Tastatur, beide mit so einigen Besonderheiten. Die Turtle Beach Vulcan II TKL PRO ist eine 159,99 Euro teure Gaming-Tastatur mit magnetischen Halleffektschaltern. Die Burst II Air ist hingegen eine 109,99 Euro teure kabellose Gaming-Maus, die vor allem durch ihr Gewicht, oder besser dessen Fehlen, auf sich aufmerksam machen will.

Turtle Beach Burst II Air (109,99 Euro)

Als eine der neuen Gaming-Mäuse hat Turtle Beach sich die alte Roccat Burst Pro Air geschnappt und einen Nachfolger gebastelt, der höheren Ansprüchen genügen soll – am Preis unschwer zu erkennen. Und Turtle Beach ist nicht faul, ein besonderes Feature lautstark zu betonen: die Burst II Air wiegt nur schlappe 47 Gramm, und das als kabellose Maus.

Turtle Beach hat bei dem Fliegengewicht natürlich am Gehäuse gespart, was man unter anderem an Aussparungen an der Unterseite erkennt. Aber immerhin ist die Burst II Air kein Schweizer Käse wie bei anderen Herstellern. Die Verarbeitung erscheint dennoch solide. Man spürt beim Drücken zwar, dass das Gehäuse hauchdünn ist, aber es gibt nur geringfügig nach und auch qualvolle Geräusche bleiben einem erspart. Turtle Beach hat die Maus zudem clever verpackt, denn schon beim ersten Griff spürt ihr direkt das Leichtgewicht – der USB-Dongle liegt nämlich in einer Schachtel und nicht in der zugehörigen Aussparung an der Unterseite.

Das geringe Gewicht ist umso erstaunlicher, schaut man sich an, was unter der Haube schlummer. Aber zunächst zum Grundsätzlichen. Die Burst II Air ist eine kabellose Gaming-Maus, die via 2.4 GHz Wireless-Verbindung oder via BlueTooth betrieben werden kann. Und natürlich auf Wunsch via Kabel, wobei ein Adapter dafür sorgt, dass ihr den USB-Empfänger direkt am Kabel anschließen könnt, oder eben am Rechner, ganz wie es euch beliebt. Ein Umschalter für die Modi befindet sich an der Unterseite der Maus.

Vom Layout her erwartet euch eine symmetrische Rechtshändermaus, die auf puren Minimalismus setzt. Zwei Maustasten, ein klickbares Mausrad und zwei Daumentasten, sowie ein seitlich vorn links befindlicher DPI-Schalter – mehr gibt es nicht. Natürlich können die Tasten in der Swarm II Software frei belegt werden. Dort könnt ihr auch Polling-Rate oder DPI-Voreinstellungen anpassen. Beleuchtung nicht, denn es gibt keine. Wie gesagt, minimalistisch.

Die technischen Daten sind dennoch bemerkenswert. Unter den Maustasten schlummern optische Titan-Switches in ihrer neuesten Version. Als Sensor dient die neueste Variante der optischen Owl-Eye-Sensoren mit 26.000 DPI und 650 IPS, die beim Zocken absolut präzise und fehlerfrei arbeiten. Die Akkulaufzeit beträgt immerhin bis zu 40 Stunden im Wireless-Betrieb, bei BlueTooth klettert die Laufzeit sogar auf 120 Stunden. Wohlgemerkt, das alles bei nur 47 Gramm.

Selbst an kleinere Extras hat Turtle Beach gedacht. Das Ladekabel ist weich und flexibel, sodass es nur geringfügig stört, falls ihr mal mit Strippe zocken müsst. Im Karton liegen noch Aufkleber, die für besseren Grip sorgen sollen, auch wenn die Maus ohnehin schon gut in der Hand liegt. Und sogar an einen zweiten Satz PTFE-Gleitflächen zum Aufkleben hat Turtle Beach noch beigelegt.

