Test - God of War : Mehr als göttlich
- PS4
Eine Welt voller Designglanzstücke
Nahezu grandios ist das Spiel- und Leveldesign, das stark in Richtung von Nintendos Metroid oder The Legend of Zelda schielt. Anfangs seid ihr noch auf einem linearen Kurs unterwegs, auch wenn ihr bereits dort einige Sackgassen mit geheimen Truhen und kleinen, optionalen Rätseln entdeckt. Nach ein paar Spielstunden steht euch ein zentrales Gebiet zur Verfügung, zu dem ihr immer wieder zurückkehrt und das sich stets erweitert – weil sich die Umgebung ändert oder ihr neue Fähigkeiten erlernt.
Diese Fähigkeiten beziehen sich vor allem auf Atreus, der euch mit seinen Bogenkünsten eine große Hilfe ist und eure Gegner beispielsweise ablenken kann. Seine Waffe erhält im Laufe des Spieles immer mehr Kräfte, mit denen ihr spezielle Hindernisse aus dem Weg räumt und somit die euch zur Verfügung stehende Spielwelt erweitert.
Gegen Ende teilt sich das Spiel regelrecht in zwei Hälften: Die eine behandelt den Abschluss der Geschichte und ist relativ geradlinig sowie sehr actionlastig. Die andere bietet euch eine abenteuerliche Wiese voller Geheimnisse, unentdeckter Orte und Objekte zum Sammeln, womit sich die ohnehin schon stattliche Spielzeit von über 20 Stunden locker verdoppelt oder gar verdreifacht. Wohlgemerkt: God of War ist kein Open-World-Titel! Die Welt besteht vielmehr aus klassischen, hochwertig designten Levelstücken, die grandios miteinander verwoben und ineinander verzahnt sind.
Die Qualität der Rätsel erinnert sehr an die Vorgänger, weil sie genau wie damals perfekt den moderaten Schwierigkeitsgrad treffen. Ihr müsst definitiv überlegen und bekommt nicht wie so in vielen anderen modernen Spielen alles per Wegmarkierung vorgekaut. Aber sämtliche Pflichträtsel, die ihr zum Absolvieren der Geschichte lösen müsst, sind mit genau der richtigen Portion Geduld und Ruhe lösbar.
Die einzige kleine Schwäche, die uns beim Spieldesign aufgefallen ist, betrifft erneut die Endgegner: Die sind zwar zahlreich vorhanden und machen durch die Bank Laune, könnten jedoch abwechslungsreicher sein. Die Paradebeispiele in dieser Hinsicht sind die bereits erwähnten Trolle, die sich eher optisch als spielerisch voneinander unterscheiden.
Vorzeigetechnik
Bei all den Stärken dürfte es niemanden verwundern, dass auch die Präsentation mächtig gut ist. Rein aus technischer Hinsicht begeistert vor allem der Aus-einem-Guss-Faktor, sprich: Es gibt keinen Schnitt oder Ladebildschirm. Die Kamera fährt gemeinsam mit dem Spieler rauf und runter, vor und zurück, hin und her. In ganz seltenen Fällen ruckelt das Spiel für ein paar Sekunden, vermutlich, weil die PlayStation 4 nicht mit dem Streamen der Daten nachkommt. Aber wir reden hier von vielleicht einmal Ruckeln alle zehn Spielstunden.
Der einzige Award, den wir denkbar knapp vergeben, ist der für den Sound. Die Musik von Bear McCreary ist phasenweise so unterschwellig, dass ihr sie gar nicht wahrnehmt – was ein enormer Bruch gegenüber den wuchtig-orchestralen Themen der Vorgänger ist. Doch ganz nach dem Motto “Weniger ist manchmal mehr“ wird der dezente Ansatz auf lange Sicht belohnt, weil die Musik in den Momenten, in denen sie auffällt, eine enorme und eindringliche Wirkung hat.
Abschließend sprechen wir ein riesengroßes Lob für die herausragende deutsche Sprachausgabe aus, die maßgeblich zur authentischen Darstellung von Kratos und Atreus beiträgt und bis in die kleinste Rolle perfekt besetzt ist.
Kommentarezum Artikel