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Test - Shift 87 : Test: Diese Horror-Nachtschicht ist nichts für paranoide Persönlichkeiten

  • PC
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Statt sich nach dem Release ihres letzten Titels Reveil erstmal ordentlich Urlaub zu gönnen, hauen die deutschen Entwickler von Pixelsplit weniger als fünf Monate später gleich ihr nächstes Horrorspiel raus. Shift 87 ist zwar wohl eher ein kleines Nebenprojekt als ein wirklich vollwertiges Spiel, spart aber mit lediglich 5 Euro euren Geldbeutel und ist dennoch gruseliger als so manch großer Konkurrenz-Titel - wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum und nicht immer an den richtigen Stellen.

Das First-Person-Horrospiel Shift 87 ist kurz gefasst eine Mischung aus P.T., dem spielbaren Teaser für das nie erschienene Silent-Hills-Spiel von Hideo Kojima, und der samstäglichen Rätselseite einer Tageszeitung. Im Auftrag der zwielichtigen Norn Corporation seid ihr auf der Suche nach Anomalien. Dazu bekommt ihr erstmal eine Location präsentiert, die es sich so gut wie möglich einzuprägen gilt. Im Anschluss durchquert ihr denselben Raum immer und immer wieder und achtet dabei auf jede noch so kleine Veränderung.

Diese Anomalien sind mitunter direkt auf den ersten Blick zu erkennen, zum Beispiel an einer gänzlich anderen Beleuchtung oder dem Umstand, dass sich der Raum im Gegensatz zu vorher langsam mit Wasser füllt. Andere wiederum gestalten sich wesentlich subtiler. Hier ist ein Bilderrahmen mal ein paar Zentimeter größer, da läuft ein Förderband etwas schneller und so weiter. Seid ihr euch dann sicher, dass etwas mit dem Ort nicht stimmt, meldet ihr die Anomalie und beginnt die Schleife wieder von vorne. Quasi die Videospiel-Umsetzung dieser “Finde die 10 Fehler im rechten Bild”-Rätsel aus der Zeitung, nur eben in der Horror-Variante.

Stand der Stuhl schon immer da?

Denn natürlich handelt es sich bei den Locations nicht um idyllische Sandstrände am Sonntagvormittag, sondern um ein dunkles, verlassenes Bürogebäude, eine alte Fabrikhalle und eine Tankstelle bei Nacht und Starkregen. Alles Orte, an denen man auch ohne übernatürliche Phänomene und unerklärliche Anomalien schon nicht gerne allein unterwegs wäre.

Hier würde man als horrorerprobter Spieler ohnehin schon erwarten, dass permanent garstige Clowns in dunklen Ecken auf einen warten oder Monster aus dem Schrank springen, aber von solch billigen Tricks macht Shift 87 eher selten Gebrauch. Jumpscares sind rar gesät und egal wie sehr ihr euch anstrengt, es gibt keine Möglichkeit zu sterben. Auch hanebüchene Twists und Story-Verrenkungen wie im Quasi-Vorgänger Reveil (Test) braucht ihr nicht zu erwarten.

Stattdessen befeuert das Spiel eure Paranoia. Befand sich der Mülleimer nicht vorher auf der anderen Seite des Raums? War der Motorroller schon immer rot? Stand der gruselige Typ im Anzug mit der Zigarette im Mund vorhin auch hinter dem Zaun und hat mich angestarrt? Und im Hintergrund läuft permanent diese wummernde und unheilverkündende Musik, die einen auf kurz oder lang an den Rand des Wahnsinns treibt. Ein Wimmelbild, bei dem man das stete Gefühl hat, dass man von hinten abgestochen wird, wenn man sich nicht beeilt.

Günstig und ein bisschen billig

Die Idee von Shift 87 ist also durchaus interessant, allerdings muss man für den mageren Preis von nur fünf Euro und der kurzen Entwicklungszeit ein paar Abstriche im Design machen. Habt ihr bereits Reveil gespielt, werden euch zum Beispiel viele der verwendeten Grafik-Assets bekannt vorkommen. Taucht im Schein der Taschenlampe ein Geistermädchen vor euch auf, dann ist das klar erkennbar dasselbe Model wie Dorie, die Artisten-Tochter des Protagonisten aus Reveil, und auch diverse Laser-Mannequins und rot verschleierte Gestalten feiern ein Comeback.

Bei dem Preis lassen sich recycelte Assets und eine mehr als rudimentäre Story wohl noch verschmerzen, weniger jedoch das Fehlen jeder Form von Tutorial. Meinen gesamten ersten Durchlauf lang habe ich nicht so genau verstanden, ob ich die Anomalien irgendwie scannen muss oder ob es einfach nur reicht zu melden, dass sie existieren. Und niemand hat mir gesagt, dass ich nur in den nächsten Raum vorrücken darf, wenn ich hintereinander fünfmal mit meiner Einschätzung richtig liege, und komplett von vorne anfangen muss, wenn ich eine Falschmeldung mache oder etwas übersehe. In diesem Punkt ähnelt Shift 87 einem sperrigen Suchbild-Roguelike.

Und wenn nach maximal einer Stunde der Abspann über den Bildschirm flimmert, fragt man sich schon, ob das wirklich schon alles gewesen sein soll. Aber all das ist gut zu verzeihen, wenn man bedenkt, dass Shift 87 eben doch nur ein kleines Spieleexperiment ist und dementsprechend bereits für ca. 5 Euro in euren Besitz übergehen kann. Das ist der knackige Horror-Snack dann nämlich doch allemal wert.

Shift 87 - Release-Trailer zum Daedalic-Horror

Mit Shift 87 setzen euch Daedalic und Pixelsplit ein ungewöhnliches Horror-Spiel vor. Was daran so anders ist, erfahrt ihr in diesem Trailer.

Greift zu, wenn...

ihr abends schnell eine kurze Horror-Runde ohne viel Anspruch einlegen wollt.

Spart es euch, wenn...

ihr euer Gedächtnis nicht mit den exakten Details eines Getränkeautomaten zumüllen wollt.

Fazit

Sebastian Ruppert - Portraitvon Sebastian Ruppert
Netter Horror-Happen für zwischendurch

Wer gerade eine gelangweilte Stunde zu überbrücken hat und nicht weiß, was er sonst spielen soll, der kann für schlanke 5 Euro gerne zu Shift 87 greifen. Allerdings hat das Spiel spätestens nach dem zweiten Durchlauf seine Halbwertszeit überschritten. Wenn ihr die beeindruckenderen der insgesamt 66 Anomalien erstmal gesehen habt, ist der Rest nur noch eine müßige Fleißaufgabe für zwanghafte Komplettierer.

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Darüber hinaus hält sich der Wiederspielwert nämlich in Grenzen, weil ihr mit 4-5 Durchläufen dann auch wirklich alle Anomalien gefunden habt und es sonst einfach nichts mehr zu entdecken gibt. Solltet ihr euch der (nicht sonderlich komplizierten) Herausforderung stellen und alle 66 Anomalien finden wollen, holt ihr bis zu drei Stunden raus.

Als kurzer, aber ungewöhnlicher Horrortrip für zwischendurch kann man Shift 87 aber durchaus seine Zeit widmen, zumal es zumindest stellenweise atmosphärischer und gruseliger auftritt als manch hochbudgetierter Konkurrenztitel.

Überblick

Pro

  • schicke und atmosphärische Level
  • kostet gerade mal 5 Euro
  • schürt beharrlich die Paranoia

Contra

  • sehr geringe Spielzeit
  • nur drei Level
  • fehlendes Tutorial

Awards

  • Design
    • PC

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