Test - Gears of War 2 : Deftiges Actionfest in Luxusoptik
- X360
Es muss nicht immer Unreal sein: Mit Gears of War sorgte Epic für einen weiteren Meilenstein im Shooter-Genre. Kann der heiß ersehnte Nachfolger die hohen Erwartungen der X360-Jünger erfüllen? Wir verraten es euch im knallharten Test zu Gears of War 2.
Erzähl mir nichts!
Marcus Fenix ist schon ein armer Kerl: Erst hockt er jahrelang im Knast, dann rettet er die Welt vor den Locust-Horden und bekommt nicht mal ein paar Tage Urlaub, geschweige denn Anerkennung. Im Gegenteil: Die Menschen dachten, mit der Leichtmassenbombe hätten sie die fiesen Monster aus dem Inneren der Erde endlich besiegt - in Wahrheit wurden die Bösewichter dadurch nur noch stärker. Mit noch mehr Aggressivität gingen die Fieslinge gegen die Menschen vor und zerstörten deren Städte. Tatsächlich schien es fast so, als würden die einstigen Metropolen einfach in der Erde versinken.
Klar, dass Marcus mit gewohnt übler Laune diesem Treiben ein Ende setzen will. Was steckt hinter der Zerstörung der Städte, wie kann man die Menschen retten und wer bringt endlich die Locust-Königin ins Grab? Zumindest auf einige dieser Fragen gibt die neue Kampagne von Gears of War 2 eine Antwort. Leider, muss man schon fast sagen. Der Grund: Die Story klingt in der Theorie spannender als im eigentlichen Spiel, die Figuren bleiben unheimlich platt und die Handlung im Hintergrund ist bloß eine an den Haaren herbeigezogene sowie ziemlich dürftige Erklärung, weshalb ihr mal wieder auf Monsterarmeen ballert. Logisch, dass man von einem zünftigen Actionfest à la Gears of War nicht mehr erwartet, die Entwickler hatten aber mehr versprochen und mehr wäre auch locker möglich gewesen.
Schlachtplatte Reloaded
Was erwarten die Fans von Gears of War für den zweiten Teil? Mehr Gears of War! Genau das bekommt ihr mit der Fortsetzung geboten. Die Entwickler haben keine Experimente gewagt, sondern sich strikt am Erstling orientiert. Euch werden also genau dieselbe Action, dieselbe Gameplay-Mechanik und dieselbe beeindruckende Präsentation vorgesetzt - einfach alles noch mal einen Zacken oder zwei gesteigert. Man kann über die Innovationsarmut geteilter Meinung sein, immerhin bekommen Actionfans aber genau das, was sie schon am ersten Teil gemocht haben. Und wenn ein Spielabschnitt sich plötzlich fast so anfühlt wie eine Mission im Vorgänger (zum Beispiel die Spuk-Fabrik), dann kann man das ja auch als gewollten Nostalgie-Effekt einstufen.
Gears of War inspirierte mittlerweile so manchen Action-Konkurrenten, gerade was die Spielmechanik angeht. Diese wurde im Nachfolger nicht verändert: Nach wie vor steuert ihr euren Helden aus einer nahen Third-Person-Ansicht durch die Levels, zielt und ballert per Schultertasten und geht auf Knopfdruck hinter Objekten in Deckung. So fixiert ihr gewissermaßen die Spielfigur an eine Deckung, verlasst diese kurz auf Knopfdruck und nehmt die Feinde aufs Korn, die ebenfalls diese Deckungsmechanik verwenden.
Entsprechend kommt etwas Taktik in die Action, wenn ihr euch überlegt, welche Deckung ihr als nächste nutzen wollt, wie ihr den Gegnern am besten in die Flanke fallt und welches Risiko ihr außerhalb der schützenden Objekte eingehen wollt. Praktisch: Marcus bewegt sich gerade im Sprint etwas eleganter durch die Gegend und bleibt nicht mehr so oft an Objekten hängen. Falsche Manöver beim In-Deckung-Gehen kommen aber immer noch vor.
Marcus Fenix und seine Kameraden lassen deutlich und oft die Waffen sprechen. Wie gehabt dürft ihr zwei Kanonen plus eine Pistole und Granaten bei euch tragen. Wollt ihr die berühmte Kettensägen-Gun, lieber eine Schrotflinte oder ein Sniper-Gewehr verwenden? Ihr müsst euch oft entscheiden und zuweilen wohl oder übel mit der Entscheidung einen längeren Abschnitt leben.
Die Magazine der Kanonen sind rasch leer, wie im Erstling ladet ihr per Minispiel nach. Wichtiger als im Vorgänger sind die Nahkampfangriffe. Aber auch besonders fette Wummen sind diesmal mit von der Partie. Diese schleppt ihr ähnlich wie die halbstationären Kanonen von Halo 3 kurzzeitig mit euch rum. Zu dem aufgestockten Waffenarsenal des Sequels gehören unter anderem ein Flammenwerfer und eine Burst-Pistole.
Höhen und Tiefen
Neu ist, dass ihr nicht mehr zwangsläufig sterbt, wenn ihr zu viele Treffer eingesteckt habt. Stattdessen krabbelt ihr schwer verletzt umher und hofft, dass euch ein Kollege innerhalb einer bestimmten Frist wiederbelebt. Kniffligerweise gilt das auch für die Standardfeinde: Diese beleben sich ebenfalls gegenseitig wieder, was die Ballerei nicht einfacher macht. Immerhin dürft ihr einen geschwächten Gegner packen und als Schutzschild verwenden. Oder aber ihr macht ihm mit einem brutalen Finishing-Move den Garaus. Überhaupt ist Gears of War 2 noch blutiger als der Erstling - kein Wunder, dass der Titel nicht offiziell in Deutschland erscheint.
Eines muss man den Entwicklern lassen: Die verschiedenen Levels, die sich auf fünf Kapitel verteilen, sind überaus unterhaltsam ausgefallen. Es ist den Designern ganz gut gelungen, interessante Schauplätze für kernige Ballereien zu erschaffen. Des Weiteren profitieren die Shootouts ganz klar von der verbesserten Gegner-KI. Nur schade, dass eure Kumpels nicht ganz so clever sind: Sie spazieren euch schon mal vor die Flinte, tappen blind in Fallen oder weigern sich ohne sichtlichen Grund, euch zu retten. So spaßig die Ballerei insgesamt auch ist, die meiste Zeit wird euch doch stets dieselbe Shooter-Kost vorgesetzt. Abwechslungsreich sieht anders aus. Leider sind gerade die ersten Levels dazu noch recht lahm ausgefallen, was das Timing der Ereignisse anbelangt.
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