Special - Frauendarstellung : Frauensache
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Frauen in Videospielen – die Vergangenheit
Videospiele haben einen extrem langen Entwicklungsprozess hinter sich. Während es in den Anfängen kaum weibliche spielbare Charaktere gab, da das Zocken noch als Männerdomäne galt, erfreuen sich heutzutage immer mehr Titel einer weiblichen Hauptfigur. Wir wollten von unseren Teilnehmerinnen wissen, ob sich die Frauendarstellung in Videospielen ihrer Meinung nach in eine positive oder negative Richtung entwickelt hat. Überwiegend wurde dabei eine positive Entwicklung verzeichnet:
„Ich würde eine positive Entwicklung sehen. Videospiele werden zwar immer noch vor allem von Männern/Jungen gespielt. Weswegen es auch nicht verwunderlich ist, dass es mehr männliche Protagonisten gibt als weibliche. Das ist einfach eine Identifikationssache. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Videospielbranche sich bemüht, vermehrt auch Mädchen/Frauen anzusprechen, zum Beispiel durch die gestiegene Zahl weiblicher Protagonisten mit realistischerer Darstellungsweise oder die Möglichkeit, das Geschlecht seines Protagonisten selbst zu bestimmen.“ (Klara Linde)
„Ich glaube, dass sich die Frauendarstellung insgesamt eher verbessert hat. Mir kommt es so vor, als ob Spiele mit starken Frauenrollen mehr geworden sind.“ (Annegret Mehlfeld)
„Sie hat sich sehr positiv entwickelt. Wir haben heute eine ungeheure Vielfalt an weiblichen Charakteren. In den Anfangstagen waren Frauen ja nicht mehr als schmückendes Beiwerk, das gerettet werden musste. Solche Figuren gibt es natürlich auch heute noch. Aber viele Spielheldinnen retten sich inzwischen selbst – und den Rest der Welt gleich mit. Trotzdem gibt es zarte und empfindsame Frauen in Videospielen oder auch richtig bösartige Widersacherinnen. Wir verdanken Vorreiterinnen wie Lara Croft da einiges.“ (Marion Lenke)
Es wurden jedoch auch einige denkwürdige Punkte angesprochen, die bei der Entwicklung der Frauendarstellung nicht außer Acht gelassen werden sollten:
„Je realistischer Spiele geworden sind, desto problematischer ist auch die Darstellung geworden. Auf einmal gibt es Begriffe wie Brustphysik (DoA) und wo früher ein Pixelbusen nicht groß störend war, wird heute teilweise aufdringlich 'gewobbelt'. Generell empfinde ich Figuren, die comichaft dargestellt sind, als weniger aufdringlich und problematisch als ganz realistisch gestaltete Figuren [...].“ (Nina Schild)
Frauen in Videospielen – die Zukunft
Zu guter Letzt wollten wir wissen, welche Frauendarstellung sich unsere Teilnehmerinnen für zukünftige Spiele wünschen. Einige haben dabei ganz konkret auf bereits bestehende Frauenfiguren verwiesen, deren Persönlichkeit sie gerne auch in Zukunft häufiger sehen möchten – oder eben nicht:
„Genrespezifisch unterschiedliche. Mir persönlich gefiel Ellie aus The Last of Us sehr gut, auch ein weiblicher Commander Shepard gab eine tolle Protagonistin ab und es würde mich freuen, in Zukunft mehr solche Charaktere zu sehen. Trotzdem sollte aber eine Prinzessin Peach hilfsbedürftig bleiben dürfen, ohne dass man ihren emanzipatorischen Wert in Frage stellt.“ (Klara Linde)
„Ich war zum Beispiel bei dem kleinen Zusatzabenteuer in Assassin‘s Creed: Black Flag von der Aufmachung des weiblichen Charakters begeistert. Ein schönes Design, angemessen gekleidet für die Szenerie und einfach gut zu spielen. Worauf ich verzichten kann, sind Fan-Service-Spin-offs, wie zum Beispiel FFXIII Lightning Returns, wenn zuvor ernst zu nehmende weibliche Charaktere dann doch zu Anziehpuppen für knappe Outfits werden. Aber die muss ich ja nicht spielen.“ (Mika)
Andere wiederum würden sich über Protagonistinnen freuen, die realen Frauen besser entsprechen. So sollen die zuvor genannten überspitzten Charaktertypen einfach entschärft werden und Platz für wahrheitsgetreuere Frauentypen machen. Auch männliche Prototypen sollten jedoch überdacht werden, sodass insgesamt in der Charakterwelt von Videospielen mehr Vielfalt herrscht:
„Keine übertriebenen Power-Frauen – einfach weibliche Protagonisten, die auf sich selbst aufpassen können und geschickt im Kampf sind, allerdings nicht durchwegs schlechte Laune haben und kaum sprechen.“ (Stefanie Gross)
„Tomb Raider ist in Ordnung, trotzdem darf es dem normalen Menschen näher kommen. Darstellungen wie bei Dead or Alive sollten eher unterlassen werden ...“ (Ann-Kathrin)
„[…] Ich sehe immer mehr junge Mädchen, die schon sehr früh versuchen, einem sexuellen Prototyp zu entsprechen, um 'mithalten' zu können. Das ist eine traurige Entwicklung und Videospiele sind inzwischen auch längst kein reines Nerd-Thema mehr. Sie sind genauso ernst zu nehmen wie Filme oder Serien. Deshalb empfinde ich es persönlich als wichtig, dass in diesem Medium Vielfalt gezeigt wird. Und damit meine ich nicht, dass es keine schöne Prinzessin mehr geben darf. […] Die Individualität sollte sich nicht nur auf Sexiness beziehen, sondern sowohl weibliche als auch männliche Charaktere genauso vielfältig darstellen, wie unsere Welt nun mal ist [...]“ (Nina Schild)
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