Test - Dead Island : Schlimmer als Malle!
- PC
- PS3
- X360
So könnt ihr den Selbstmörder in eine Gruppe anderer Zombies locken, ihm einen Arschtritt verpassen, schnell wegrennen und zusehen, wie das grausige Geschöpf andere Untote mit ins Jenseits reißt. Oder ihr weicht dem Rammer im letzten Moment durch einen Sprung zur Seite aus und lasst ihn in eine Zombiegruppe donnern. Abhängig von der Umgebung und dem Untotenaufkommen könnt ihr für jede Situation eine andere Taktik ausknobeln. Und wenn gar nichts mehr geht, packt ihr einen Gasbehälter, werft ihn aus sicheren Entfernung in eine Horde Fleischfresser und bestaunt das Feuerwerk inklusive Gammelfleischregen.
Sehr sparsam und dosiert solltet ihr auch eure Wutattacke einsetzen. Durch das Metzeln von Feinden lädt sich nämlich eine entsprechende Anzeige auf. Ist dieser Balken gefüllt, steht euch ein wenige Sekunden anhaltender Spezialangriff zur Verfügung, dem selbst die dicksten Brocken unter den Verwesenden nichts entgegenzusetzen haben. Mit bloßen Fäusten macht ihr dann aus den grunzenden Angreifern fauliges Hackfleisch. Indem ihr eure Fähigkeitspunkte geschickt verteilt, könnt ihr diese Wutattacke leichter beziehungsweise schneller auslösen. Auf jeden Fall ein gutes Mittel, falls euch die guten Waffen ausgehen und unvermittelt einer der größeren Mutanten vor euch steht.
Traumhafte Insel
Streunt ihr anfangs auf der Suche nach Überlebenden und einem Ausweg aus dem Horrorschlamassel noch relativ problemlos am Strand und in der weitläufigen Hotelanlage umher, verschlägt es euch später an weniger angenehme Orte. In der Enge der Abwasserkanäle, in den verwinkelten Gassen der Stadt oder im undurchsichtigen Dschungel kann jede Konfrontation mit den lebenden Leichen euer Ende bedeuten. Dabei gebt ihr bei jedem Bildschirmtod nicht nur den Löffel, sondern auch einen Teil euer sauer verdienten Kohle ab. Das ist weitaus ärgerlicher, weil der schnöde Mammon zum Pimpen und Modifizieren von Waffen oder Kauf von Medikits dringend gebraucht wird.
Jedes Terrain birgt aber nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. Statt durch die von Zombies übersäten Straßen der Stadt zu hasten, könnt ihr alternativ auch auf den Dächern entlangspazieren, um verwesendem Personenverkehr elegant aus dem Weg zu gehen. Allerdings solltet ihr Souvenirläden, Supermärkten oder Bootsverleihhütten unbedingt einen Besuch abstatten, denn die Ladenkassen dort sind fast immer prall gefüllt.
In Bezug auf die Spielmechanik hat Dead Island alles, was ein Action-RPG so braucht. Der Waffenwechsel funktioniert gut, das Inventar ist ebenfalls sinnvoll strukturiert und unkompliziert verfügbar. Beim Schwingen von Schlagwaffen mit der rechten Schultertaste solltet ihr bedenken, dass eurem Spielcharakter irgendwann die Puste ausgeht. Blindes Herumfuchteln ist nicht, genau wie kräftezehrende Sprints wollen Attacken gut überlegt sein. Geworfene Waffen halt euch zwar die Biester vom Leib, wer allerdings nicht aufpasst, steht plötzlich ohne irgendein Werkzeug da. Deswegen sollte man die Messer und Macheten wieder aus dem untoten Leib ziehen. Am besten erst, wenn der Gegner erledigt ist. Die modrigen Gesellen leveln übrigens mit euch mit, sodass euch auch in den Anfangsgebieten später noch knackige Kämpfe erwarten.
Neben vereinzelten, aber verschmerzbaren Backtracking-Passagen gibt es eine Sache, die den Entwicklern von Techland nicht so richtig gelungen ist: Im Zusammenspiel mit der ansonsten tadellosen Autosave-Funktion kann es bei den Missionen, in denen ihr eine Person begleiten beziehungsweise beschützen müsst, zu mindestens nervigen Momenten kommen. Nämlich dann, wenn ihr eure besten Waffen im Kampf gegen die Zombiehorden verbraucht habt und der NPC auf die bescheuerte Idee kommt, selbst in den Clinch mit den Untoten zu gehen. Speichert das Spiel nun gerade in dieser Situation ab, steht ihr fast ohne Waffen da, die Gegner tauchen wieder mit voller Kraft auf und alles wiederholt sich. Ein unschöner Design-Patzer, der im schlimmsten Fall einen Neustart ohne euer altes Waffenarsenal (im selben Abschnitt) zur Folge hat.
Darum prüfe, wer sich online bindet
So atmosphärisch und spannend die Solokampagne auf Banoi abläuft, so ernüchternd kann es werden, wenn ihr mit mehreren Mitspielern das Eiland erkundet. Ihr solltet auf jeden Fall mit Leuten aus eurer Freundesliste losziehen, die möglichst auch alle auf demselben Spielniveau sind. Eine wirklich gute Spielerfahrung kommt erst dann zustande, wenn keiner aus der Gruppe weiß, was später noch im Dschungel oder Labor lauert. Nichts ist schlimmer als ein Schlaumeier, der das Spiel schon solo durchgespielt hat und ständig vorprescht, um auch ja alle guten Waffen abzugreifen. Dieses plumpe Left-4-Dead-Gerenne und -Geschlachte hat Dead Island nicht verdient. Wenn ihr allerdings mit Gleichgesinnten in einem angemessene Spieltempo unterwegs seid und gemeinsam die Geheimnisse der Insel erforscht, spielt der Titel auch bei mehreren Mitspielern seine Stärken aus. Da kann man dann auch die eine oder andere technische Ungereimtheit locker verschmerzen, etwa in der Luft schwebende erledigte Untote.
PS3-Version? Nein, danke
Viel ärgerlicher als ungeeignete Spielpartner sind die derben Schnitzer der PS3-Fassung im Mehrspielermodus. Selbst nach dem rasch eingeschobenen Patch des Erstverkaufstags kommt es vor, dass euer aktueller Spielstand nicht abgespeichert wird, wenn ihr im Koop-Modus unterwegs seid. Übrigens auch dann, wenn ihr ursprünglich einem Koop-Spiel beitreten wolltet, dann aber aufgrund mangelnder Angebote doch solo Banoi erforscht. Da kann es dann passieren, dass ihr den zuletzt abgespeicherten Spielstand ladet und mehrere Stunden zurückgeworfen werdet, weil zwischendurch nicht gespeichert wurde. Ebenfalls ärgerlich, wenn auch nicht ganz so schlimm wie das Speicherproblem: Es kommt vor, dass ihr auf der PS3 für bereits gelöste Quests nicht die entsprechenden Trophäen erhaltet. Bis dato (Stand: 14.9.) wurden diese Fehler immer noch nicht behoben, sodass wir die PS3-Fassung nach dem Mehrspielertest abwerten.
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