Test - Dragon Ball Z: Kakarot : Open World? Rollenspiel? Her damit!
- PC
- PS4
- One
Im neuesten Dragon-Ball-Ableger von Bandai Namco könnt ihr die Geschichte von Son Goku ab der Saiyajin-Saga komplett nachspielen. Statt sich wieder einfach nur auf die Kämpfe zu konzentrieren, bietet das Spiel dieses Mal sogar eine zu erkundende Welt und einen umfangreichen RPG-Unterbau. Was auf dem Papier ausgesprochen gut klingt, hat in der Realität jedoch mit allerlei Problemen zu kämpfen.
Das neue Action-Rollenspiel von Bandai Namco wirbt mit einem komplexen Levelsystem, einer offenen Welt und vielen neuen Elementen, die Leben in den mittlerweile recht angestaubten Prügler bringen sollen. Das klingt nach vielversprechendem Neuanfang, jedoch im Kern ist Dragon Ball Z: Kakarot das gleiche Spiel wie immer, lediglich vollgepackt mit allerlei Mini-Games und Collectables, die man zum Durchspielen gar nicht braucht.
Eine oftmals leere Welt
Die Geschichte von Dragon Ball Z: Kakarot beginnt wie eh und je mit der Saiyajin-Saga, also der Ankunft von Radditz auf der Erde. Statt aber nun einfach von Kampf zu Kampf zu schreiten, könnt ihr euch immer mal wieder frei in der Welt von Son Goku bewegen und euch all die Schauplätze ansehen, die ihr aus Manga und Anime kennt: vom Kame-Haus des alten Herrn der Schildkröten, über das Versteck von Gott, bis hin zum kleinen Planeten von Meister Kaio.
Ob ihr das wirklich wollt, ist jedoch eine andere Frage, denn die einzelnen Maps, die über eine Schnellreisefunktion angesteuert werden können, sind erschreckend leer und haben abseits der Sehenswürdigkeiten wenig zu bieten. Hier und dort steht ein NPC herum, der euch einen Hinweis darauf gibt, wo ihr seltene Materialien findet. Ab und zu fliegt eine Art Pterodactyl an euch vorbei und in den Wäldern laufen hin und wieder Tiere umher.
Lediglich in den Städten und Dörfern herrscht ein bisschen Leben, doch solltet ihr dort die Scheuklappen aufsetzen, damit ihr nicht erkennt, dass sie quasi nur von fünf Charaktermodellen bewohnt werden, die sich stetig wiederholen. Oder dass unschöne Bugs dafür sorgen, dass ein NPC einen halben Meter über den Boden schwebt, sich in der Waagerechten befindet oder in einer Wand verschwindet.
Der Rest der Welt ist ein Gemisch aus Bäumen, Bergen und wenigen Häusern, die schon nach wenigen Spielminuten alle gleich aussehen. Noch leerer und toter ist nur die Unterwasserwelt, in der euch alle paar Meter ein schwacher sowie gesichtsloser Unterling der Bösewichte angreift, den ihr für wenige Erfahrungspunkte und Z-Kugeln umhauen dürft.
Optionale Aufgaben gibt es mit fortschreitender Geschichte einige, doch dienen diese nur den Sammelwütigen, die es auf die Belohnungen abgesehen haben, denn inhaltlich sind diese Nebenmissionen totaler Käse. Entweder werdet ihr von A nach B gescheucht, um irgendwelche Gegenstände, Zutaten oder Handwerksmaterialien einzusammeln, oder ihr sollt einen der eben angesprochenen, gesichtslosen Unterlinge verhauen. Manchmal dürft ihr sogar beides tun.
Dann wären da noch die gegnerischen Basen, beispielsweise Türme der Red-Ribbon-Armee oder fliegende Untertassen aus Freezers Truppe. An diesen Orten könnt ihr etwas seltenere Materialien und Zutaten bekommen, nachdem ihr die Basis zerstört habt. Was im Klartext bedeutet: den Flug kurz unterbrechen, ein paar Energiebälle drauf geschossen und das Problem hat sich erledigt.
