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Special - FIFA 19 vs. PES 2019 : Ist es das letzte Duell?

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Vergebene Chancen

Seit gefühlt zehn Jahren geben sich die Menüs und Spielmodi bei PES optisch unverändert langweilig. Gleiches gilt für Aufbau und Ablauf der Spielmodi, beispielsweise Meister-Liga oder Karriere. Im Gegensatz zur Premiumaufmachung in FIFA versprüht die Präsentation des weltweit so beliebten Sports Fußball bei Pro Evolution Soccer eher den Charme des Kreisligaduells zwischen der DJK Wanne 88 und BW Börnig. Auch andere Aspekte, allen voran die sehr instabilen Verbindungen bei Onlinespielen, stehen seit langem in der Kritik.

Wir kennen es selbst zur Genüge: Spielt man in der ersten Hälfte noch eine lockere 3:0-Führung heraus und beherrscht die Partie, dreht sich mit Beginn der zweiten Halbzeit das komplette Spiel, weil die Verbindung von allein schlechter wird oder der Gegner mit Tricks daran herumdoktert. Am Ende steht es 3:4 – gegen uns! Es ist halt schwierig, mit einer Bildrate wie im Daumenkino die Kugel gezielt über den Platz zu spielen ...

Die Vorstellung auf der Messe wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, sich zu all diesen und weiteren Punkten konkret zu äußern und bestenfalls Verbesserungen anzukündigen. Denn wenn jemand zugeschaut hat, dann wohl die Hardcore-PES-Fraktion. Stattdessen umschifften Konamis Mitarbeiter und Social-Media-Manager praktisch alle relevanten Themen. Selbst der Auftritt in den sozialen Medien beschränkt sich während und nach der Messe auf die immer gleichen Infos, Grafiken und Trailer. Die zur E3 und anschließenden Veranstaltungen geladenen Mitglieder der PES-Community, beispielsweise einige Streamer, berichten ausschließlich über ihre Eindrücke von den gespielten Partien. Geht es um Menüs, Modi und andere Elemente, tappen sie ebenso im Dunkeln wie alle anderen.

Bei einem Fußballspiel würde man von vergebenen Großchancen sprechen, zumindest die eigenen Fans bei Laune zu halten und positive Signale zu setzen. Schweigen bedeutet nicht gleich Stillstand, jedoch haben die vergangenen Jahre PES-Zockern leider gezeigt, dass Konami und das verantwortliche Entwicklerteam zwar viel versprechen, aber wenig halten. Selbst Hardcore-Fans (zu denen auch der Autor dieser Zeilen gehört) haben inzwischen den Eindruck, dass der Hersteller seine treuen Anhänger eher verschaukelt, statt endlich auf wiederkehrende Wünsche zu reagieren.

Natürlich kann man es nie allen recht machen, aber der Grad an Stagnation, den Pro Evolution Soccer in vielen Bereichen an den Tag legt, ist schon außerordentlich. Fragt man nach, etwa im Rahmen der Gamescom, kommen immer die gleichen Beteuerungen: Wir hören auf die Fans. Wir bringen tolle Neuerungen. Wir machen das Spiel besser. Wie viel davon tatsächlich passiert und was in die Kategorie heiße Luft gehört, wissen PES-Spieler mittlerweile aus leidvoller Erfahrung.

Pro Evolution Soccer 2019 - David Beckham Trailer
Der neue Trailer zeigt euch die detaillierte Umsetzung des Altstars David Beckham in PES 2019 auf.

Alles fein bei FIFA?

Electronic Arts wird für all das maximal ein müdes Lächeln übrig haben – wenn PES dort überhaupt noch wahrgenommen wird. Die Zahlen sprechen eine mehr als deutliche Sprache: FIFA 18 verkaufte sich über alle Plattformen hinweg ungefähr 15,7 Millionen Mal. Pro Evolution Soccer 2018 liegt bei etwa 870.000 verkauften Spielen auf allen Systemen (Quelle: vg-chartz.com). Die Frage nach einer möglichen Konkurrenzsituation ist spätestens jetzt beantwortet. FIFA bestimmt alles, in kilometerweiter Entfernung trottet PES hinterher.

Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass beim EA-Fußball alles rundläuft. Gemeckert wird reichlich. Schon in den Wochen nach dem Launch stand der FUT-Modus in der Kritik, weil angeblich ein Update den Onlinemodus versaut hätte. Jedes Jahr liest man in Foren und auf den Plattformen einschlägiger Händler zigfach Sätze wie: „Mir reicht es mit FIFA, künftig spiele ich PES.“ Möglich, dass einige tatsächlich umgestiegen sind, doch der Großteil bleibt EA garantiert treu. Und jedes Jahr kommen neue Käufer dazu.

Denn FIFA ist und bleibt alternativlos, wenn es um Inhalt und Aufmachung geht. Nicht mal der Shitstorm rund um Mikrotransaktionen in Star Wars: Battlefront II und Need for Speed: Payback wirkte sich negativ auf den Fußballprimus aus: Mit ungebrochener Bereitschaft investieren Spieler horrende Geldbeträge in ihr FIFA Ultimate Team und bescheren EA damit riesige Einnahmen.

Das letzte fehlende Puzzlestück kommt 2019 mit der Champions-League-Lizenz hinzu, die auch den wichtigsten europäischen Fußballwettbewerb ganz offiziell ins Spiel bringt. Das ist genau jene Lizenz, die PES jahrelang besaß, deren Potenzial aber nie ausgeschöpft wurde. Wie auch, wenn aufgrund mangelnder Partnerschaften und Rechte große Teams wie Juventus Turin, Bayern München oder Real Madrid nur mit falschen Trikots und Namen vertreten oder einfach gar nicht dabei waren. Zwar lassen sich über den Editor auf PS4 und PC realistische Logos, Uniformen und sogar ganze Ligen aufspielen, doch der Normalspieler macht sich diese Mühe nicht. Er will ohne Umschweife loslegen können – und das geht nur bei FIFA.

Electronic Arts weiß um das Killerargument Lizenzen, ruht sich aber dennoch nicht darauf aus. Insbesondere der Modus The Journey, in dem man den aufstrebenden Fußballer Alex Hunter durch eine ereignisreiche Karriere begleitet, konnte kräftig beim Publikum punkten. 2019 erfährt seine Reise darum schon die zweite Fortsetzung. Generell schraubt man mit jeder neuen Auflage mal mehr, mal weniger deutlich am Spiel. Und das ist ein riesiger Unterschied, denn während Electronic Arts diese Veränderungen auf und neben dem Platz vornimmt, behandelt Konami alles abseits des eigentlichen Spielablaufs außerordentlich stiefmütterlich.

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