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Test - Mini Ninjas : Charmantes Fernostabenteuer

  • PS3
  • X360
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Für gewöhnlich lassen sie raubeinige Killerglatzen und psychisch gestörte Mörder Arm in Arm tanzen. Sie lassen die Kugeln zischen, Träume platzen, lassen uns teilhaben an Schicksalen so grausam wie das Leben selbst. Wenn das IO-Interactive-Logo dann plötzlich neben einem sonnig gelben USK-6-Sticker prangt, dann ist die Neugier groß. Wenn das Spiel dazu Mini Ninjas heißt, noch viel größer. Was ist nur los mit den Hitman-Eltern?

Ganz einfach: Sie haben ein Ensemble aus sechs knuddeligen Ninja adoptiert, die sich durch ein feudales Japan kämpfen, schleichen, springen und zaubern. So frech und dermaßen sympathisch, dass man denken könnte, sie hätten nie was anderes gemacht. Danach hört man sich folgende Sätze murmeln: „Wie jetzt? Sind das wirklich dieselben Entwickler, die sich Glatzkopf Nr. 47 aus den Lenden gepresst und diese packende Tour de Force namens Kane & Lynch serviert haben?" Oooh ja. Der Reiz des Morbiden, Blutigen und Grausamen, ungeschminkt inszenierte Schicksale, Blicke in die Seele am Abgrund stehender Figuren - darauf müsst ihr in Mini Ninjas verzichten. Hier geht es knuddelig, bunt, still und herzerwärmend zur Sache. Ohne viel Dröhnen, Scheppern, Beben und Schießen. Aber nicht weniger packend. Versprochen.

Gezeichnete Faszination

Wann konnte man zuletzt durch eine Welt stromern, die streckenweise wie gezeichnet wirkt? War es Okami? Afro Samurai? Wann prallten moderne Technik und japanische Kultur zuletzt so schön aufeinander, wie es die Dänen von IO Interactive hier zelebrieren? Es ist wohl zu lange her, denn dieses Fernostgemälde wird euch mit all seiner Magie und grafischen Noblesse gefangen nehmen, wenn ihr euch drauf ein- und vom USK-6-Logo nicht abschrecken lasst.

Gräser, Berghänge, Bäume und Bambuswälder - all das könnte mit der flächigen, ineinanderfließenden Farbgebung in Grundzügen altmodischen Tuschezeichnungen entsprungen sein. Man regt sich nicht mal auf, dass die Texturen nicht fotorealistisch sind, sondern staunt darüber, dass auch ohne State-of-the-Art-Gepose eine Welt zum Eintauchen lockt. Eine, hinter deren Fassade es überall verräterisch knackst, ächzt und zwitschert.

Mini Ninjas - Launch Trailer
Die kleinen Ninjas werden bald endgültig von der Leine gelassen, passend dazu gibt es diesen neuen Trailer.

Zwar sind die Eckpfeiler nicht so streng traditionell wie in Okami mit seinen lodernden Farbtönen und dicken schwarzen Konturen. Auch auf Bleistiftstriche in den Gesichtern à la Afro Samurai wurde verzichtet. Aber Rauch, wirbelnde Staubwolken, die aufragenden Schneegipfel im Hintergrund, cremig rosafarbene Kirschblüten - all das stünde auch Clovers mutigem Meisterwerk exzellent zu Gesicht.

Einige Levels geben den Startschuss für Sekunden staunender Ausgelassenheit: Etwa wenn sich ein Wasserfall von den Klippen ins Tal ergießt und erst vor einem strahlend schönen Tulpenmeer wieder zur Ruhe kommt. Es ist förmlich spürbar, wie herzhaft Nippon aus den Wipfeln raschelnder Laubbäume oder dem romantischen roten Abendhimmel herauslacht.

Wobei es eigentlich gar keinen Grund zum Lachen gibt. Ein finsterer Samurai-Kriegsherr raubt der Natur ihr Strahlen, verwandelt Tiere in eine Schergenarmee und sucht das Reich mit selbiger heim. Was also tun, wenn sämtliche Ninja-Kollegen verschwunden sind und das im Stil japanischen Schattentheaters gehaltene Intro so viel Lust macht? Man schlüpft in den hautengen Kampfanzug des kleinen Hiro, schnappt sich ein paar Wurfsterne nebst Katana und los geht's.

Sechs Ninja sollt ihr sein

Hiro muss sich nicht nur den Heerscharen des Dunkelwichts stellen, sondern auch seine in Käfige gepferchten Begleiter befreien, allesamt quer übers Land verteilt der Rettung harrend. Da wären der treudoof guckende Hüne Futo mit seinem XXL-Hammer, Flötenspielerin Suzume, Bogenschütze Shun, Speerkämpferin Kunoichi und Tora, der mit seinen langen Klauen fast ein wenig an Vega aus Street Fighter erinnert.

Das Charakterdesign ist bezaubernd: Wenn sie mit ihren kleinen Beinchen putzig animiert durchs Gras tapsen oder wie Balletttänzer mit Tippelschritten vorwärts rennen, geht die Sonne auf. Nicht in Fernost, sondern in den Herzen jener Spieler, in denen das Spielkind trotz mehrere Dekaden übergreifenden Alters immer noch strampelt. Wie oft gehen Sprüche wie „Och, ist das süß!" und bissfestes Spieldesign heutzutage noch Hand in Hand?

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