Preview - Outward : Fantasy-Survival: Nur die Harten kommen in den Garten
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Der Indie-Entwickler Nine Dot Studio verfolgt mit Outward eine ebenso ambitionierte wie lobenswerte Vision. Er will weg von den massentauglichen Weichspül-Rollenspielen und stattdessen ein explizit an Hadcore-Gamer gerichtetes Survival-Abenteuer abliefern.
Ihr steht auf üppig inszenierte Rollenspiele mit einer tiefgründigen und mitreißenden Geschichte, einem ausgefeilten Quest-Design sowie strahlenden Helden samt übermächtigen Kräften oder zumindest besonderen Fähigkeiten? Prima, denn dann ist Outward definitiv das falsche Spiel für euch. Die Entwickler von Nine Dot Studio haben eine gänzlich andere Richtung eingeschlagen. Anstatt sich der Massentauglichkeit anderer RPG-Titel anzupassen, brechen sie ganz bewusst mit Konventionen. Herausgekommen ist ein alles andere als gewöhnlicher Vertreter des Genres. Wir können eines bereits vorwegnehmen: Das dürfte nicht jedem von euch gefallen.
Die Welt ist der Star
Outward ist von der ersten Sekunde an ungewöhnlich: Statt in die Rolle eines strahlenden Helden schlüpft ihr in die Haut eines ebenso unbekannten wie gewöhnlichen Charakters, der sich in der großen, wilden Welt von Aural zurechtfinden und um sein Überleben kämpfen muss. Auf die Story rund um eine tödliche Plage und einen vermeintlichen Heilsbringer wollen wir an dieser Stelle gar nicht näher eingehen. Dafür ist sie schlicht und ergreifend nicht interessant genug und zu wenig mitreißend inszeniert. Auch einen roten Faden an abwechslungsreich gestalteten Quests entlang sucht man vergebens. Zwar gibt einem das Spiel durchaus ein paar Aufgaben, doch eure Hauptmotivation müsst ihr eher aus dem Spielgeschehen selbst under der Welt voller Herausforderungen schöpfen.
Diese Welt ist der eigentliche Star des Spiels: Im Gegensatz zu vielen anderen Titeln dieser Art stehen die Survival-Aspekte im Zentrum. So müsst ihr stets darauf achten, dass euer Charakter keinen Hunger leidet, dass er ausreichend Schlaf findet und sich passend kleidet. Ja, richtig gelesen: Stapft der Protagonist beispielsweise für längere Zeit in dünnen Klamotten durch ein winterliches Gebiet, fängt er sich eine Erkältung ein. Das geht sogar so weit, dass er sich mit einer Verletzung im Kampf eine Infektion einhandeln kann. Auch die Größe und das aktuelle Gewicht eures Rucksacks – der generell eine zentrale Rolle spielt – müsst ihr stets im Auge behalten. Mit zu viel Last auf dem Rücken verlangsamt sich die Bewegung des Protagonisten – vor allem im Kampf.
All solche Kleinigkeiten müsst ihr stets beachten und einplanen, ganz besonders wenn ihr etwa längere Streifzüge durch einen Dungeon in Angriff nehmen wollt. Ohne ausgiebige Planung läuft nicht viel in Outward. Selbst die Magie geht nicht einfach so bzw. per Knopfdruck von der Hand. Stattdessen müsst ihr selbst für grundlegende Zaubersprüche eine Art Ritual ausführen. Stets ist Bedacht statt schneller Finger gefragt.
Das betrifft übrigens auch den Kampf: Wenn ihr blindlings in ein Scharmützel mit einem oder mehreren Gegnern rennt, nimmt das nur in seltenen Fällen ein gutes Ende. Wenn ihr jedoch gut vorbereitet in die Auseinandersetzung geht, sieht es meistens schon sehr viel besser aus. So könnt ihr beispielsweise vorher Fallen aus Stacheldraht oder ähnlichen Materialien auslegen, um eure Kontrahenten dort hineinzulocken. Allerdings lohnt es sich oftmals gar nicht, den Kampf zu suchen, da die Belohnungen nur selten brauchbar sind. An den meisten Feinden könnt ihr auch einfach vorbeirennen.
Die Lust verfliegt schnell
Solltet ihr mal das Zeitliche segnen oder einen Fehler machen, könnt ihr übrigens nicht einfach einen zuvor gesicherten Spielstand aufrufen. Denn Quickload und Quicksave gibt es Outward nicht. Stattdessen verfügt ihr nur über ein einziges automatisch vom Spiel angelegtes Savegame. Auch das unterstreicht den Hardcore-Charakter des Rollenspiels. Doch keine Angst, das Abenteuer ist nach dem Ableben nicht vorbei. Stattdessen wacht ihr kurze Zeit später wieder auf. An welchem Ort – darüber entscheidet die Art eures Todes: Rauben euch beispielsweise Banditen aus, findet ihr euch in einer Sklavenbehausung wieder. Nach einem Zusammenbruch vor Erschöpfung flickt euch ein barmherziger Heiler wieder zusammen. Das kommt der Atmosphäre des Spiels sehr zugute.
Abgesehen davon mangelt es der ansonsten durchaus interessanten Welt von Outward an Identifikationsanreizen. Das liegt gar nicht mal am namenlosen Helden, sondern an der Beliebigkeit ihrer Gestaltung. Erschwerend hinzu kommt die angestaubte Präsentation. Einige der Schauplätze sehen zwar auf den ersten Blick recht hübsch aus. Doch spätestens wenn ihr zum wiederholten Male durch die Gewölbe der ebenso generischen wie tristen Dungeons marschiert, wächst der Wunsch nach mehr Abwechslung. Sicherlich kann man von einem kleinen Team wie dem hinter Outward keine grafische Opulenz erwarten, doch etwas mehr Feintuning hätte sicherlich nicht geschadet.
Toll finden wir hingegen die Möglichkeit, Outward gemeinsam mit einem Freund spielen zu können. Zu zweit macht der Streifzug durch die riesige Welt nämlich deutlich mehr Spaß als im Alleingang. Technisch funktioniert das erfreulich einfach: Per Knopfdruck steigt ihr in die laufende Partie eines Mitspielers ein und könnt fortan als Duo ins Abenteuer ziehen.
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