Test - Final Fantasy Type-0 HD : PSP trifft PS4
- PS4
In der Praxis heißt das, dass mitten während der Missionen per Zufall die beiden Figuren, die ihr gerade nicht selbst steuert, gegen simulierte Mitspieler ausgetauscht werden. Das kann euch kräftig eure zurechtgelegte Taktik versalzen, wenn ihr beispielsweise eine eurer drei Figuren für Heil- oder Schutzzauber benötigt und sie dann in einem wichtigen Moment nicht zur Verfügung steht, weil sie kurz zuvor zufälligerweise ausgetauscht wurde. Verständlich, dass die Entwickler einen Ersatz für den fehlenden Koop-Modus liefern möchten. Aber in dieser Form nervt diese Funktion mehr, als sie nützt. Gut, dass ihr vor jeder Mission gefragt werdet, ob ihr sie einschalten wollt. Wir raten davon ab.
Ungeschicktes Balancing
Zumal die Hauptmissionen relativ einfach sind und ihr den Schwierigkeitsgrad zusätzlich jederzeit anpassen könnt. Im Gegensatz dazu tauchen mit fortschreitender Spieldauer immer mehr Nebenmissionen auf, die völlig unverhältnismäßig schwierig sind – zumindest beim ersten Durchlauf. So kommt es vor, dass für eure nächste Hauptmission beispielsweise ein Mindestlevel von 29 empfohlen wird, ihr dank diversen Grinding-Aktionen in der frei begehbaren Oberwelt schon Level 39 seid, aber eine aktuell verfügbare und später automatisch verschwindende Nebenmission auf Level-55-Charaktere zugeschnitten ist.
So frustriert euch beim ersten Durchlauf die ständig vor eurer Nase hängende Nebenmissionskarotte. Während euch beim zweiten Durchlauf, in dem ihr diese Nebenmissionen eher schafft, die Hauptmissionen langweilen, weil ihr dann dafür völlig überlevelt seid. Das hätte man eleganter lösen müssen.
Zwischen den Hauptmissionen lauft ihr in der Akademie herum und sucht nach Beschäftigungsmöglichkeiten, bis die Zeit für die nächste Hauptmission gekommen ist. Für diverse Aufträge müsst ihr die Akademie verlassen, was stets mindestens sechs Stunden spielinterne Zeit vergehen lässt. Dass ihr immer nur maximal einen solchen Auftrag gleichzeitig mitnehmen könnt, ist freche Spielzeitstreckung. Besonders interessant in Sachen Nebenmissionen sind die Feldeinsätze, für die insgesamt zwölf Stunden spielinterne Zeit draufgehen. Diese Einsätze spielen sich wie versimpelte, aber unterhaltsame Echtzeitstrategietitel. Ihr befehligt Truppen, erobert Städte und Lager und greift zwischendrin aktiv mit euren Kadetten ein.
Findet ihr in der Akademie eine Person mit einem Ausrufezeichen über dem Kopf, folgt ein Dialog, der zwei Stunden spielinterne Zeit vergehen lässt. Alternativ redet ihr mit eurem Ausbilder, woraufhin eine Unterrichtssequenz folgt, die ebenfalls zwei Stunden verstreichen lässt. Leider wiederholen sich dieselben Unterrichtsszenen immer und immer wieder. Das ist insbesondere deshalb unverständlich, weil für mehr Abwechslung einfach nur mehr Text hätte geschrieben werden müssen. Ein Überbleibsel der Hardware-Limitierungen der PSP?
PSP-Überbleibsel
Dass an so mancher Stelle aufgrund der PSP-Grenzen gespart und getrickst werden musste, stellt ihr schnell fest, wenn sich selbst nach unzähligen Stunden sehr viele Spielelemente immer noch wiederholen. Seien es die immergleichen Gegnertypen, die extrem wenigen Kampfschauplätze beim Grinden, die paar Musikstücke, die nicht immer perfekt zu jeder Szene passen (können), die Tatsache, dass ihr neben der Akademie fast gar keine andere Stadt besucht, die diese Bezeichnung verdienen würde, oder der Umstand, dass fast alle diese Nebenstädte gleich aussehen – das gesamte Spiel wirkt außerhalb der Hauptmissionen zunehmend wie ein großes, unübersehbares Déjà-vu.
Die Kunst der Entwickler liegt darin, dass all das nicht so extrem stört, wie es nach so einer Aufzählung eigentlich vorstellbar wäre. Auch wenn das in erster Linie dem konstant motivierenden Kampfsystem zu verdanken ist. Stellt ihr euch dieses Spiel in den beschränkten Möglichkeiten einer PSP vor, ist es verständlich, dass die Originalversion so hohe Wertungen einsacken konnte. Bis auf die überempfindliche Kamera ist die technische Umsetzung für eine PSP-Portierung durchaus beeindruckend. Insbesondere grafisch haben die Entwickler viel aus dem Ausgangsmaterial herausgeholt. Das ändert letztendlich aber natürlich nichts daran, dass auf der PlayStation 4 weit mehr möglich wäre – und das eben nicht nur optisch, sondern auch spielerisch.
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