Genau wie alles andere, was ihr abseits der Kämpfe unternehmt, hat die Durchführung wenig bis keinen Einfluss auf eure Chancen, die Kampagne durchzuspielen. Und zu allem Überfluss lungern auch dort wieder die 08/15-Zufallsgegner herum.
Fischen, kochen, mampfen, trainieren, wiederholen
Dragon Ball Z: Kakarot ist voll von Mini-Games und anderweitigen Herausforderungen, die bestenfalls als Beschäftigungstherapie bezeichnet werden können und denen ihr selbst in der Kampagne nicht entkommen könnt. Sie bilden außerdem die Möglichkeit, abseits der Handlung neue Fähigkeiten zu erlernen, bekannte Attacken zu verbessern und eure Werte aufzupolieren. Wer sich also nicht lediglich von Kampf zu Kampf hangeln möchte, kommt um diese Ablenkungen nicht herum.
Wie zum Beispiel dem Kochen, durch das ihr vorübergehend bessere Statuswerte erhaltet, je nachdem für welches Gericht ihr euch entscheidet. Dafür benötigt ihr zunächst die nötigen Zutaten. Manche davon liegen einfach in der Welt herum, andere erhaltet ihr als Belohnung für abgeschlossene Aufgaben und manche müsst ihr euch erkämpfen, indem ihr beispielsweise einen Dinosaurier so lange mit Ki beschießt, bis er ohnmächtig wird.
Oder ihr geht fischen. Dafür steckt sich Son Goku (oder sein Sohn Son Gohan) seinen Schwanz, den er anscheinend den ganzen Tag über in der Tasche dabei hat, an den verlängerten Rücken und hängt ihn dann ins Wasser.
Wer sich dauerhaft verbessern möchte, muss sogenannte Z-Kugeln einsammeln, die es in verschiedenen Farben gibt und die benötigt werden, um Fähigkeiten zu verstärken. Diese Kügelchen befinden sich praktisch überall und gehen automatisch in euer Inventar über, wenn ihr nahe genug an ihnen vorbeifliegt. Ihr erhaltet sie aber auch durch Kämpfe und das Absolvieren von Nebenmissionen. Sobald ihr die sieben Dragonballs sammeln könnt, habt ihr ebenfalls die Möglichkeit, euch von Shenlong eine große Menge Z-Kugeln zu wünschen.
Und dann wäre da natürlich noch das Community-Board, ein weiterer Grund, allerlei Nebenmissionen abzuschließen, um sich die Belohnungen zu schnappen. Auch dieses Feature ist eine Spielerei, die ihr bei Nichtinteresse ignorieren könnt und die sich nur für zwei Arten von Spielern auszahlt: solche, die ernsthafte Probleme haben, in der Story voranzukommen, und jene, die alle Trophäen/Erfolge erhalten wollen.
Hierbei handelt es sich um sieben Kategorien, die verschiedene Werte eurer Charaktere verbessern, beziehungsweise diverse Vorteile im Spiel bringen. Zum Beispiel bessere Angebote beim An- und Verkauf von Gegenständen, höhere Erfolgsraten beim Maschinenbau, bessere Statuswerte und so weiter und so fort. Jede Kategorie hat einen Anführer, an dem ihr andere Charaktere, die ihr über Haupt- und Nebenmissionen freischaltet, anlegt und dadurch den Gesamtwert steigert.
Je höher der Wert, umso besser die Boni. Und wenn die Figuren, die auf diese Weise miteinander verbunden wurden, zusammenpassen, gibt es noch noch ein paar Extrapunkte. Über das Community-Board schaltet ihr auch Schatzkarten und seltene Items frei, indem ihr den entsprechenden Figuren Geschenke macht, die ebenfalls als Kugeln in der Welt herumliegen oder bei Nebenmissionen gewonnen werden können.
Und so ist quasi alles miteinander verzahnt. Ihr bewältigt einen Zeitvertreib, um bei einem anderen bessere Werte zu bekommen, und wiederholt das so lange, bis es endlich einen Einfluss auf das Spielgeschehen hat. Und dann ist das Ergebnis meist nur, dass ein sowieso schon sehr leichtes Spiel, das über keine alternativen Schwierigkeitsgrade verfügt, noch deutlich einfacher wird.
