Test - PlayStation 4 Pro : Der neue Konsolenstandard: Wir testen Sonys stärkstes Pferd im Stall
- PS4
Diesmal ging es verdammt fix: Innerhalb weniger Wochen kündigte Sony eine neue, verbesserte PS4-Konsole an und hievte sie pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in den Handel. Schon ab Ende dieser Woche bringt euch ein beherzter Griff ins Ladenregal näher an ein atemberaubendes UHD-Erlebnis. Echtes 4K erreicht die Konsole zwar nicht annähernd, aber der angestrebte Kompromiss ist durchaus sehenswert, das passende Kleingeld für Konsole und Fernseher vorausgesetzt. Nur: Ist die PS4 Pro auch ohne UHD-Fernseher ihr Geld wert?
Aufgerissen, reingeschaut: Der weiße Karton offenbart einen schwarzen Kasten, der sich kaum von der alten PS4 unterschiedet und noch weniger Differenzen zum neuen Slim-Modell aufweist – sofern man davon absieht, dass drei anstelle von zwei Schichten seine Form definieren. Zwei Knöpfe mit fühlbarem Druckpunkt für Netz und Datenträgerauswurf, zwei gut zugängliche USB-Ports und eine Betriebsleuchte zieren die Front.
Schick, das Ding, wenn auch leider auf der Rückseite unpraktisch abgeschrägt. Kabel einzustecken funktioniert nur mit einer direkten Rückansicht, denn von oben betrachtet blockiert das Design den Blick auf die Schnittstellen für Netzwerkkabel, HDMI-Strippe, Kamerakabel, optischen Audiozugang und USB-Anschluss. Ein wenig ärgerlich, hatte die alte PS4 doch genau dieselbe Schwäche. Nutzt ihr regelmäßig HDMI-Brücken und Geräte zur Videoaufzeichnung, könnte euch diese Gestaltung auf Dauer zur Weißglut bringen. Ansonsten schön elegant und schlicht, das neue Gerät, das mit dem Untertitel „Pro“ zum Kaufen anregen möchte. Wer sie nicht besitzt, muss dem Namen gemäß ein Gaming-Laie sein. Also zückt gefälligst das Portemonnaie!
Die magische Preisgrenze für Hardware-Abverkäufe liegt in Sonys Augen bei 399 Euro. So viel kostete die Standardausführung der PlayStation 4 bei der Erstveröffentlichung vor drei Jahren, ebenso wie das neulich erschienene Virtual-Reality-Headset PSVR (ohne zusätzliche Ausrüstung). Dieselbe Summe müsst ihr vom Konto schaufeln, wenn ihr die brandneue PS4 Pro in eure Fernsehkommode schieben wollt. Angesichts dieser Preispolitik kann man davon ausgehen, dass Sony beim Planen der PS4 Pro nicht von der größtmöglichen Leistung oder der kleinsten denkbaren Gehäusegröße ausging, sondern die Ausstattung vom Verkaufspreis abhängig machte.
Für eine Spielemaschine, die 4K-Grafik generieren soll, ist das ein arg begrenztes Budget. Erhöhte Leistung? Ja, Sonys neues Wunderkind hat grafisch sichtbar mehr auf dem Kasten als das Standardmodell! Aber Kompromisse waren unumgänglich. Darum besteht die PS4 Pro aus hinlänglich bekannten Komponenten, die lediglich etwas aufgemotzt wurden.
Übertaktet, aufgebrezelt und geschickt im Mogeln
Den größten Fortschritt verzeichnet die Maschine beim Grafikprozessor. AMDs GCN-Grafik-Chip der vierten Generation verfügt im Vergleich mit seinem Gegenstück in der Standard-PS4 über mehr als doppelt so viele Shader und Textureinheiten. Das kann man mit einer Verdoppelung der Stärke gleichsetzen, doch der Vorgesetzte der Grafikeinheit hat keineswegs dieselbe Steigerung erfahren.
Das Jaguar-Modell von AMD werkelt weiterhin als Hauptprozessor. Der Chef vom Dienst legt einen höheren Arbeitstakt an und schuftet mit 2,1 statt wie bisher mit 1,6 GHz. Unterm Strich ist das keine große Steigerung, wodurch die CPU weiterhin ein Flaschenhals im System bleibt. Auf dem Papier kommt die Hardware auf eine Leistung von 4,2 Teraflops. Faktisch reicht die Steigerung der Rechenkraft nicht aus, um UHD-Grafik nativ zu berechnen. UHD definiert sich durch viermal mehr Pixel als beim bisher üblichen 1080p. Sonys neue Maschine müsste also mit der doppelten Kraft viermal so viel Grafik stemmen wie bisher, und das mit derselben Menge an Arbeitsspeicher.
Zwar kam mit dem Pro-Update ein weiteres Gigabyte RAM auf die Platine, doch es geht hier nicht um dieselbe Art wie bei den restlichen 8 GB. Anstelle von schnellem DDR5-Speicher fügte Sony nur günstigen DDR3-RAM hinzu, der das System beim Auslagern des Betriebssystems und anderer temporärer Daten entlasten wird, zum Beispiel beim Festhalten von Screenshots und Gameplay-Videos.
Für Sony trotzdem kein Beinbruch. Statt echtem 2160p, das nur bei grafisch schwachen oder kompromissbereiten Spielen zum Zuge kommen wird – siehe die Special Edition von Skyrim –, generiert die Maschine Grafiken, die je nach Titel irgendwo zwischen 1440p und 1800p ansetzen. Die Differenz zu 2160p schließt ein geschickt eingesetztes Skalierungssystem, das anhand einer sogenannten Schachbrettberechnung beeindruckend saubere Ergebnisse ohne merklich aufgeschwemmte Ränder und verpixelte Oberflächen erzielt.
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