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Test - Does It Stack? : Test: Beknackte Spielidee, herrlicher Spaß

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Menschen sind seltsame Wesen. Durch Einfluss von Langeweile, Alkohol oder ähnlichen Faktoren kommen manche Vertreter dieser Gattung auf Ideen, die ihre vernünftigen Artgenossen nur noch zum Kopfschütteln veranlassen. Wer sonst würde etwa darauf kommen, an einem Maiskolben zu knabbern, der auf einen drehenden Bohrer gespießt wurde? Das Spiel Does it Stack? aus der Kategorie „halt mal mein Bier“ zelebriert diese Einfältigkeit in virtueller Realität und wird dadurch zum Geheimtipp für Meta Quest 2 und 3.

Einfacher als „wie hoch lässt sich eine Haufen Haushaltsutensilien stapeln“ kann eine Spielidee kaum ausfallen. Wären Porzellankannen, Mikrowellenherde und Ukulelen weniger empfindlich, bräuchte man kein Videospiel, um sie in die Realität umzusetzen. Das Aufräumen im Anschluss wäre lästig. Ärgerlich auch, wenn dabei das Geschirr zu Bruch ginge. Heureka! Das Sorgenfrei-Rezept für einen VR-Titel ist geboren.

So beknackt, dass es an der Ehre kratzt

Also: wie bekommt man ein Buch, das Modell eines Fahrrads, einen Limonadenkasten, einen angebrochenen Laib Käse und eine Gabel auf 1,65 Meter Höhe gestapelt. Einfach aufeinanderstellen? Wäre zu schön, klappt aber nicht, weil einige dieser Objekte unebene, wenn nicht gar runde Oberflächen haben, was den Turm schnell ins Wanken bringt. Schon einmal versucht, zwei Bowlingkugeln aufeinanderzulegen?

Andererseits geben die Spielregeln vor, dass man zwei Objekte der gleichen Farbe nicht aufeinanderstellen darf. Sie stoßen sich mit einem lauten Knall voneinander ab wie gleichpolige Magneten und reißen im schlimmsten Fall den gesamten Turm dabei um.

Selbstverständlich geben die Programmierer dieses „Geniestreichs“ den Utensilien genau jene Farben, die sie am unpraktischsten zum Stapeln machen. Oder gestalten sie zweifarbig, sodass sie in bestimmten Aufstellungskonstellationen eine perfekte Balance verhindern.

Ganz ehrlich: Das sieht grafisch furchtbar aus, weil schrecklich simpel. Eine texturlose blau-grüne Mikrowelle in Low-Poly-Geometrie oder eine vollkommen rote Ukulele entlocken VR-Enthusiasten nicht gerade Freudenausbrüche. Weder im VR-Modus mit seinem schmucklosen mausgrauen Umfeld noch in der Augmented-Reality-Ansicht, die euch erlaubt, den Spaß im eigenen Wohnzimmer zu veranstalten, aber nur auf Quest 3 funktioniert. Priorität genießt die spielerische Herausforderung, soviel steht fest.

Turmbau zu Basel … äh, Babel

Im Ernst jetzt? Macht das überhaupt Spaß? Ja! Und ob! Die Spielidee mag in ihrer Beknacktheit kaum zu überbieten sein und für außenstehende Zuschauer eine bizarre Komik entfalten, da händisches Geschick vonnöten ist. Aber wenn man mal am Stapeln ist, will man gar nicht mehr aufhören. Türmchen baut man nämlich so wie im echten Leben – man greift etwas mit den Händen (beziehungsweise via Quest-Controller), setzt es ab und hofft das Beste. Jenga für Fortgeschrittene, sozusagen.

Es lässt einen nicht los: Zahnräder knirschen im Hirn, man beißt sich auf die Lippen, prüft, plant, probiert, scheitert, ärgert sich die Krätze und fängt dann wieder von vorne an, weil die Herausforderung so unbarmherzig an der eigenen Ehre kratzt. Selbst beim zu Bette gehen kreisen die Gedanken um die letzte gescheiterte Aufgabe. Manchmal lautet der letzte Gedanke vor dem Einschlafen: „Wie zur Hölle erreiche ich die letzten drei Zentimeter bis zum Ziel?“

Genaugenommen sind es drei Ziele. Das erste ebnet den Weg ins nächste Level, die anderen beiden sind optional – und besonders knifflig. Vorgaben, die euch zwingen, einen bestimmten Gegenstand zuletzt auf den Turm zu stellen, oder Höhen, die ihr nur erreicht, wenn ihr mit einem spirituellen Nachfolger des schiefen Turms von Pisa das schier unmögliche erreicht, indem ihr perfekt Balance haltet. Oder indem ihr einen Turm baut, der trotz kleinster Teile so stabil bleibt, dass ihr einen Besen an ihn lehnen könnt.

Buchstäblich schräges Zeug, das sich sogar biegt, wenn ihr mal ausnahmsweise für die Lösung Sekundenkleber gestellt bekommt. Große Tropfen des (begrenzt verfügbaren) Klebers dürft ihr nach Belieben platzieren, woraufhin selbst Gabeln hochkant auf dem runden Bauch einer Teekanne in den Himmel ragen. Aufgrund der flexiblen Klebestellen macht euch allerdings das Gewicht der Utensilien einen Strich durch die Rechnung. Eine Gabel mag noch nach oben ragen, ein Modellauto lehnt sich dagegen augenblicklich zur schwereren Seite.

