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Special - Kerberos Productions Entwicklertagebuch: Sword of the Stars Eintrag Nr. 2 : Kerberos Productions Entwicklertagebuch: Sword of the Stars Eintrag Nr. 2

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Die Menschen waren da relativ einfach. Die gab es ja schon in der realen Welt und sie verfügten über annähernd zehntausend Jahre geschichtlicher Aufzeichnungen, anhand derer ich mir ein genaues Bild dieser Spezies verschaffen konnte. Ich musste lediglich den ganzen fröhlichen „Uns hält niemand auf“-Optimismus früherer Weltraum-Imperien über Bord werfen, jene Geschichten, in denen die Sterne von Exemplaren der menschlichen Rasse erobert werden, die mit dem Zahnpastalächeln und der Flash-Gordon-Naivität der kommerziellen amerikanischen Science-Fiction aus der Zeit von 1930 bis 1950 den Weltraum unsicher gemacht hatten.

Nein, die Menschen, die ich zur Eroberung der Sterne ausschicken wollte, sollten ganz anders sein. Dementsprechend sind die Homo Sapiens bei 'SotS' alles andere als die tatendurstigen und fröhlichen Nachkömmlinge eines unantastbaren Imperiums. Meine Menschen sind vom Schicksal gebeutelte, harte Kerle, die sich mühsam aus den Trümmern ihrer eigenen katastrophalen Kriege, ihrer idiotischen Umweltzerstörung und eines kolossalen, unerwarteten und feigen Anschlags herausgekämpft haben – der planetarischen Bombardierung durch eine ihnen überlegene Rasse, die der Menschheit nur, weil sie die Macht dazu hatte, eins auf den Deckel geben wollte.

Diese Menschen sind ein bisschen interessanter als Biff Chestrock und der Rest seiner Weltraumeroberer-Crew. Die Menschen von 'SotS' sind taff, rachsüchtig und subtil auf ihrer Reise durch das Universum. Sie ziehen von Stern zu Stern auf Pfaden, die nur sie sehen und benutzen können. Sie schlagen unerwartet zu und ziehen sich an Orte zurück, die nur schwer zu finden sind. Und ihr inoffizieller Leitspruch besteht aus ein paar Worten schlampig verfälschten Lateins: „Repensum est Canicula“, was frei übersetzt etwa bedeutet: „Rache ist Blutwurst.“

Als ich mich an die Gestaltung der Hivers machte, war mir klar, gegen welche bisherigen Darstellungen von insektenartigen Zivilisationen ich hier antreten musste. Die typische Insektenrasse ist eine hirnlose Bande, die wie ein einzelnes Wesen agiert und nur von Habgier getrieben wird. Bestenfalls mit einer gefühllosen Logik ausgestattet, ist die klassische insektenartige Intelligenz im Grunde nicht mehr als eine heraneilende Flut des Todes. Ihre Beweggründe sind simpel, sie besitzen keine Gefühle und haben begrenztes oder überhaupt kein individuelles Denkvermögen.

Leider rebelliert meine eigene Intelligenz bei der Vorstellung, dass eine Rasse, deren Individuen so unglaublich beschränkt sind, in der Lage sein sollte, eigenständig einen hohen Grad an Technologie zu erreichen, geschweige denn ein eigenes System des Reisens mit Überlichtgeschwindigkeit zu erfinden und ein Sternenimperium zu erschaffen. Die Geschichte meines eigenen Planeten hat doch gezeigt, dass große technologische Vorstöße beinahe immer aus dem unnachgiebigen Drängen eines oder zweier Einzelner resultieren, die sich der Auffassung der Allgemeinheit dessen, was möglich ist, widersetzen. Und ich glaube ehrlich nicht, dass eine Allgemeinheit als Einheit, quasi ein „Zentralgehirn“ – ganz egal, wie viele Individuen ihm dienen – jemals alle Aufgaben erfüllen und alle notwendigen Idee haben könnte, um eine einheitliche, technologisch fortschrittliche Gesellschaft zu erschaffen. Meine Güte, wenn ich mir meinen EIGENEN Planeten so ansehe, braucht es ja schon mehrere denkfähige Individuen, um einen ordentlichen Cheeseburger zu machen.

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