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Special - 2008: Kuriositäten : Ich kam, ich sah, ich staunte

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2008 war ein geschichtsträchtiges Jahr. Zum ersten Mal wurde ein Schwarzer zum US-Präsidenten gewählt, die größte Finanzkrise seit Dekaden lässt nicht nur den Wert meines Aktiendepots schmelzen wie die Sahara-Sonne einen Eiswürfel und die Bahn hat nach wie vor Probleme mit ihren ICEs (wie ich soeben einmal mehr feststellen musste). Dass 2008 aber auch ein ziemlich kurioses Jahr war, das zeigt unser Jahresrückblick.

Ja, ja, Jahresrückblicke sind schon eine feine Sache. Denn die vielen schönen, spannenden und dann doch wieder ernüchternden Momente der letzten 366 Tage werden so schnell vergessen, dass man als leicht seniler Spieler schon nach wenigen Monaten nicht mehr weiß, was am Anfang des Jahres so passiert ist. Keine Sorge, liebe Leser, das übernehmen wir an dieser Stelle für euch, die Hirnrinde muss also nicht überhitzt werden.

Journalistische Freiheit

Da wäre beispielsweise der Angriff auf den freien Journalismus gewesen. Sowieso in China, wo die öffentlichen Behörden kritische Berichte über die Zustände im Land verhindern wollten - immerhin stand im Sommer Olympia an, da wäre jede Negativmeldung der Super-GAU gewesen. Doch auch in der Welt der Videospiele krachten die Fronten aufeinander. So musste Anfang des Jahres Jeff Gerstman seinen Posten räumen, weil sich der damalige Gamespot-Chefredakteur erdreistete, den Eidos-Titel Kane & Lynch: Dead Men etwas zu kritisch zu rezensieren. Ein Spiel, das zeitgleich großflächig auf der US-Website beworben wurde. Zumindest war das die These der vielen Leser, die hinter all dem eine Verschwörung sahen. Wie es wirklich war? Man schweigt sich aus.

Doch man muss nicht einmal über den großen Teich blinzeln, um ähnlich skandalumwitterte Fälle beobachten zu können. Auch in Deutschland bahnte sich der Fall der ehrlichen Berichterstattung an, nachdem Atari den 4Players-Test zu Alone in the Dark per Anwaltsbrief ins Netznirvana verbannen wollte - und damit ins gezückte und frisch geschliffene Buschmesser der Spielekritiker rannte: Das Hamburger Magazin hatte sich beim Spielehändler um die Ecke eine Verkaufsversion sichern können, noch bevor das Spiel offiziell in den Handel kam, und schrieb seine (Nicht-)Empfehlung auf Basis dieser Version. Der von Atari vorgeschobene Bruch eines Embargos war damit hinfällig. Kleinlaut musste der Publisher den Schwanz einziehen.

Dämmernde Rockstars

Ein großes Gesprächsthema war auch der diesjährige Mega-Hit Grand Theft Auto IV. Rockstar schickte Ostblock-Anarcho Niko Bellic ins detailverliebte Liberty City und kassierte damit nicht nur ab, sondern auch fantastische Wertungen und (absolut berechtigte) Lobhudeleien ein. Das Spiel sah gut aus, hatte Witz und Charme, brachte alles, was man sich als Spieler nur wünschen konnte. Doch dann kam die PC-Version. Die bot zwar prinzipiell genau dasselbe und lief genauso gut wie das Konsolenoriginal, jedoch nur dann, wenn man es denn schaffte, die richtige Rechnerkonfiguration zu haben: aktuellste Treiber, nicht allzu viel Müll auf der Festplatte. Und, ach ja, eine Nvidia-Grafikkarte sollte es bittschön auch sein. Schönen Dank auch.

Womit wir beim Thema Bugs wären, (mal wieder) ein ganz großes Thema in diesem Jahr. Da wäre beispielsweise die endlos verkäferte Erweiterung Götterdämmerung für Gothic 3. Was an sich nicht völlig überraschend war; das Hauptspiel hatte es ja nicht besser gemacht. Zu allem Überfluss wurde die Produktion nach Indien verlegt, zu dem Entwickler, der dort Trash produzierte - nein, ich meine nicht das gleichnamige Spiel. Das wäre so schlimm aber gar nicht gewesen, hätte Publisher JoWood wenigstens etwas aus den Fehlern von Gothic 3 gelernt.

Aber nein, stattdessen wirft man das Add-on lieber zur Weihnachtszeit im völlig unfertigen Zustand auf den Markt und erdreistet sich auch noch, den ungeduldigen Spielern dafür die Schuld in die Schuhe zu schieben. Spätestens jetzt sollte es den österreichischen Spielegöttern dämmern, dass es so nicht geht. Obwohl: Lernresistent haben sie sich ja schon einmal gezeigt. Wenn das Kind zum dritten Mal hintereinander auf die heiße Herdplatte greift, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass es einmal zu oft vom Wickeltisch gefallen ist.

Rosinenbomber über Leipzig

Im Sommer herrschte dann der Messewahnsinn. Erst die E3, die keine Sau besuchte, weil die einstige Leitmesse nach doppeltem Strategiewechsel an Irrelevanz kaum noch zu überbieten war. Dann die Games Convention, die erstmals über 200.000 Besucher in die voll gestopften Hallen lockte - und eine Kölner Fliegerstaffel. Denn obwohl die Messe Leipzig jegliche Werbemaßnahmen der im kommenden Jahr konkurrierenden Gamescom auf dem Messegelände zu verhindern wusste, vergaßen die Sachsen, dass es auch noch den freien Luftraum gab. Und da kreisten die roten Barone vom BIU, der sich ganz offen mit ganz Leipzig anlegte und dabei viel verbrannte Erde hinterließ. Was auch den Spielern früher oder später nicht unbemerkt blieb.

Dass im nächsten Jahr dennoch der Großteil der Gamer nach Köln pilgern wird, liegt wohl einzig und allein daran, dass alle großen Aussteller in die Rheinmetropole wechseln. Was kurios ist, weil so ziemlich jeder Verantwortliche, den man am verschwitzten Hemdkragen packen konnte, sich enttäuscht über den Wechsel aussprach und die tolle Atmosphäre, das noch tollere Messegelände und überhaupt alles vermissen werde. Heuchlerisch? Vielleicht. Aber es gilt auch hier: mitgehangen, mitgefangen. Wer dem BIU beigetreten war, der musste auch mit nach Köln wechseln. Gruppenzwang war schon in der Schule doof.

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