Immer schön leveln
Wer neue Fähigkeiten erlernen will, kann dies über zwei Wege tun: Zum einen erlernen Charaktere neue Attacken, wenn ihr in der Story vorankommt. Und zum anderen könnt ihr euch beim Training diversen Gegnern stellen. Besiegt ihr diese, wird zum Beispiel aus dem Kamehameha das Super-Kamehameha. Diese Trainingskämpfe finden natürlich nur im Kopf eures Charakters statt und die Gegner hier können auch schon mal aus drei Son Gokus bestehen.
Ab einem gewissen Punkt könnt ihr zusätzlich die namensgebenden Dragonballs sammeln, die euch einen beliebigen Wunsch erfüllen, beispielsweise einen Haufen Z-Kugeln oder aber seltene Gegenstände wie Geschenke und Materialien zum Bauen und Kochen. Da sich Shenlong außerhalb der Story alle 20 Minuten rufen lässt, ist dies ein guter Weg, schnell Z-Kugeln zu sammeln oder Geld anzuhäufen.
Effektreiche Kämpfe
In den Kämpfen stehen euch Ki-Attacken, Nahkampfangriffe und bis zu vier Spezialattacken zur Verfügung, ihr könnt blocken, den Gegner mit Ki-Entladungen auf Abstand halten, Folgeangriffe ausführen und maximal zwei Helfer rufen, die euch in regelmäßigen Abständen mit eigenen Spezialangriffen unterstützen und je nach eigenem Typ entweder Gegner angreifen, euch verteidigen oder ein bisschen von beidem. Ihr könnt euch verwandeln, Items benutzen und gemeinsam mit euren Helfern Z-Kombos starten.
Trotz all dieser Möglichkeiten braucht ihr jedoch in der Regel nur zwei Tasten. Die zum Blocken und die zum Ausweichen. Habt ihr den Umgang mit ihnen gelernt, wird jeder Kampf zum Kinderspiel und sogar scheinbar übermächtige Gegner lassen sich mit wenig Aufwand besiegen. Selbst wenn ihr alle Nebenmissionen und Mini-Games ignoriert, könnt ihr durch stoisches Blocken und Ausweichen siegreich sein.
Allenfalls für Neulinge könnten die Kämpfe zu Beginn recht knifflig ausfallen, da allerlei gleichzeitig beachtet werden muss, was ziemlich überwältigend sein kann. Die dicken Textblöcke, die als Tutorial dienen, machen es nicht einfacher, ganz im Gegenteil. Sich bis zu vier Seiten Erklärungen durchzulesen, bevor es direkt zur Sache geht, ist alles andere als einsteigerfreundlich. Dafür machen es euch die ersten Gegner jedoch recht einfach, was genügend Zeit lässt, um sich mit der Tastenbelegung vertraut zu machen.
Die Kamera kann in den Kämpfen immer mal wieder zum Problem werden, da ihr wenig Einfluss auf ihre Ausrichtung habt und sich in der Hitze des Gefechts gerne mal ein kleines Gebirge zwischen euch und euren Charakter schiebt.
Da fehlt das Feeling
Die Geschichte von Dragon Ball Z ist denen, die den Kauf dieses Spiels in Erwägung ziehen, mit ziemlicher Sicherheit schon bekannt, trotzdem mutet es ein wenig verstörend an, wie lieblos sie erzählt wird. Lediglich einige wenige Videosequenzen verbinden die einzelnen Szenen miteinander. Die meiste Zeit über stehen sich die Figuren einfach nur gegenüber und lassen Textwände auf einander niederprasseln.
Wie bei derlei japanischen Spielen häufig der Fall, sind nur die Schlüsselszenen voll vertont, weniger wichtige Unterhaltungen werden lediglich mit einem einzelnen Laut der Figur eingeleitet. Andere Teile der Geschichte werden gar nicht gezeigt oder besprochen, stattdessen ploppt ein Kasten auf, in dem euch kurz beschrieben wird, was gerade geschehen ist. Hinzu kommt eine Musikuntermalung, die bereits nach wenigen Minuten nervt, weil sie nur aus einer Handvoll Liedern besteht, von denen zudem die Hälfte eine Abwandlung von Chala Head Chala zu sein scheint.
Kommentarezum Artikel