Test - Stronghold Crusader 2 : Strategie aus dem Mittelalter?
- PC
Zwölf Jahre nach der Veröffentlichung des durchaus erfolgreichen Stronghold Crusader bringt der Entwickler FireFly Studios jetzt den von vielen Fans sehnlich erwarteten Nachfolger auf den Markt. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob der Mix aus Burgenbau und Echtzeitschlachten etwas von seiner Faszination verloren hat oder sie in die Gegenwart retten konnte.
Hand aufs Herz: Selbst die leidenschaftlichsten Fans sahen der Veröffentlichung von Stronghold Crusader 2 etwas skeptisch entgegen. Zu tief sitzt noch der Schock, den das Bug-Desaster in Form von Stronghold 3 vor drei Jahren verursachte. Dennoch ließ sich der zuständige Entwickler FireFly nicht davon abbringen, jetzt einen Nachfolger des zwölf Jahre alten Stronghold Crusader zu veröffentlichen. Eines können wir schon vorwegnehmen: Das englische Team hat sich wieder etwas gefangen und verhindert einen weiteren Fehlschlag. Doch von Wiedergutmachung ist es ebenfalls noch weit entfernt.
Aus Schaden wird nicht jeder klug
Schon unsere ersten Stunden mit dem Spiel waren alles andere als amüsant. Der Grund: In der ursprünglich zum Test freigegebenen Version von Stronghold Crusader 2 wimmelte es nur so vor Bugs und schwerwiegenden Problemen. Von nervigen KI-Aussetzern bis hin zu Balancing-Aussetzern, die das Abschließen einer Mission unmöglich machten, war alles dabei, was einem eifrigen Tester den Tag vermiesen kann. Doch die Entwickler waren fleißig und veröffentlichten kurz vor Verkaufsstart mehrere Patches, die immerhin die größten Probleme beheben konnten – wenn auch längst nicht alle. Dazu aber gleich mehr.
Den Part für Solospieler bilden in Stronghold Crusader 2 zwei Kampagnen, die euch aufseiten von Saladin und Löwenherz durch mehrere Missionen führen. Dabei bekommt ihr es mit den serientypischen Elementen zu tun, also dem Aufbau einer möglichst widerstandsfähigen Festung, der Rekrutierung einer schlagkräftigen Armee sowie der Entwicklung eines zumindest rudimentären Wirtschaftssystems. Doch vor allem Letzteres kommt während der beiden Kampagnen viel zu kurz. Zudem ist der Umfang der Missionen und somit auch der Kampagnen ziemlich dünn, sodass erfahrene Spieler bereits nach wenigen Stunden das Ende zu Gesicht bekommen.
Gegen knackig-kurze Feldzüge im Solopart ist prinzipiell nichts einzuwenden – wenn es denn auch wirklich solche sind. Allerdings fehlt es den Missionszielen an zündenden Ideen, alles wirkt etwas belanglos. Hinzu kommen die zahlreichen allgemeinen Macken von Stronghold Crusader 2, die euch den Spielspaß vermiesen.
Wo fangen wir da am besten an? Wie wäre es mit der teilweise strunzdummen KI – sowohl aufseiten des Militärs als auch der Arbeiter. So bleiben die Einheiten gerne mal im Beschuss eines Trebuchets stehen und bewegen sich auch dann keinen Millimeter, wenn sich direkt neben ihnen die giftige Wolke eines in die Burg geschleuderten Tierkadavers ausbreitet. Arbeiter sind ebenfalls sture Böcke: Werden einige von ihnen auf dem Weg zu ihrem Betrieb getötet, marschieren ihre Kollegen stumpfsinnig auf demselben tödlichen Pfad. Dynamische oder gar flexible Entscheidungen der KI sucht man vergeblich.
Des Weiteren ist uns etwas sauer aufgestoßen, dass die Entwickler im Vergleich zu Stronghold 3 einige Inhalte sowie Funktionen einfach gestrichen haben. Wassergräben? Gibt es nicht mehr. Vollständig freier Bau von Burgmauern? Wurde auf acht vorgegebene Richtungen beschränkt. Nachtmissionen? Fehlanzeige. Diese Liste könnten wir noch ein ganzes Stück verlängern, doch ihr merkt schon, worauf wir hinauswollen. Klar, einige dieser Elemente haben in Stronghold 3 für Probleme gesorgt, die nun quasi im Keim erstickt wurden. Bezeichnen wir es mal – freundlich formuliert – als prophylaktisches Bug-Fixing.
Kleiner Multiplayer-Höhenflug
Wir müssen jedoch an dieser Stelle betonen, dass die Solokampagnen nur schmückendes Beiwerk sind. Der Fokus liegt auf dem Skirmish-Modus, bei dem bis zu 8 Spieler auf insgesamt 60 Karten um die Vorherrschaft kämpfen – 36 davon stehen auch im Multiplayer-Modus zur Verfügung. Habt ihr nicht genügend menschliche Teilnehmer, könnt ihr den Rest mit KI-Akteuren auffüllen.
Am besten spielt es sich aufgrund der bereits erwähnten Probleme jedoch, wenn nur Spieler aus Fleisch und Blut agieren. Dann fallen die KI-Macken nicht ins Gewicht und das Spiel setzt zu einem kleinen Höhenflug an. So macht der Mix aus Burgenbau, Wirtschaft und mit hübschen Physikeffekten präsentierten Echtzeitschlachten durchaus einigen Spaß. Lediglich einige Lag-Probleme haben uns stellenweise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch auch daran arbeiten die Entwickler bereits.
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