Test - SCUF Envision Pro : Test: PC-Gamepad mit vielen Zusatztasten
- PC
SCUF, seit geraumer Zeit zu Corsair gehörend, hat sich mit dem Envision (Pro) so einiges vorgenommen. Der Controller will vor allem mit umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten für den Betrieb am PC punkten. Bei einem Preis von knapp 200 Euro in der Wireless-Variante (149 Euro für den kabelgebundenen Envision) stehen allerdings viele Punkte auf der To-Do-Liste, die man heutzutage von einem High-End-Controller erwarten sollte. Vor allem, weil mit dem Xbox Elite Controller Series 2 eine preiswerte und überaus beliebte Alternative im Raum steht. Eins steht also fest: wird schwer für SCUF.
Dass Gamepads am PC keine Seltenheit mehr sind, sollte wohl jedem klar sein. Zumeist greifen die Zocker dabei auf bewährte Konsolen-Controller zurück, oder greifen zu preiswerten Alternativen. Umso mutiger von SCUF, sich direkt mit starker Konkurrenz anzulegen. Noch mutiger ist, den Controller komplett auf das PC-Gaming auszurichten und gänzlich auf Funktionalitäten für Konsolen oder gar mobile Geräte zu verzichten.
Den SCUF Envision gibt es in zwei Varianten. Die kabelgebundene Version mit etwas eingeschränkteren Features gibt es für 149 Euro, die Wireless-Version namens Envision Pro für 199 Euro – letztere liegt uns auch für den Test vor, weswegen wir auf die Kabelversion nicht explizit eingehen. Damit liegt der Envision Pro recht deutlich über dem wohl größten Konkurrenten, den Xbox Elite Controller 2, der für rund 150 Euro, in der Core-Version sogar für etwa 110 Euro zu haben ist.
SCUF konzentriert sich beim Envision Pro vor allem auf ein reichliches Arsenal an Zusatztasten, zusätzlich zum stark an den Xbox-Controller angelehnten Design. Auffälliger Unterschied sind allerdings die symmetrisch angeordneten Analogsticks, die also auf gleicher Höhe liegen. Nicht jedermanns Sache, eine Änderungsmöglichkeit wie beispielsweise beim Thrustmaster ESWAP X Pro, bei dem Dpad und Analogstick vertauscht werden können, gibt es nicht.
Während es bei der Anordnung von Sticks, Dpad, Aktionstasten, Triggern und Bumpern keine nennenswerten Auffälligkeiten gibt, springen die Zusatztasten ziemlich direkt ins Auge. An der Unterseite gibt es insgesamt vier Paddles, pro Seite zwei größere mit knackigem Druckpunkt und zwei etwas empfindlichere kleine Paddles. Allesamt so angeordnet, dass sie (je nach Griff) mit Mittel- oder Ringfinger einfach bedienbar sind. Wer auf die Paddles verzichten will, kann sie ausbauen und durch entsprechende Blenden ersetzen.
An den vorderen Seiten des Controllers gibt es jeweils auch noch eine Zusatztaste, Side Action Button benannt. Sie können recht gut mit den Gelenken der Zeigefinger bedient werden, die Druckpunkte sind knackig genug, um vor ungewolltem Auslösen zu schützen. Auch diese beiden Tasten können demontiert und durch Blenden ersetzt werden. Des weiteren gibt es fünf sogenannte G-Tasten, die dort angebracht sind, wo man bei einigen Custom-Modellen die Audiotasten findet, also direkt oberhalb des 3,5-mm-Anschlusses für ein Headset.
Somit kommen wir auf insgesamt satte elf Zusatztasten, die in der iCUE-Software frei belegt werden können. Recht spannend ist, dass nicht nur andere Tasten darauf gelegt werden können, sondern Texte, Makros, Funktionen und vieles mehr. Streamer, die am PC viel mit Controller zocken, könnten durchaus ihre helle Freude haben, nicht dauernd vom Controller zur Tastatur greifen zu müssen. Ich habe direkt mal meine Hotkeys für Video-Capture, Screenshots etc. auf die G-Tasten gepackt. Geht gut.
