Special - Kommentar: Pokémon GO : Schluss mit lustig
- Mob
Seit einiger Zeit bereitet Pokémon GO Mathias nur noch bedingt Freude. Erst war die App fast unnutzbar verbuggt, später sorgten Updates, die die Jagd nach Taschenmonstern erschwerten, für Frust. An Lösungen wird immer noch gearbeitet. Bis dahin hält sich der Spaß in Grenzen.
Inzwischen lässt sich Pokémon GO seit rund einem Monat spielen, bricht einen Rekord nach dem anderen und hat die Welt ein klein wenig auf den Kopf gestellt. Als Pokémon-Fan freut es mich, dass das Thema durch die App für Akzeptanz in allen Altersgruppen gesorgt hat und daraus neue Gesprächspartner resultierten. Doch nachdem die erste Euphorie langsam, aber stetig, abebbt, beobachte ich Pokémon GO genauer. Auf dem täglichen Nachhauseweg verspüre ich immer weniger Lust, mich mit der AR-Anwendung zu beschäftigen. Schuld daran ist nicht der Umstand, dass das Thema allmählich bei mir durch wäre, sondern der, dass erst Bugs und nun wenig erheiternde Updates mein Jagdfieber hemmen.
Ehrlich gesagt half der anfängliche Hype wohl nicht nur mir, über die vielen Fehler der App hinwegzusehen, die in manchen Minuten einen mehrmaligen Neustart erforderten. Pokébälle, die einfrieren, Arenen, die nicht eingenommen werden können – all das waren Probleme, die jede andere App in den kritischen ersten Wochen zum Scheitern verurteilt hätten.
Trotz aller Toleranz, die ich vor dem Hintergrund des enormen Andrangs übte, mit dem Niantic wohl in der Form nicht gerechnet hatte: Die häufigen Serverausfälle und Bugs minderten latent meine Freude an Pokémon GO. Doch ausgerechnet jetzt, wo die App dank einiger Updates weitgehend stabil läuft, springe ich kaum noch vom Stuhl auf, wenn ich ein bisher unentdecktes Taschenmonster auf der „In-der-Nähe“-Liste entdecke.
Suche durch die Irre
Genau dies ist eines der schwerwiegendsten Probleme von Pokémon GO. Nur in den ersten Tagen, in denen das Spielchen offiziell noch nicht in Deutschland erhältlich war, funktionierte das Such-Feature mit den die Entfernung andeutenden Fußstapfen einwandfrei. Doch ehe ich genau die Funktionsweise herausgefunden hatte, tauchte ein Problem auf, das bald sämtliche Spieler betraf: Jedes Pokémon befand sich noch immer an fest definierten Standorten, doch es war durch einen Bug kaum mehr möglich, es sinnvoll zu verfolgen. Darüber hinaus wechselten die Silhouetten der begehrten Neuentdeckungen nicht selten die Position innerhalb der Liste, wenn man sich bereits in ihrer Nähe glaubte.
Niantic erkannte das Problem und identifizierte das Fußstapfen-System in seiner bisherigen Form als zu verwirrend. Als Konsequenz daraus wurde es vollständig gestrichen. Nicht einmal mehr ein bestimmtes Pokémon ließ sich auswählen, ohne dass der Impuls in der rechten unteren Bildschirmecke nicht einfach auf irgendetwas hindeutete. Pokémon GO war um eines der Features beraubt, die die App für mich besonders spannend gemacht hatten.
Der Gedanke gefiel mir, mich an die Fersen eines ganz bestimmten Wesens zu heften und das Erfolgserlebnis zu verspüren, wenn es schließlich, nach erfolgreicher Suche, auf dem Bildschirm aufploppte. Nun streife ich nur noch ziellos durch die Gegend und fange, was mir eben gerade vor den Pokéball-Wurfarm läuft. Von Vorfreude auf den Fang keine Spur mehr.
Besserung in Sicht
Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf und glaube weiterhin daran, dass Pokémon GO wieder genau so viel Spaß wie in der ersten Woche machen wird. Nicht ohne Grund, denn Niantic experimentiert gerade (zum Zeitpunkt der Artikelerstellung: 10.08.) mit Ansätzen, die Suchmechanik aus ihrer Leichenstarre zu befreien. Durch das letzte Update wurde in der Liste erst einmal aufgeräumt.
Derzeit spuckt das Fenster „Sichtungen“ mit einem hübschen Grasbüschelchen aus, das bisher allerdings kaum mehr als eine kosmetische Verbesserung zu sein scheint. Dafür werden Pokémon derselben Art zu einem Posten zusammengerückt. Das löst das Problem in seiner aktuellen Form zwar überhaupt nicht, könnte aber in Zukunft als Teil eines umfassenderen Konzepts sinnvoll sein.
Einige Spieler in den USA können bereits das erproben, was die Lösung des Problems zu sein scheint: Dort zeigt die „In-der-Nähe“-Liste neben den Sichtungen Pokémon an, die sich in der Nähe eines PokéStops befinden. Der lässt sich durch das eingetragene kleine Bildchen erkennen. So wird gefördert, dass Nutzer die Umgebung genauer in Augenschein nehmen, um sich die „Tankstellen“ einzuprägen. Darüber hinaus lässt sich mit einer deutlich herausgezoomten Ansicht in etwa der Standort des angepeilten Taschenmonsters ausmachen. Genau so muss das aussehen und letzten Endes auch funktionieren, dann werde ich wieder meinen Enthusiasmus für Pokémon GO zurückgewinnen.
Das wäre aber vielleicht gar nicht notwendig gewesen, wenn Niantic von Anfang an erklärungsfreudiger gewesen wäre. Es waren keinesfalls „zu komplizierte“ Ansätze, die die Liste verfolgte, sondern es herrschte lediglich das Problem, dass weder Niantic noch Pokémon GO selbst erklärten, wie das Feature funktioniert. Dass Verwirrung die Folge war, war nur die logische Konsequenz. Statt also durch immer neue Updates Funktionen in der App umzukrempeln, sollte Niantic an seinem Kommunikationsproblem feilen, auf das Kollege Kuro bereits ausführlich eingegangen ist.
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