Test - Shadowrun : X360-Spieler gegen PC-User

Ein Schrei ging durch die Online-Foren, als Microsoft ankündigte, dass aus dem lang ersehnten Spiel zum 'Shadowrun'-Franchise ein schlichter Online-Shooter werden sollte. Wo sich viele komplexe Rollenspielkost erwartet haben, wird nun im Netz geballert.

Mit der eigentlichen Pen&Paper-Lizenz hat 'Shadowrun', das Videospiel, schließlich auch wenig gemein. Da ist es dann auch schon fast exemplarisch, dass selbst auf der Verpackung nur ein kleiner Abschnitt an die komplexe Handlung der Vorlage erinnert. Für alle Nicht-Stammtisch-Rollenspieler eine kurze Zusammenfassung: Nach unzähligen Kriegen ist die Weltbevölkerung im Jahr 2031 fast komplett ausgerottet, als schließlich durch eine Katastrophe die lang vergessene Magie samt allerlei Fabelwesen auftaucht. Der Multikonzern RNA versucht nun, das Chaos der Stunde zu nutzen, um sich selbst als eine Art Weltregierung zu etablieren, während diverse Organisationen gegensteuern. Unter anderem die Lineage, welche in Brasilien den Kampf gegen die RNA aufnimmt. Für das Spiel selbst sind eigentlich nur zwei Informationen wichtig: RNA kämpft gegen Lineage und Magie ist irgendwie mit von der Partie.

Bis auf einige Andeutungen im Handbuch sowie im knappen Tutorial findet sich nämlich nichts mehr von der Handlung im Spiel selbst. Auf eine Einzelspielerkampagne haben die Entwickler komplett verzichtet. Sechs recht schön aufbereitete Lehrabschnitte bringen euch die Spielmechanik näher, danach können Spieler ohne Online-Zugang nur noch an Mehrspielergefechten gegen recht brauchbare Bots teilnehmen. Xbox-360-Besitzer haben zudem noch die Option, über das lokale Netzwerk Gefechte gegen Mitmenschen auszutragen. Wer jedoch auf Splitscreen-Spiele aus ist, hat das Nachsehen auf beiden Systemen.

Der Online-Service LIVE und der Systemunterschied bringen uns jedoch schon zum nächsten Thema. Da der Titel für Microsofts Mehrspielerplattform ausgelegt ist, unterstützt 'Shadowrun' natürlich alle LIVE-typischen Features. Ihr könnt sowohl auf PC (Windows Vista vorausgesetzt) als auch auf X360 eine Freundesliste verwalten, auf recht brauchbare, wenn auch langsame Suchoptionen für Zufallsgefechte zurückgreifen, Text- und Sprachnachrichten versenden, euer Headset nutzen und euren Gamer-Score durch das Freispielen von kleinen Aufgaben aufwerten. Dies alles ist in einem durchdachten Interface aufbereitet und sorgt so für ungetrübten Online-Spaß, für den man jedoch auch zahlt. Da die meisten spielkritischen Funktionen eine so genannte Gold-Mitgliedschaft voraussetzen, werden gut 60 Euro pro Jahr fällig. Hier zeigt unter anderem Valve mit seinem Steam-Netzwerk, dass es auch kostenlos geht.

Immerhin habt ihr für euer Geld erstmals die Möglichkeit, zwischen den Welten zu wandeln und als PC-Spieler gegen Xbox-360-Nutzer anzutreten und umgekehrt. Die Fusion beider Welten klappt dabei vorbildlich. Alle LIVE-Funktionen klappen auf beiden Systemen reibungslos und im Spiel selbst merkt man trotz unterschiedlicher Steuerkonzepte kaum, ob ein Maus-Akrobat oder ein Joypad-Anhänger am anderen Ende der Internet-Leitung sitzt. Das Geheimnis von 'Shadowrun' ist dabei ein einfacher Trick: Die höhere Genauigkeit der Maussteuerung steht einem höheren Streuen der Waffen im Spiel gegenüber.