Test - Cossacks 3 : Nostalgische Strategie
- PC
Bei Cossacks 3 handelt es sich nicht etwa um eine Fortsetzung der Cossacks-Reihe, sondern vielmehr um ein Remake des ersten Teils, der vor 16 Jahren erschienen ist. Der bekam nun eine optische Modernisierung spendiert, viele andere Dinge erwecken hingegen Retrofeeling. Das ist leider nicht nur positiv gemeint, denn die Aussetzer der KI und der streng geskriptete Spielablauf sollten längst der Vergangenheit angehören.
Wer den Klassiker kennt, wird sich schon nach wenigen Spielmomenten in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen. Im Hauptmenü könnt ihr euch zwischen dem Tutorial, fünf verschiedenen Kampagnen, einer Zufallskarte gegen den Computer, dem Multiplayer-Modus und dem Editor entscheiden. Das Tutorial erklärt euch zwar die wichtigsten Spielfunktionen, setzt jedoch auf ausufernde Textkästen. Gesprochene Texte gibt es nicht, lesen ist angesagt. Wollt ihr ein schnelles Match gegen den Computer starten, könnt ihr das Spiel euren Wünschen anpassen und gegen bis zu sechs KI-Gegner antreten.
Sechs Ressourcen
Im Spiel baut ihr grundsätzlich zuerst eine Basis, in der ihr Einheiten produziert. Bauernhöfe, Kasernen, Minen, das alles will errichtet werden, um eine erfolgreiche Armee auf die Beine zu stellen. Wie schon im Ur-Cossacks müsst ihr auch im Remake wieder auf eure Ressourcen achten. Nicht nur Nahrung, Holz und Stein, sondern auch Eisen, Kohle und Gold dürft ihr nicht außer Acht lassen. Strenges Ressourcenmanagement ist in Cossacks 3 einer der Schlüssel zum Erfolg, denn geht euch beispielsweise die Kohle aus, können eure Kanoniere ihre schweren Geschütze nicht mehr einsetzen. Eure Eliteeinheiten hingegen verfallen in Lethargie, wenn euch das Gold ausgeht und so weiter.
Gleich auf sechs Rohstoffe zu achten, kann manchmal etwas stressig werden. Kümmert ihr euch nämlich darum, eure Truppen aufs Schlachtfeld zu führen, bekommt ihr nicht immer mit, wenn zum Beispiel plötzlich keine Kohle mehr gefördert wird. Normalerweise stehen auf den Karten jedoch ausreichend Rohstoffe zur Verfügung, wodurch ihr nur selten unter Mangel leidet. Das ist auch gut so, denn leider besteht der Grundstein zum Sieg darin, möglichst viele Einheiten zu erschaffen und mit der Riesenarmee den Gegner einfach zu überrollen. Die KI kommt nie damit zurecht, wenn sie mit schieren Massen überrannt wird.
Auch andere Kleinigkeiten, wie gezielte Nadelstiche, können dem Gegner schnell das Ende bereiten, ganz gleich auf welcher Schwierigkeitsstufe ihr spielt. Die sorgt nämlich nicht etwa dafür, dass sich die KI mehr anstrengt, sondern stellt euch einfach mehr Einheiten gegenüber. Das ist sehr schade, denn somit wisst ihr sehr schnell, wie ihr den oder die Gegner problemlos besiegen könnt. Während ihr eure Stadt beziehungsweise Basis errichtet, könnt ihr die Effektivität der Gebäude durch Forschung vorantreiben. Hier stoßt ihr auf ein sehr unübersichtliches Menü, in dem ihr immer einen aktuellen Forschungszweig wählen müsst. Einen zweiten direkt in die Warteschleife zu setzen, geht leider nicht.
Bis zu acht Spieler
In Multiplayer-Partien dürfen bis zu acht menschliche Spieler gegeneinander antreten. Denkt ihr nun, dass hier die KI keine Rolle spielt, irrt ihr euch jedoch. Cossacks 3 bietet zwar einige Komfortfunktionen, wenn man sie so nennen mag, doch leider funktionieren sie nicht ganz so wie gedacht. Befehlt ihr zum Beispiel einer Einheit, einen Gegner zu verfolgen, so macht sie das auch. Sie macht es so lange, bis ihr den Befehl aufhebt. Sie wird nichts anderes tun. Sie wird den Gegner nicht angreifen, wenn er in Reichweite gelangt, und sie wird auch nicht stehen bleiben, wenn sie ihn offensichtlich verloren hat. Munter trabt die entsprechende Einheit dann über die ganze Karte, ohne sich um andere Dinge zu kümmern.
Sollte sie während der Verfolgung angegriffen werden, ist ihr das egal. Wie ein Lemming tapst sie dem Ziel hinterher und lässt sich wehrlos abschießen. Auch Einheiten auf dem Schlachtfeld, die kurzfristig keine Befehle erhalten, verfallen in eine Art Schockstarre. Habt ihr eurer Artillerie keine neuen Ziele gegeben, sucht sie sich nicht etwa von alleine welche, sondern macht so lange Pause, bis ihr sie wieder bei der Hand nehmt und ihr genau sagt, welches Ziel sie attackieren soll. Spätestens wenn ihr sehr viele Truppen besitzt, kommt Hektik auf. Ein Trupp kämpft an der einen Ecke, der andere verfolgt jemanden, die Artillerie benötigt neue Ziele – man kommt mit dem schnellen Hinterherklicken kaum nach, die Übersicht bleibt schnell auf der Strecke.
Spielt ihr die Kampagne, braucht ihr nur auswendig zu lernen, wo der Gegner angreift oder über welche Wege er seine Truppen verstärkt. Er wird nie von seiner Route abweichen, auch dann nicht, wenn ihr sie mit starken Truppen absichert und es kein Durchkommen gibt. Somit könnt ihr sehr schnell den Feind „abfarmen“ und braucht danach nur noch die verstreuten Resteinheiten zu besiegen. Auch das ist ein Nachteil, denn die meisten Missionen gelten nur dann als gewonnen, wenn jede noch so kleine Gegnereinheit ausgeschaltet wurde. Habt ihr Pech und von einem Trupp steht ein einzelner Soldat versteckt in der Gegend herum, verbringt ihr viel Zeit damit, ihn zu suchen. Oft entdeckt ihr ihn nur durch Zufall.
Hübsch, aber verbuggt
Die Grafik kann sich hingegen sehen lassen, zumindest wenn ihr auf einen gewissen Retrocharme steht. Die Gebäude gehen vollkommen in Ordnung, jede der zwölf Nationen hat optisch angepasste spendiert bekommen. Auch die Einheiten sehen ordentlich aus, wobei doch recht viele Truppen aus Klonen bestehen. Die Animationen der herumwuselnden Bevölkerung und die der Truppen sind gelungen und fügen sich stimmig ins optische Gesamtbild ein.
Ins Remake haben sich leider auch viele der Bugs geschlichen, die schon Spieler des Ur-Cossacks verärgerten. So schießen auch heute noch Truppen gerne ihre eigenen Stadtmauern kaputt, um zum Gegner auf der anderen Seite zu gelangen. Das Tor, das nur wenige Meter entfernt ist, ignorieren sie einfach. Oder aber eigene Einheiten greifen eigene Gebäude an, da diese das Pech haben, im Weg zu stehen.
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