Alles in allem ist die Turtle Beach Burst II Air ein ausgesprochen rundes, wenn auch minimalistisches Paket für all diejenigen, die auf der Suche nach einer federleichten Gaming-Maus ohne Schnörkel sind. Der Preis ist nicht ganz ohne, wirkt angesichts der makellosen Leistung und der durchdachten Ausstattung aber durchaus angemessen.

Turtle Beach Vulcan II TKL PRO (159,99 Euro)

Weiter geht es mit dem neuen Tastenbrett aus dem Schildkrötenfreilandterrarium. Turtle Beach folgt hierbei dem aktuellen Trend zum TKL-Format, also Tastaturen ohne den Zahlenblock an der rechten Seite. Die erfreuen sich in letzter Zeit ziemlicher Beliebtheit und nahezu jeder Hersteller hat derweil ein oder mehrere Modelle am Start. Für die 159,99 Euro teure Vulcan II TKL Pro hat sich Turtle Beach ebenfalls etwas einfallen lassen, allerdings nicht, was das Gewicht angeht logischerweise.

Das Vorzeigefeature der Tastatur sind die vorgeölten, magnetischen Halleffektschalter, die als Switches verbaut worden sind. Bei „Halleffekt“ werden nicht wenige Gamer ganz wuschig im Oberstübchen, erlaubt die Technik doch so einiges an Optionen und erhöht zudem aufgrund des fehlenden mechanischen Verschleißes die Lebensdauer immens. Gegenüber den üblichen mechanischen Schaltern mit zumeist 50-70 Millionen Anschlägen pro Schalter sollen die Halleffektschalter bis zu 150 Millionen Tastendrücke überstehen.

Grob gesagt funktioniert das in der Form, dass beim Tastendruck ein Magnet bewegt wird und ein Sensor diese Bewegung erfasst. Das geht irrsinnig schnell, deutlich schneller als eine mechanische Erfassung und ist zudem so gut wie fehlerfrei und völlig unabhängig von mechanischem Verschleiß. Der Vorteil ist zudem, dass es Anpassungsmöglichkeiten gibt. So könnt ihr bei der Vulcan II TLK Pro via Software für jede einzelne Taste (!) den Auslösepunkt festlegen und das über den gesamten Tastenhub von 0,1 bis 4,0 mm.

Damit könnt ihr nicht nur extrem schnell reagierende Tasten festlegen, sondern auch physische Mängel, wie beispielsweise eine Schwäche beim Tastendruck, ausgleichen. Aber es kommt noch besser: pro Taste könnt ihr bis zu drei Aktionen auf unterschiedliche Auslösepunkte legen. Damit könnt ihr beispielsweise komplette Kombos in einem Kampfspiel auf eine einzelne Taste legen, oder beispielsweise Aktionen, die sonst auf drei Tasten liegen, auf einen Tastendruck zusammenfassen. Das ist natürlich Luxus und absolute Übungssache und wohl eher für Profis interessant.

Aber es geht noch weiter. Die magnetischen Schalter ermöglichen zudem die Rapid-Trigger-Funktion. Bei mechanischen Tasten muss der Schalter beim Loslassen üblicherweise einen Resetpunkt erreichen, bis er wieder benutzt werden kann. Das entfällt beim magnetischen Schalter, denn der Resetpunkt kann hier direkt auf den Auslösepunkt gelegt werden. Das heißt, in dem Moment, an dem sich der Schalter wieder nach oben bewegt, ist er sofort wieder vollständig einsatzbereit. Sprich, ihr könnt Betätigungen derselben Taste deutlich schneller ausführen.

Die Konfigurationen hierfür, ebenso wie Makros, Tastenbelegungen, Fn-Funktionen und Zweitfunktionen via EasyShift[+] könnt ihr ebenso wie die AIMO-RGB-Beleuchtung komplett in der Swarm II Software vornehmen. Selbige wurde übrigens massiv überarbeitet gegenüber alten Roccat-Zeiten und kommt nun wesentlich kompakter, performanter und nutzerfreundlicher daher. Das nur mal am Rande. Bis zu fünf Profile können übrigens auf den 8 MB Speicher der Tastatur gebunkert werden, ein 32-Bit ARM Cortex M3 Prozessor sorgt für flinke Verarbeitung.

