News - Hearts of Iron 3 : 24. Teil des Entwicklertagebuchs

Entwicklertagebuch – Szenariostartpunkte

Startpunkte für Szenarien sind immer eine interessante Herausforderung für uns. Bevor wir darauf eingehen sollten wir die Frage endgültig beantworten, warum man nicht wie in EU3 an jedem Tag anfangen kann. Das war etwas, das wir ganz zu Beginn der Entwicklung diskutiert hatten, als wir schon sehr früh darüber nachdachten. EU3 hat uns gezeigt, das es gut machbar ist, Provinzen auf Tagesbasis den Besitzer wechseln zu lassen. Nun hat Hearts of Iron 3 natürlich eine Menge mehr Provinzen, aber andererseits gibt es über die Zeit viel mehr Material, sodass diese Aufgabe eigentlich einfacher wäre.

Aber die Probleme begannen, wenn man die Einheiten miteinbezieht. EU3 hat die situationsbezogene Platzierung von Einheiten verwendet. Einfach ausgedrückt hat das Spiel die Situation in Betracht gezogen und dann die Einheiten platziert, je nachdem wo sie gebraucht werden. Im Krieg hat man mehr Einheiten bekommen und diese näher zu den Grenzen der Kriegsgegner. Aber man stelle sich diese Methode am Tag vor der Ardennenoffensive vor, nach aller Logik sollte Deutschland seine Truppen an der Ostfront konzentrieren, von wo die größte Gefahr droht, und nicht vor der am einfachsten zu verteidigenden Front im Westen – es macht eigentlich keinen Sinn. Zusätzlich will man natürlich die bekannten Einheiten dort sehen, wo sie auch historisch waren, man will nicht einfach die generische „3.Panzereinheit“ in der Wüste haben. Nein, man will die 7. Panzerdivision, die „Wüstenratten“ dort sehen. Also haben wir entschieden, dass wir nicht nur eine Provinz-Geschichte haben müssten, sondern auch eine Einheitengeschichte, wo die Bewegungen sowie die Stärke jeder Einheit des gesamten Spiels gespeichert sein müssten.

Dann gab es noch ein anderes Problem. Nehmen wir an man startet am Tag vor Pearl Harbour, die japanische Kombinierte Flotte ist im Pazifik und steuert auf ihren „Tag der Schande“ zu. Dann entscheidet die Japanische KI dass eigentlich die USA rießige Industrie hat, dazu massive Rekrutenzahlen und außerdem nimmt dieser Krieg in China viele Ressourcen in Anspruch, als wäre es eigentlich völlig irsinnig jetzt mit ihnen auch noch Krieg zu führen, also schickt sie die Flotte wieder nach Hause. Nun würden die Fans einer „guten“ KI das als eigentlich logische Entscheidung vielleicht gutheißen, aber ehrlicherweise führt das nicht zu einer richtigen 2.Weltkrieg-Atmosphäre. Also würden wir zusätzlich noch der KI Anweisungen geben müssen, wie etwa bei einem Start im August 1939 müsste die deutsche KI wissen, dass Polen das nächste Ziel ist oder sie würde beginnen, gegen Frankreich zu rüsten, da sie ja die größte Armee aller Nachbarn haben und daher die größte Gefahr sind. Um es kurz zu machen, wir haben eingesehen dass auch wenn wir gewollt hätten, tägliches (oder sogar monatliches) starten zu ermöglichen, hätte die Geschichte so viel Zeit in Anspruch genommen, dass wir keine Zeit mehr gehabt hätten, um auch noch das Spiel dazu zu produzieren.

Also sind wir zu der Entscheidung gekommen, unsere Anstrengungen auf 7 spezifische Startpunkte zu legen.

1936 ‘Der Weg in den Krieg’ – Das Original und die große Kampagne, die den gesammten Zeitraum von Hearts of Iron 3 umfasst.

1938 ‘Der aufziehende Sturm’ – Nur ein Jahr vor dem historischen Ausbruch des 2. Weltkriegs angesetzt gibt es den meisten Kriegsteilnehmern Zeit, sich auf den Kampf vorzubereiten, aber mit weniger Aufbauzeit.

1939 ‘Blitzkrieg’ – Mit der deutschen Invasion von Polen beginnt der 2. Weltkrieg gerade erst. Für diejenigen, die gleich den Kampf haben wollen. 

1941 ‘Barbarossa’ – Dortmund! Dortmund! Der große Kampf hat mit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion begonnen. Perfekt für alle, die die epische Herausforderung von Hearts of Iron 3 suchen.

1941 ‘Tag der Schande’ – Mit dem Beginn von Pearl Harbour haben wir alle Kriegsteilnehmer dabei, der 2. Weltkrieg zieht sich jetzt über den gesamten Globus.

1943 ‘Das Blatt hat sich gewendet’ – Die deutsche 6. Armee hat gerade in Stalingrad kapituliert und die Japaner wurden bei Midway geschlagen. Die Initiative hat die Seiten gewechselt, aber die Achse ist noch immer stark.

1944 ‘Götterdämmerung’ – Die Alliierten sind in der Normandie gelandet und die Achse ist auf allen Fronten auf dem Rückzug. Der Letzte in Berlin bekommt die kleinste Nachkriegsallianz, oder doch nicht?

Nun werden Fans von Hearts of Iron 2 einige dieser Szenarien als alte Bekannte entdecken, weil sie es auch sind. Wir haben für HoI3 mehr versprochen und deshalb konnten wir schlecht Szenarien weglassen, oder? Das bedeutet nicht, dass das Übernehmen der Szenarien nach HoI3 einfach war. Ja, es war nett das die geschichtliche Recherche schon gemacht war, aber es gab noch sehr viel Arbeit. Zuerst mussten die Einheiten neu platziert werden, um richtige Frontlinien zu bilden. Die Divisionen mussten historisch korrekt strukturiert werden – welche japanischen Divisionen waren triangulär, welche quadratisch? Die Kommandohirachien mussten gebildet werden, all das hat Zeit und Mühe gekostet. Vor allem in den späteren Szenarien wurde das wichtig, denn das letzte das wir wollten war, das der Spieler nicht sofort im Spiel etwas mit den Vorgaben anfangen konnte.

Wir haben auch zwei neue Szenarien hinzugefügt. Das sind zwei nette Daten von denen wir glauben, dass sie gut zu spielen sind. Pearl Harbour ist für jene, die entweder Japan oder die USA gleich von Anfang des Pazifikkrieges an spielen möchten. Gelingt es die Japaner am Vormarsch zu hindern, oder die US-Trägerflotte zu vernichten und den Pazifik zu überrennen bevor die USA ihre Industriemacht zum Einsatz bringen können? Mit „Das Blatt hat sich gewendet“ haben wir einen guten Startpunkt für Spieler der Alliiert oder der Sowjetunion.  Die Initiative liegt jetzt in ihren Händen, aber die Achse ist noch nicht so zerschlagen, dass es rein eine Frage der Zeit wäre, was es zu einer guten Mischung von Spaß und Herausforderung macht.