Angesichts der PC-Version müsste Warner eigentlich vor Scham im Boden versinken, so etwas durchgewunken zu haben. Das beginnt schon damit, dass das Spiel sich bereits beim Start gern in den Urlaub verabschiedet und aufhängt. Ist es dann gestartet, wundert man sich über die minimalen Konfigurationsmöglichkeiten, die im Prinzip nur aus einigen wenigen Einstellungen für Auflösung und Detailgrad sowie der (De-)Aktivierung der Nvidia-Features bestehen.
Fast schon albern ist, dass Batman: Arkham Knight auf dem PC mit einem Framelock auf 30 Bilder pro Sekunde versehen ist, der nur durch das Editieren einer .ini-Datei aufgehoben werden kann. Optional wäre so etwas verständlich, aber von vornherein eine Sperre einzubauen, lässt auf wenig Selbstvertrauen hinsichtlich der PC-Version schließen.
Spielt man eine Weile, wird schnell klar, warum das so ist. Die PC-Version, die von einem kleinen, externen Studio produziert wurde, ist in vielen Bereichen misslungen. Zunächst fällt auf, dass die Version sich in Sachen Grafikqualität nur marginal von den Konsolenversionen unterscheidet. Gerade bei den Texturen wäre noch deutlich mehr drin gewesen. Was daher umso mehr verwundert, ist die unausgewogene Performance.
Speziell beim Fahren mit dem Batmobil, immerhin DAS primäre neue Feature, sackt die Bildrate zuweilen ins Bodenlose. Aber auch das Fliegen und Gleiten läuft alles andere als rund. Hinzu kommen immer wieder Einbrüche der Bildrate beim Szenenwechsel und teils auch in den Zwischensequenzen. Wer eine Highend-Grafikkarte hat, kann sich gerade noch glücklich schätzen, Besitzer von Mittelklasse-Grafikkarten kommen nicht umhin, den Detailgrad massiv herunterzuschrauben, um eine halbwegs erträgliche Performance zu erzielen.
In einem unserer Rechner ist eine Radeon HD7950 verbaut. Damit waren bei vollen Details Absacker bis auf 10 fps (also Unspielbarkeit) beim Fahren keine Seltenheit. In einer anderen Maschine, bestückt mit einer GeForce GTX 980, war Batman: Arkham Knight zumindest halbwegs flüssig spielbar bei maximalen Details und mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln. Aber auch damit erzielten wir keine stabile Bildrate. Das Gameplay am Boden lief mit durchschnittlich 50 bis 60 fps mit gelegentlichen Absackern in den 30er-Bereich. Beim Gleitflug sackte das Ganze gern mal auf circa 40 fps ab, beim Fahren sogar auf weit unter 30 fps. Wohlgemerkt bei einem Rechner, auf dem Open-World-Monster wie GTA V oder The Witcher 3: Wild Hunt mit stabilen 50 bis 60 fps laufen.
Nachdem mir Batman: Arkham Origins vor Augen führte, dass mit demselben Rezept und nahezu denselben Zutaten wie beim Vorgänger dennoch ein deutlich weniger schmackhaftes Ergebnis zustande kommen kann, drosselte ich meine Freude auf Arkham Knight. Zu leicht hätte Rocksteadys Abschied aus der Serie schiefgehen können. Zumal ich Zweifel an Scarecrow und vor allem dem titelgebenden Arkham Knight hatte. Tatsächlich können sie es auch in Kombination nicht mit dem charismatischen Joker aus Arkham City aufnehmen.
Dennoch erzählen die Entwickler eine dramatische Geschichte voller Wendungen – auch wenn nicht alle überraschend kommen. Insbesondere Batmans nach und nach extremeres Verhalten ist mitreißend geschrieben. Der größte Pluspunkt an Arkham Knight ist aber schlicht der Spaß, den ich mit allen Beschäftigungsmöglichkeiten in der zwar etwas zu leblosen, aber großen Stadt hatte. Allein schon durch die Gegend zu schweben ist wie gewohnt ein tolles Gefühl. Hinzu kommt jetzt das Batmobil, das mindestens genauso viel Freude bereitet. Vor allem, weil ihr es nicht nur nutzt, um von A nach B zu kommen. Die Integration des Kultwagens in alle möglichen Spielmechaniken einschließlich der Riddler-Rätsel ist so clever, dass ich Rocksteady Anerkennung zollen muss.
Perfekt ist das Spiel dennoch nicht. Dafür wäre neben Passanten in den Straßen auch mehr Abwechslung in den einzelnen Nebenmissionssträngen notwendig gewesen. Letztendlich bleibt trotz der vielen Neuerungen festzustellen, dass es nach Arkham Origins auch Arkham Knight nicht schafft, die Serie so enorm weiterzuentwickeln, wie es einst Arkham City im Vergleich zum ersten Teil gelang. Wer sich daran nicht stört, bekommt eines der besten Spiele des Jahres.
Trotz aller spielerischer Qualitäten: Die PC-Version ist rein technisch gesehen ein Schuss in den Ofen. Die technischen Probleme und die schlechte Performance werden noch nicht einmal durch eine nennenswert bessere Grafikqualität gerechtfertigt. Solange die Entwickler in dem Bereich nicht deutlich nachgebessert haben, kann man nur empfehlen, auf die Konsolenversion auszuweichen oder schlicht noch eine Weile abzuwarten. Mittlerweile hat Warner übrigens den Verkauf der PC-Version eingestellt und verkündet, dass der Titel zu einem späteren Zeitpunkt nach Behebung der Probleme wieder vertrieben wird.
Überblick
Pro
hervorragende Spielbarkeit
Ladezeiten nur bei Spielstart und Tod
stimmungsvoll designte Stadt
große, offene Welt
Panzergefechte originell umgesetzt
technisch größtenteils gelungen
toll geschriebene Geschichte
schon reine Fortbewegung per Schweben und im Batmobil macht Spaß
einzigartiges „Batman-Gefühl“
motivierendes Skill-System
Free-Flow-Kampfsystem nach wie vor einwandfrei
abwechslungsreiche Hauptmissionen
dramatische Handlung mit Überraschungen
kinoreife Musik
hervorragende Sprecher
dichte Atmosphäre
sehenswerte Nvidia-Features
Contra
Gotham könnte lebendiger sein
eine große Wendung für Batman-Fans viel zu früh durchschaubar
Geschichte nimmt langsam Fahrt auf
Scarecrow kann es als Antagonist nicht ganz mit dem Joker aufnehmen
wiederholungsanfällige Nebenmissionen
gelegentliches Kantenflimmern
keine so große Weiterentwicklung wie von Arkham Asylum zu Arkham City
nur minimale Grafikoptionen (PC)
Framelock auf 30 fps nur durch .ini-Editierung umgehbar (PC)
starke Performance-Einbrüche und schwankende Bildrate bis hin zur Unspielbarkeit (PC)
läuft nur auf Highend-Grafikkarten halbwegs flüssig (PC)
kaum Unterschiede zur Konsolenversion (PC)
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