Test - Blood Bowl 2 : Gegen jede Regel
- PC
Es ist wieder Zeit für den Superbowl! Der ganze Planet steht Kopf und mehr als eine Milliarde Menschen hängt vor den Bildschirmen. Die Mannschaften bereiten sich in typischer Manier auf das Spiel vor und stehen sich zähnefletschend gegenüber. Doch irgendetwas wirkt komisch an der Szene. Das nett animierte Publikum tobt, der Rasen ist perfekt auf Höhe geschnitten, doch unser Held ist orkgrün im Gesicht. Ebenso unmenschlich erscheinen die Gegner mit ihren spitzen Ohren: Blood Bowl 2, das ihr auf Steam, aber auch als Boxversion im Handel findet, ist eine interessante Mixtur aus American Football und dem Warhammer-Universum, die nun in die zweite Halbzeit geht.
Selbst wenn ihr keine Ahnung vom amerikanischen Football habt, könnt ihr relativ mühelos in Blood Bowl 2 die Geschicke einer kompletten Mannschaft übernehmen. Dabei entscheidet ihr mit der Wahl eurer Rasse über die Spielanlage: Sollen die Konkurrenten unangespitzt in den Boden gerammt werden oder lasst ihr lieber den Ball zirkulieren?
Orks und Zwerge gehen eher brachial vor. Wer auf elegantes Passspiel steht, sollte es dagegen mit den Elfen versuchen. Das Regelwerk beruht auf dem Tabletop-Spiel aus der Games-Workshop-Schmiede und hat wie im echten Football den Touchdown als Ziel. Ihr müsst mit euren Mannen die feindlichen Linien durchbrechen und das Lederei über die Touchdown-Linie bugsieren, um Punkte zu erzielen.
Täglich kloppt das Murmeltier
Allerdings geht es in Blood Bowl 2 nicht so zimperlich zu wie im echten Leben. Knochenbrüche, die in schönen Animationen in Zeitlupe dargestellt werden, sind an der Tagesordnung. Dennoch werdet ihr nach dem dritten erfolgreichen Angriff die Escape-Taste bemühen, da es keinerlei Variation in der Darstellung gibt - ihr seht jedes Mal den gleichen Schlag oder Tritt. Zudem werdet ihr weitere Zwischensequenzen vermissen, die beispielsweise einen Platzsturm der Fans im Stadion beleben könnten. Stattdessen werdet ihr mit einer trockenen Texteinblendung abgespeist.
Die restliche Optik des Spiels präsentiert sich hingegen stilecht. Die überzeichneten Charaktere wurden vom Entwickler-Team wunderbar getroffen und sehen aus wie zum Leben erweckte „Blood-Bowl“-Miniaturfigürchen. Das grölende Publikum, die Kamera-Goblins und die Elfen-Cheerleader sorgen für Atmosphäre im weiten Rund.
Im Herzen seiner Tabletop-Seele ist Blood Bowl 2 ein rundenbasiertes Risiko-Management-Spiel. Da es jedes Mal zu einem Turnover, einem Seitenwechsel, zwischen den Kontrahenten kommt, sobald eine Aktion wie ein Pass oder ein Angriff in die Hose geht, müsst ihr genau abwägen, welchen Spielzug ihr zuerst durchführt. Sichere Aktionen werden natürlich zuerst abgefrühstückt. Ein einzelner gegnerischer Spieler, der von einem ganzen Pulk eurer Orks umringt ist, lässt sich mit viel größerer Erfolgschance umhauen, als wenn ein zierlicher Werfer versuchen würde, ohne Unterstützung einen gewaltigen Oger windelweich zu prügeln.
Alle gegen einen!
Unterstützung ist in Blood Bowl 2 nämlich das A und O im Handgemenge: Ihr müsste genau auf die Positionierung euer Spieler achten, damit sich die Jungs (bei Dunkelelfen-Hexen manchmal auch Mädels) gegenseitig helfen können. Dadurch dürft ihr nämlich nicht nur einen der bunten Angriffswürfel rollen lassen, sondern teilweise auch zwei oder bei größter Überlegenheit sogar drei - und euch dann das gewünschte Ergebnis aussuchen.
Sechsseitige Standardwürfel rollen in Blood Bowl 2 im Hintergrund bei fast jeder Aktion: Ob ein zugespielter Ball beim Empfänger landet, ob der ihn sicher fängt oder ob er beim darauf folgenden Sprint am Gegner vorbei über die eigenen Füße stolpert, wird vom Würfelglück oder -pech bestimmt.
Fieser, schneller, mehr Arme
Spielt ihr länger mit einer Mannschaft im Ligamodus, dem Herzstück des Titels, gegen andere menschliche Coaches oder die KI, dürft ihr nach erfolgreichen Matches manchmal den einen oder anderen Spieler aufleveln. Die meisten der erlernbaren Spielerfertigkeiten ermöglichen es, einen verpatzten Würfelwurf zu wiederholen. So züchtet ihr euch Spezialisten heran. Bei Mannschaften wie den Chaoskriegern oder den Skaven-Riesenratten sind sogar abgefahrene Extras wie Mutationen möglich. Ein Spieler mit einem dritten Arm fängt den Ball einfach besser - die zusätzliche Extremität ist sogar an der Spielfigur zu sehen.
Blood Bowl ist aber ein unglaublich strapaziöser Sport und so werden eure Kämpen sich unweigerlich im Laufe der Zeit allerlei Wehwehchen einfangen - von verstauchten Knöcheln bis zum Genickbruch ist alles dabei. Da ist es gut, dass es im Liga-Online-Modus einen Transfermarkt gibt, auf dem ihr leicht lädierte Champions verkaufen könnt.
Damit der nicht irgendwann brechend voll mit Spielern ist, altern die Sportler ungefähr alle acht Spiele um ein Jahr. Nach 13 oder 14 Jahren ziehen sie sich dann aus ihrer aktiven Karriere zurück. Übrigens dürft ihr im Kampagnenmodus die “Reikland Reavers”, ein menschliches Team am unteren Ende der Tabelle, in geskripteten Spielen zum Ruhm führen.
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