Test - Alan Wake : Angst essen Seele auf

Ab und an sind auch der Grips und die Kombinationsgabe des Spielcharakters gefordert. So muss er zum Beispiel Schlüssel ausfindig machen, per Kran Baumstämme so platzieren, dass ein Brücke entsteht, oder einen Generator anwerfen, um mit einem Scheinwerfer anschließend ein Tor per Lichtstrahl passierbar zu machen. Hier und da schwingt sich Alan auch mal hinters Steuer eines Wagens, um größere Distanzen schneller zurückzulegen oder die finsteren Unholde mit Aufblendlicht und Kühlerhaube unschädlich zu machen.

Träum ich oder wach ich?

Ist der Autor nicht gerade in Kämpfe verwickelt, geht er Hinweisen zum Verschwinden seiner Verlobten nach. Da helfen Gespräche mit Einwohnern ebenso wie Manuskriptseiten, die in der Postkartenkulisse verteilt sind. Aber was ist wahr? Wem kann Wake vertrauen? Und was bedeuten die Albträume, die ihn heimsuchen? Ist womöglich alles, was er in Bright Falls erlebt, nur ein einziger, düsterer Traum?

Der ständige Wechsel zwischen Traumwelt und Realität (wenn es denn einer ist) ist eines der Hauptmerkmale des Spiels. Ihr fragt euch ständig, in welchem Zustand Herr Wake gerade unterwegs ist. Diese verstörende Gratwanderung zwischen Wahn und Wirklichkeit verdichtet die Atmosphäre ungemein. Dazu kommt ein perfekt getimter Wechsel zwischen derben Schockmomenten bei Nacht und entspannenden Passagen bei Tag.

Dass die Jungs von Remedy große Fans des gesamten Horrorgenrespektrums sind, sieht man dem Titel in beinahe jeder Szene an. Die Liste an Huldigungen großer Werke ist lang. Die in Häusern über den Bildschirm flimmernde Sendung Night Springs erinnert an Twilight Zone, herumfliegendes Mobiliar weckt Erinnerungen an Poltergeist und attackierende Landmaschinen sind eine Verbeugung vor Rhea M: Es begann ohne Warnung.

Wenn der geisterhafte Bösewicht die Tür mit einer Axt zertrümmert oder Alan Wake in einem Labyrinth vor dem Bösen flieht, wird gekonnt The Shining zitiert. Bei den Rabenschwärmen denken Horrorfreunde sofort an Hitchcocks Die Vögel und die verzerrten Stimmen der Schattengeschöpfe wirken wie aus Tanz der Teufel. Reminiszenzen an Mystery-TV-Serien wie Akte X oder Fringe finden sich ebenfalls an jeder Ecke von Bright Falls.

Zusammen mit der Präsentation im typischen Serienformat inklusive der beliebten Cliffhanger („Was bisher geschah") wird so eine Atmosphäre geschaffen, die euch sofort ins Geschehen einsaugt und ohne Hänger oder schwächere Abschnitte fesselt. Der Titel spielt perfekt mit den Urängsten des Menschen und erreicht seine grandiose Atmosphäre nicht durch billige, aufgesetzte Metzelmomente oder plumpe Monsterattacken, sondern durch perfekt inszenierte Angstzustände.