Test - Army of Two: The 40th Day : Duo, zwei Knarren, Shanghai
- PS3
Ein moralisches Angebot
Bei den sonstigen Koop-Manövern hat sich wenig getan, zumal die ohnehin nicht so gelungene Rücken-an-Rücken-Kreisballerei aus dem Vorgänger wegfällt. Am meisten seid ihr dann auf euren Partner angewiesen, wenn ihr zu viele Treffer eingesteckt habt. Dann muss euer Kumpel euch nämlich aus der Gefahrenzone ziehen und wiederbeleben, bevor ihr verblutet. Genre-Standards wie das gemeinsame Wegdrücken eines Gitters, das Verschieben eines Hindernisses oder das alte Räuberleiterspiel dürfen nicht fehlen.
Neuerdings müsst ihr des Weiteren immer wieder mal eine Entscheidung treffen, die unter anderem euren Gehaltsscheck und eure Bewaffnung beeinflusst. Wollt ihr zum Beispiel einen alten Kumpel am Leben lassen oder ihn auf Wunsch eures Auftraggebers für Extra-Cash liquidieren? Lohnt es sich, einen Tiger im Zoo freizulassen? Je nach Entscheidung seht ihr eine andere Zwischensequenz. Logischerweise erhöhen diese Elemente den Wiederspielwert, falls ihr alle möglichen Moralvarianten im wahrsten Sinne des Wortes durchspielen wollt.
Die Waffen sind die heimlichen Stars von Army of Two: The 40th Day. Zwar ist die Waffenanzahl mit 14 Primärwaffen und lediglich 3 Pistolen als Sekundärwaffen nicht gerade üppig, das massiv aufgebohrte Individualisierungs-Feature ist aber ein kleiner Geniestreich. Ihr dürft jederzeit im Pausenmenü die Upgrades eurer Wummen austauschen, was mehr Tiefe ins Spielgeschehen bringt. Außerdem ist es verdammt motivierend, neue Upgrades und visuelle Anpassungen für eure Waffen zu ergattern. Die Waffen sehen je nach Lackierung ziemlich schräg aus, dank der Auswirkung auf die Aufmerksamkeit eurer Gegner und somit auf die Aggro-Anzeige ergibt das optische Pimpen durchaus Sinn. Das gilt natürlich auch für die zahlreichen Extramasken. Eher zweifelhaft sind die ebenfalls auswählbaren Nahkampf-Fatalitys, die unnötig brutal ausgefallen sind.
Sieht einfach besser aus
Überhaupt ist Army of Two: The 40th Day ein sehr brutales Spiel. Dass die Action trotzdem nicht zu blutrünstig wirkt, liegt vor allem an der überzogenen Inszenierung. Um euch herum kracht Shanghai zusammen, heftige Scripting-Situationen erinnern mehr an einen abgedrehten Hollywood-Actionfilm als an die Realität. Einen wichtigen Aspekt stellen darüber hinaus die beiden Helden dar, die voller Sarkasmus das Geschehen kommentieren. Die neuartigen Comic-Zwischensequenzen bei moralischen Entscheidungen sollen wohl ebenfalls die Gewalt etwas mildern, wirken jedoch deplatziert. Weniger experimentierfreudig waren die Audiotüftler: Die Geräusche und die deutsche Sprachausgabe gefallen, die Musikuntermalung klingt dagegen viel zu uninspiriert.
Der Vorgänger war noch ein hässliches Entlein, The 40th Day erstrahlt in einer weitaus hübscheren Grafik. Vor allem die hervorragend gestalteten Charaktermodelle und die aufwendigen Animationen schmeicheln dem Auge. Sehr schön sind überdies die Spezialeffekte inklusive stimmiger Beleuchtung und herrlicher Explosionen ausgefallen - genau das, was wir in einem Actionspektakel sehen wollen. Eine weitere Verbesserung: Der Detailgrad in den Szenarios wurde im Vergleich zum Erstling stark erhöht. Entsprechend können wir großzügig über einige Clipping-Fehler, Framerate-Einbrüche, verwaschene Texturen sowie Kantenflimmern hinwegsehen.
Etwas ärgerlicher ist da schon die Lag-Anfälligkeit im Online-Mehrspielermodus. Als Alternative tretet ihr lokal im Split-Screen an. Überdies hat es ein passabler Versus-Mehrspielermodus ins Spiel geschafft, der das Team-Element in Capture the Flag, Deathmatch und Horde nutzt. Nett, aber längst nicht so spaßig wie der Koop-Hauptmodus. Außerdem ist es unschön, dass einer der Mehrspielermodi nur Vorbestellern zur Verfügung steht.
Ein weiterer Mangel sei zum Schluss erwähnt: Die Steuerung wirkt wie schon im Vorgänger etwas schwammig, insbesondere wenn ihr Rios oder Salem rennen lasst. Nervigerweise wurden viele Aktionen auf einen Button gelegt und die automatische Deckungssuche funktioniert längst nicht immer in jeder Situation zufriedenstellend. Auf zuweilen ungewollte Manöver und dadurch auf den einen oder anderen frustrierenden feindlichen Treffer müsst ihr euch also einstellen.
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