Physik ist der ultimative Endgegner. Pingelig bis zum Gehtnichtmehr, sodass ein Utensilienturm auch mal umfallen kann, wenn ihr einen Gegenstand zu großzügig fallenlasst. Ihr werdet den Leuten aus der Highscore-Vorgabe, die schier unmögliche Höhenrekorde aufgestellt haben, die Pest an den Hals wünschen.

Ein Party-Knaller

Vielleicht seht ihr es aber auch ganz locker. Does it Stack gibt nämlich auch ein prima Partyspiel mit hohem Lachfaktor ab, wenn ihr es im Team angeht. Dazu braucht ihr zwei VR-Headsets an einem Ort, denn die Verbindung darf nur lokal über das heimische Netzwerk aufgebaut werden. Schon komisch angesichts der Tatsache, dass Raumdaten zwecks Koordination in der Cloud abgelegt und wieder abgerufen werden. Wäre da nicht genauso gut ein Online-Modus möglich?

Keine Ahnung. So oder so lief der Mehrspieler-Modus in unseren Testsitzungen nur mit leichten Fehlern. Generell stand der virtuelle Avatar im VR-Modus ständig an falscher Stelle, während der AR-Modus sämtliche Größenverhältnisse der Spieler-Avatare durcheinanderwarf. Beispielsweise wurde der virtuelle Tisch (dessen Höhe man beliebig anpassen darf) auf dem Gast-Headset viel zu tief angezeigt. Das Problem wurde besonders einschneidend, wenn ein Quest-3-Hedset als Host im Einsatz war und eine Quest 2 sich als Gast ins Spiel einloggte. Womöglich, weil Quest 2 den AR-Modus nicht unterstützt.

Spielbar war die Stapelei trotz alledem – und am besten, wenn beide Headsets in der virtuellen Realität blieben, statt 3D-Kameradaten zu verarbeiten. Es lohnt sich! Es macht einfach mehr Spaß, wenn man zu zweit an einem Turm herumwerkelt. Wenn ihr also zwei Headsets zusammenbringen könnt und bei der nächsten winterlichen Hausparty eine witzige Beschäftigung sucht, könnte dieses Spiel den Abend füllen. Streamt einfach das Geschehen auf den Fernseher, dann haben sogar mehr als zwei Spieler was davon. Die App ist zwar mit 60 Leveln zu je drei Herausforderungen nicht besonders umfangreich, aber für spontane Sitzungen reicht das allemal.

Does It Stack? - Trailer zum verrückten Stapelspiel

Im VR-Knobelspiel Does It Stack? müsst ihr Alltagsgegenstände stapeln. Klingt bescheuert, macht aber irre Spaß.

Greift zu, wenn...

… ihr euer Geschick in sinnloser aber höchst amüsanter Weise unter Beweis stellen wollt.

Spart es euch, wenn...

… ihr zum Lachen in den Keller geht.

Fazit

Denis Brown - Portraitvon Denis Brown
Ein unerwartet spaßiger VR-Blödsinn

Ich weiß, das gesamte Konzept klingt hirnrissig. Ist es auch, aber genau das macht Does it Stack? so herrlich ungezwungen. Ich habe mich geärgert, herzhaft gelacht und mit hochrotem Kopf geknobelt, konnte die Turmbauerei selbst bei Zeitmangel ohne schlechtes Gewissen starten und nach Belieben wieder abbrechen (wenn ich dem Verlangen widerstand, die eigene Ehre verteidigen zu müssen). Noch dazu gibt es ein astreines Partygame für lokale Sitzungen ab. Die simpelsten Ideen sind manchmal die besten.

Ich möchte trotzdem nichts beschönigen: Grafisch kommt das Spiel erbärmlich rüber – selbst in der abgespeckten 3D-Welt der VR-Titel. In vielerlei Hinsicht wirkt es zudem auf das Nötigste reduziert. Angesichts der 15 Euro Anschaffungspreis dürfte es gerne mehr Umfang in Form von zusätzlichen Leveln und Spielmodi mitbringen (wobei die 60 Standardlevel um eine tägliche Herausforderung erweitert werden, das streckt die Spielzeit zusätzlich). Der Mehrspieler-Modus könnte ebenfalls eine Feinabstimmung vertragen, damit die Avatar-Probleme behoben werden.

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Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, in irgendeiner Form zu kurz gekommen zu sein. Im Gegenteil, die sehr gut simulierte Physik trägt das Konzept im Alleingang, und genau an dieser Stelle räumt die App die volle Punktzahl ab.

Für mich stellt Does it Stack? ganz bestimmt keine spielerische Offenbarung dar, aber genau solche Geheimtipps heben VR-Games angenehm von Flat-Games ab. Und selbst anderen VR-Titeln gegenüber bildet es einen guten Kontrast. Ich spiele nebenher gerade Batman: Arkham Shadow (Test) und Does it Stack? holt mich mit seiner lockeren, unbeschwerten Art aus dessen todernsten Szenario. Beide Spiele im Wechsel einzulegen war eine Wonne!

Überblick

Pro

  • so bescheuert, dass es wieder gut ist
  • glaubhafte Physiksimulation
  • knackige Aufgaben
  • tägliche Herausforderungen
  • in AR und VR spielbar
  • lokaler Zwei-Spieler-Modus

Contra

  • Physik ist beim Ablegen von Gegenständen manchmal übermäßig pingelig
  • falsche Koordinaten beim Zuweisen der Spieler-Avatare im Mehrspieler-Modus
  • überaus spartanisch

Awards

  • Games Tipp
    • PC

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