Test - Batman: Arkham Knight : Der dunkelste Ritter
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Der schmale Grat
Batman selbst verhält sich zunehmend fragwürdig, gar selbstsüchtig im Verlauf der Kampagne. So finster haben wir ihn selten erlebt. Nie wurde in einem Spiel deutlicher, wie dünn die Grenze zwischen ihm und seinen Gegnern ist. Insbesondere der titelgebende Arkham Knight ist ihm sehr, sehr ähnlich. Hauptgegner Nummer 2 in diesem Teil ist Scarecrow, aus dem Rocksteady viel herausholt, obwohl er erwartungsgemäß nie an die Faszination eines Jokers herankommt. Im Gegensatz zur Geschichte in Arkham City wird die Kampagne diesmal nicht mit Batman-Antagonisten überflutet. Stattdessen gehen diese den Riddler-Weg und bieten eigene kleine Handlungsstränge abseits der Hauptgeschichte.
So bietet Arkham Knight mehrteilige Nebenmissionen, die ihr komfortabel per Kreismenü jederzeit auswählen könnt. Allerdings folgt jede spielerisch einem jeweils festgelegten, stark wiederholungsanfälligen Ablauf. Two-Face raubt beispielsweise mehrere Banken aus. In diesem Nebenmissionsstrang lauert ihr, typisch für die Serie, auf erhöhten Plattformen, macht Feinde und interessante Objekte per Detektivsicht aus und schaltet dann einen Räuber nach dem anderen aus – bevorzugt heimlich. Eine andere Nebenmission lässt euch immer und immer wieder Minen in den Straßen Gothams beseitigen, indem ihr sie kontrolliert sprengt. Das benötigt jedoch Zeit, in der ihr euch im Panzermodus des Batmobils gegen zahlreiche Feindpanzer verteidigt, indem ihr deren Schüssen ausweicht.
Oder ihr sucht Azrael, der sich auf den Dächern der Stadt herumtreibt, und stellt ihn in Simulationen, die auch Batman selbst als sogenannte ER-Herausforderungen jederzeit zur Verfügung stehen, auf die Probe. Das ist einer von mehreren Momenten, in denen ihr auf Wunsch nicht Batman steuert. An anderer Stelle ist es sogar möglich, abwechselnd mit Batman und beispielsweise Nightwing oder Catwoman Gegnerhorden zu verprügeln.
Diese Handgemenge funktionieren im etablierten Free-Flow-Kampfsystem wieder einmal hervorragend. Im Gegensatz zu so mancher Kopie dieses Systems, beispielsweise in Remember Me von DONTNOD, beweist Rocksteady ein sicheres Gespür für die richtigen Gegnerkombinationen. So werden diese Auseinandersetzungen nie frustrierend, wenn auch gelegentlich durchaus herausfordernd.
Nebenschauplätze
Habt ihr die letzten Feinde in der Haupthandlung beseitigt, stellt euch das Spiel vor die etwas mühsame Aufgabe, eine bestimmte Anzahl an Nebenmissionen zu erfüllen, bevor ihr den Abspann sehen dürft. Das hat zwar innerhalb der Geschichte durchaus Sinn, wirkt aber dennoch wie Spielzeitstreckung., zumal es das ansonsten gelungene Finale erzählerisch verwässert. Habt ihr das geschafft, erwartet euch nach dem Abspann, neben dem obligatorischen New Game+, der Hinweis, dass ihr immer noch nicht das vollständige Ende gesehen habt. Hierfür müsst ihr nämlich alle Nebenmissionsstränge komplett erledigen. Netterweise versetzt euch das Spiel dann zu einem Zeitpunkt vor den finalen Ereignissen, sodass ihr dieser Aufgabe noch nachkommen könnt.
Zum Glück gibt es neben den Missionen selbst und der Aussicht auf ein Ende, das nicht jeder sieht, auch jede Menge Erfahrungspunkte für das Erfüllen der Zusatzaufgaben. Diese Punkte setzt ihr in einem Skilltree ein, um zum Beispiel neue Fähigkeiten im Kampf zu erhalten oder die Einsatzmöglichkeiten eurer Gadgets oder des Batmobils zu erweitern. Auch passive Erweiterungen wie die Verstärkung von Batmans Anzug oder der Panzerung seines Gefährts sind möglich.
Für Komplettisten
Hinzu kommt, dass ihr auf dem Weg zu den verschiedenen Nebenmissionen meist auf das eine oder andere Sammelobjekt stoßt. So sind unter anderem wieder die Riddler-Trophäen an manchmal offensichtlichen, manchmal gut versteckten Orten zu finden. Doch nicht nur Gegenstände, sondern auch Personen könnt ihr ausfindig machen. Dabei handelt es sich um diverse Riddler-Informanten, denen ihr überall auf den Straßen Gothams begegnen könnt und die ihr verhören müsst.
Insgesamt gibt sich Batman: Arkham Knight jedoch sparsam mit Sammelobjektarten. Dafür verzichtet es aber auf mehr oder weniger sinnlose und für manche eher nervige als motivierende Sammelobjekte wie beispielsweise die Federn in diversen Assassin's-Creed-Teilen. Nicht verzichten müsst ihr auf ein befriedigendes Gefühl, wenn ihr alles erledigt habt. Denn trotz der zurecht kritisch beäugten zahlreichen Special Editions mit jeweils exklusiven Inhalten fühlt sich Arkham Knight auch in der getesteten „normalen“ Version komplett an.
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