Wo wir gerade dabei sind: die iCUE-Software gibt euch die Möglichkeit, unzählige Konfigurationen durchzuführen. Erfreulicherweise ist die Software mittlerweile modular und lädt nur noch die Komponenten herunter, die ihr für angeschlossene SCUF- oder Corsair-Geräte benötigt. Neben den Tastenbelegungen konfiguriert ihr darin auch die RGB-Beleuchtung, die an einem Streifen unterhalb der fünf G-Tasten besteht. Des weiteren konfiguriert ihr damit die Ansprechwege der beiden Trigger, sowie die Reaktionskurven der Analogsticks und die Vibration.
Verschiedene Presets für Spielegenres sind bereits vorhanden, ihr könnt aber auch eigene Profile anlegen und bis zu drei davon auf dem Controller speichern und per Tastendruck abrufen. Die Zuordnungen sind recht simpel zu handhaben und nach etwas Eingewöhnung könnt ihr recht fix alles nach euren Wünschen einstellen. Die Zusatztasten bieten somit durchaus interessante Möglichkeiten – so man sie denn braucht.
Neben den bereits erwähnten Blenden für die Zusatztasten, solltet ihr sie denn ausbauen wollen, liegen dem Controller übrigens noch zwei Ersatzsticks mit längerem Schaft und nach außen gewölbten Kappen bei. Ein alternatives Steuerkreuz zum Ersatz des Dpads ist leider nicht vorhanden. Gut gefällt uns bei allen Tasten das Bedienverhalten. Die verwendeten Schalter sind präzise und responsiv mit schönem Feedback, der nötige Druck zum Auslösen ist je nach Position sinnvoll angepasst. Eine manuelle Einstelloption gibt es auch noch, ihr könnt nämlich per Schalter den Triggerweg verkürzen, sodass er beispielsweise bei Shootern „clicky“ und schnell agiert.
Der Controller liegt ansonsten angenehm und griffig in der Hand, sofern man mit den symmetrischen Sticks leben kann. Mir persönlich ist die asymmetrische Anordnung der Xbox-Controller generell lieber. Die Softtouch-Oberfläche schmiegt sich seidig in die Hand, die Griffe sind für guten Grip gummiert und texturiert.
Der Anschluss erfolgt mittels eines USB-Dongles oder via Kabel, wobei ein USB-C-Adapter beiliegt. Die kabellose Verbindung funktioniert gut und weist keine erkennbare Verzögerung auf. Etwas schade: der Envision Pro beschränkt sich auf diese beiden Anschlussoptionen, Bluetooth ist nicht vorhanden, was die Anwendungsbereiche nahezu komplett auf den PC reduziert. Das ist zwar so gewollt, ob es sinnvoll ist, sei jedoch dahingestellt.
Ohnehin fehlen uns einige Optionen, die uns in der Preiskategorie wünschenswert erscheinen. So arbeitet der Controller beispielsweise mit einem fest verbauten Akku. Ein austauschbarer Akku wäre allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit wünschenswerter. Schade ist auch, dass SCUF bei den Sticks auf „alte“ Potentiometer-Technik setzt und nicht mit den immer beliebter werdenden Hallsensoren arbeitet. Die haben den großen Vorteil, den berüchtigten Stick Drift zu eliminieren und sind seit einigen Monaten stark im Kommen. SCUF hat leider die Chance auf eine echte Innovation versäumt, die den Controller ungemein aufgewertet hätte.
Damit bleibt der Mehrwert des Envision Pro, abgesehen von der insgesamt guten Verarbeitung und Bedienbarkeit, vor allem auf die zahlreichen frei konfigurierbaren Zusatztasten begrenzt. Das mag für Streamer oder Spieler von Titeln mit umfangreicheren Steuerungsoptionen sinnvoll sein, der Preis erscheint in Summe aber dann doch zu hoch, auch wenn es erfreulich ist, dass SCUF endlich mal Controller unter 200 Euro anbietet.
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