Special - Computerspielland Österreich : Das qantm-Institute in Wien
GW: Bei den unterschiedlichen Studiengängen stehen auf der Homepage auch die dafür erforderlichen Vorraussetzungen. Dafür braucht man einen Pflichtschulabschluss, Englischkenntnisse, eine Bewerbungsmappe und Interesse für Computerspiele ...
BS: Wir haben keine Aufnahmeprüfung wie bei einer Kunst-Uni. Das ist eher ein Gespräch, bei dem wir herausfinden wollen, ob derjenige eine Chance hat, bei dem Kurs mitzukommen. Alle SAE-Kurse starten zwar bei null - also in der Theorie wäre es möglich, auch ohne jegliche Kenntnisse herzukommen. Aber das Tempo ist extrem hoch. Es ist ein Vollzeitkurs, da haben die Studenten zwischen 35 und 45 Wochenstunden. Der theoretische Teil ist sehr komprimiert. Beim Programmierkurs wäre es wirklich notwendig, dass man schon Grundkenntnisse mitbringt, und natürlich ist es auch besser, wenn man sich schon ein bisschen beim Design auskennt. Am Vernünftigsten ist es, sich einmal in einen Unterricht reinzusetzen und zu schauen, was dort passiert. Und ein Infogespräch auszumachen, um zu sehen, was wir anbieten. Dabei wird man dann sehen, ob das Sinn macht, ob man gleich im nächsten Semester einsteigen kann, oder ob es vernünftiger wäre, noch ein halbes Jahr seine C++-Kenntnisse aufzufrischen.
GW: Wie sieht so ein Studienjahr aus?
BS: Es gibt zehn Stunden Theorieunterricht pro Woche. Das ist zu bestimmten Uhrzeiten, obwohl das auch einmal variieren kann, weil alle Lehrer, die wir haben, ja aus der Industrie kommen. Und der muss sich in seinem normalen Beruf eben die Zeit freischaufeln, damit er zu uns kommen kann. Von Woche zu Woche gibt es auch kleinere Hausübungen. Die Schule ist von 10.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. In der Zeit können die Leute hier an die Arbeitsplätze. Bis 19.00 Uhr ist ein Supervisor anwesend, der Praxisbetreuung gibt. Die Projekte fangen bei einem kleinen 2-D-Spiel an und gehen bis zu einem größeren 3-D-Spiel - beim letzten Mal haben sie da einen First-Person-Shooter gemacht. Und dann gibt es noch fünf Prüfungen in den zwölf Monaten.
GW: Das ist der Diplomkurs. Und wenn ich jetzt weitermachen möchte?
BS: Dann gibt's noch die Möglichkeit, einen Bachelor-Abschluss zu machen. Das dauert weitere zwölf Monate. Wir arbeiten mit der Middlesex University zusammen, von dort bekommen die Studenten auch den Uni-Abschluss. Der zweite Teil ist dann theoretischer, es sind aber auch verschiedene neue Techniken drinnen, Sachen zum Gameplay, auch wirtschaftliche Dinge, Grundlagenplanung, Projektplanung oder Marketing.
GW: Und wie viel kostet eine Game-Ausbildung am qantm?
BS: Bis zum Bachelor werden es etwa 16.000 bis 17.000 Euro.
GW: Das ist aber auch eine Geldfrage?
BS: In Österreich ist man nicht gewohnt, für Ausbildung Geld hinzulegen. In anderen Ländern ist das überhaupt kein Problem. Bei uns ist das der erste Punkt, wo Eltern einmal durchschnaufen. Wenn wir allerdings Eltern hier im Haus haben, die sich das Ganze anschauen möchten, dann sehen die: Das ist eine Ausbildung, die extrem fokussiert ist. Das heißt, das sind jetzt keine sieben Jahre Uni, wo man Studiengebühren, Lebenskosten oder Bücher für das Kind bezahlen muss, sondern das sind zwölf oder 24 Monate. Und das überzeugt sie dann recht schnell. Und sie sehen auch, dass das Ganze auch etwas ist, wo die Kinder Leidenschaft mitbringen. Wir haben hier im Haus niemanden, der die Schule macht, weil er sie machen muss. Auch das „ich mach das halt einmal, weil mir nichts anderes einfällt" fällt hier völlig weg. Und Eltern sind auch recht froh, wenn sie sehen, das ist das, was mein Kind wirklich machen will, wo es dahintersteht und womit es wahrscheinlich auch glücklich wird in seinem Leben.
GW: Was sagen die Eltern, wenn ihr Kind eine Ausbildung zum Spiel-Designer machen möchte?
BS: Das ist natürlich erst mal schon schwierig. Die Jugendlichen, die dauernd mit den blöden Computerspielen im Zimmer sitzen und nicht einmal zum Essen herunterkommen, dass die dann auch noch ihr ganzes Leben damit verbringen wollen, das ist etwas, was sehr oft diskutiert wird. Aber die Studenten, die mit ihren Eltern hierher kommen, haben diese Fragen dann schon meist durch oder sind gerade am Scheidepunkt, wo die Eltern dann sehen: Das ist ja wirklich ein richtiger Beruf. Und es ist auch die einzige Entertainment-Branche, die am Wachsen ist, im Gegensatz zur Film- oder Musikbranche. Und das hat sich mittlerweile schon herumgesprochen. Vor ein paar Jahren, als wir angefangen haben, war es schlimmer, aber jetzt kommen auch langsam die Kinder, deren Eltern in den 1980er-Jahren vor dem Commodore 64 gesessen sind.
GW: Auf der qantm-Homepage wird extra darauf hingewiesen, dass es keine Jobgarantie gibt.
BS: Das kann ich auch gar nicht machen. Wir können nicht garantieren, dass die Leute, wenn sie bei uns fertig sind, einen Job finden. Aber wir haben die sogenannte Junior Association. Jeder, der das Diplom gemacht hat, ist zumindest einmal für zwölf weitere Monate Mitglied der Junior Association. Und in der Zeit vermitteln wir Jobs. Da kommen ein bis acht Jobs pro Woche herein, die wir dann an die geeigneten Studenten weitergeben.
GW: Wo gehen die Absolventen hin?
BS: Viele gehen in die Independent-Szene. Die hatten ihre Spielideen und wollten die einfach umsetzen und nicht unbedingt zu größeren Playern gehen. Obwohl wir schon auch Leute hatten, die zu großen Firmen nach Deutschland gegangen sind.
GW: Wie sind Sie selbst zur SAE gekommen?
BS: Ich habe 1992 den Audiokurs gemacht. Dann habe ich als Tontechnikerin gearbeitet und wurde dann wieder an die SAE zurückberufen. Da war ich erst Praxisbetreuerin, dann habe ich unterrichtet und bin halt dann weiter reingerutscht und seit 2000 Geschäftsführerin.
GW: Bis wann sollte man sich für den nächsten Kurs anmelden?
BS: Für den Herbstkurs ... Wenn man im Oktober starten möchte, muss man sich bis spätestens August angemeldet haben. Sonst wird man keinen Platz mehr bekommen.
qantm Institute Wien
Linke Wienzeile 130A
1060 Wien
Tel. (01) 961 03 03
eMail: [email protected]
http://wien.qantm.com
Kommentarezum Artikel