Die Schalter verfügen über ein analoges, lineares Anschlagverhalten, was natürlich angesichts der Halleffekt-Features logisch erscheint. Die Tastatur ist mit ABS-Tastenkappen im Chiclet-Stil ausgestattet, dennoch handelt es sich um vollformatige Switches, das heißt, ihr bekommt viel vom halbtransparenten Korpus der Schalter zu sehen. Das kommt natürlich der RGB-Beleuchtung zugute, wer darauf steht, kann seine Vulcan wie einen Weihnachtsbaum erstrahlen lassen. Schön: Tastenkappen und Schalter setzen auf die kreuzförmige Standardaufnahme, sodass ihr problemlos Tastenkappen anderer Hersteller einsetzen könnt.

Abgesehen von den Schaltern und ihrem makellosem Verhalten beim Zocken erwarten euch allerdings keine weiteren Besonderheiten. Die 360 × 133,3 × 34 mm große Tastatur ist solide und sauber verarbeitet. Das Layout entspricht dem typischen TKL-Standard, wobei die Tastenabstände relativ groß sind. Ein Pluspunkt ist ein Drehregler für Lautstärken am oberen rechten Eck. Zwei Klappfüße sind vorhanden, ebenso ist eine Handballenauflage mit an Bord. Die ist recht simpel aus Schaumstoff mit Textiloberfläche, fast als hätte man ein Stück aus einer dicken Mausmatte herausgeschnitten. Der Anschluss erfolgt über ein USB-C auf USB-A Kabel.

Die Vulcan II TKL Pro ist gewöhnungsbedürftig, das ohne Frage und um wirklich alle Features zu nutzen, bedarf es einiger Übung und reichlich Fingerspitzengefühl, speziell, wenn man mehrere Auslösepunkte auf eine Taste legt. Aber wer darauf steht, sein Tippwerkzeug individuell anzupassen und das Maximum an Tempo und Präzision herauszuholen, wird mit der Turtle-Beach-Tastatur vermutlich überaus glücklich werden.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Roccat adé, Turtle Beach olé

Nicht jeder war glücklich darüber, dass die lange Jahre etablierte Marke Roccat so unsanft in die Tonne getreten wurde, auch wenn das wirtschaftlich durch und durch nachvollziehbar ist. Aber es scheint, als trete Turtle Beach das Erbe sehr würdig an. Zwei der ersten Produkte, die auf Roccat-Marken basieren und von Turtle Beach nun weitergeführt werden, können in nahezu allen Belangen überzeugen.

Die Burst II Air zeigt sich als bockstarke, federleichte und durch und durch minimalistische Gaming-Maus für diejenigen, denen eine Maus gar nicht leicht genug sein kann. Zudem wurde hochwertige Technik in Form eines starken Sensors, üppiger Wireless-Funktionalität und guter Akkulaufzeit verbaut. Das symmetrische Design ist ein wenig Geschmackssache, liegt aber gut in der Hand und im praktischen Einsatz gibt es herzlich wenig, was man an der Burst II Air bemängeln kann.

Ähnlich sieht es bei der Vulcan II TKL Pro aus. Äußerlich eine einfache TKL-Tastatur mit gewöhnungsbedürftiger Optik aufgrund der hohen, semitransparenten Schalter mit ihren Chiclet-Tastenkappen, liefert die Technik unter der Haube ein Paradies für Perfektionisten bei der Anpassung einzelner Tasten an ihren persönlichen Geschmack. Die magnetischen Halleffektschalter sind das absolute Highlight der Tastatur und bringen neue Optionen ins Spiel. Die sind allerdings gewöhnungsbedürftig und für den einfachen Otto-Normalspieler vermutlich auch völlig irrelevant. Für Profis hingegen sehr und auch beeinträchtigte Spieler (und Tipper) können den frei einstellbaren Schaltern vermutlich viele positive Aspekte entlocken.

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