Test - Ace Combat 7: Skies Unknown : Comeback mit Turbulenzen
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12 lange Jahre blieb der Hangar geschlossen. Und auch seit der Ankündigung von Ace Combat 7: Skies Unknown ist schon wieder einige Zeit verstrichen. Entwickler Project Aces ließ sich wahrlich nicht hetzen, sondern schraubte anscheinend tief entspannt am nächsten Kapitel seiner Luftkampfsaga. Da steigen natürlich die Erwartungen ...
Kampagne, Mehrspielermodus und (auf der PS4) VR-Missionen bilden das spielerische Gerüst. Fangen wir also mit der Story an. Damit meinen wir jedoch nicht die eigentliche Geschichte von Ace Combat 7, denn die passt auf einen Bierdeckel: Ein verfeindeter Kontinent greift den anderen an, und weil dessen Luftwaffe nach einer Weile arg dezimiert ist, müssen ein paar Ausgestoßene und Knackis ins Cockpit steigen, um die Situation zu retten. Garniert wird das mit pathetischen Sprüchen und permanenter „Fliegen-ist-geil“-Attitüde. Insgesamt also nichts Neues für die Serie.
Doch am Ende ist das egal, schließlich steht die Ace-Combat-Reihe seit ihrem PS1-Debüt anno 1995 nicht für tolle Geschichten, sondern für rassige Dogfights mit massenhaft Abschüssen und wilden Ausweichmanövern. Es geht nicht um Simulation, sondern um Arcade-Action. Dennoch verzichtet Entwickler Projekt Aces bei Teil 7 nicht gänzlich auf realistische Einflüsse, aber dazu später mehr.
Highway to the Danger Zone
Die Vorbereitung der einzelnen Missionen läuft immer gleich ab: Nach einer Zwischensequenz folgt das eigentliche Briefing, das aus reichlich Blabla besteht. Das wirklich Wichtige könnt ihr danach in einem Satz zusammengefasst lesen – meist gilt es, feindliche Jäger vom Himmel zu holen und/oder Bodenziele auszuschalten. Entsprechend der Anforderung wählt ihr anschließend euren Jet. Zu Beginn steht euch nur eine Maschine zur Wahl, aber rasch kommen neue hinzu. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus realen und fiktiven Flugzeugen. Einige schaltet ihr durch Kampagnenfortschritt frei, die meisten wollen jedoch gekauft werden.
Je besser euer Rang nach dem Abschluss einer Mission ausfällt, desto mehr MRP-Punkte erhaltet ihr als Belohnung. Die wiederum fließen in besagte Maschinen, die über unterschiedliche Stärken in Bereichen wie Geschwindigkeit, Wendigkeit oder Verteidigung verfügen. Daran knüpfen die zur Verfügung stehenden Bewaffnungen an, die ebenso gekauft werden wollen: Während zum Beispiel die F-16C dank der 4AAM-Raketen bis zu vier fliegende Ziele gleichzeitig unter Beschuss nehmen kann, eignen sich die LACM-Marschflugkörper der Gripen E ideal für den Angriff auf Stellungen am Boden. Allen Fliegern gemein sind ein Maschinengewehr mit unbegrenzter Munition sowie eine stattliche Menge zielsuchender Raketen.
Darüber hinaus kauft ihr Teile, mit denen sich die Flugeigenschaften verbessern lassen. Anders als die Waffen könnt ihr diese Upgrades an jedem Flugzeug anbringen. Jede Maschine kann allerdings nur eine begrenzte Anzahl davon aufnehmen – stellt euch das Ganze ähnlich vor wie das Perk-System der Call-of-Duty-Spiele. Auf diese Weise verstärkt ihr unter anderem eure Raketen oder macht den stählernen Adler wendiger. Habt ihr alles zusammengebastelt, geht es in die Luft!
Stürmische Zeiten
Die Kampagne fällt abwechslungsreich aus: Ihr kämpft gegen feindliche Jäger und unbemannte Drohnen, bombt Bodenziele wie Raketenstellungen und Radaranlagen aus oder unterfliegt das feindliche Radar. Hin und wieder müsst ihr auch Verbündete davor beschützen, abgeschossen zu werden. Jede Aufgabe erstreckt sich über mindestens zwei Abschnitte, zwischen denen ein Checkpoint liegt. Dazu will jede Mission innerhalb eines Zeitlimits geschafft werden, teilweise muss noch eine bestimmte Anzahl Punkte erreicht werden.
Die Kämpfe finden in der Wüste, über dem offenen Meer oder im Gebirge statt. Die Aufmachung der Gebiete und Flugzeuge gehört zu den grafischen Stärken von Ace Combat 7. Besitzer eines 4K-Fernsehers freuen sich über eine höhere Auflösung, die besonders der Weitsicht zugutekommt. Dagegen wirken Fahrzeuge und Gebäude insgesamt etwas grob texturiert. Das fällt jedoch kaum ins Gewicht, da ihr diese nur im Vorbeifliegen kurz wahrnehmt.
Ihr lernt schnell, dass Ace Combat 7 kein Selbstläufer ist. Der zu Beginn gewählte Schwierigkeitsgrad (leicht, normal, schwer) kann im Verlauf der Kampagne nicht geändert werden – schätzt also ehrlich ein, ob ihr echtes Fliegerass oder blutiger Anfänger seid. Denn schon auf Stufe leicht bringt euch wildes Herumfliegen und Drauflosballern nicht weiter.
Ihr müsst feindliche Jäger und noch mehr die flinken Drohnen im richtigen Moment erwischen, ansonsten sausen eure Raketen trotz Zielaufschaltung ins Leere. Als wäre das in Kombination mit dem Zeitlimit nicht schon schwierig genug, klebt euch auch noch quasi ständig eine feindliche Rakete am Heck. Eure Täuschkörper sind begrenzt, daher ist permanentes Ausweichen Pflicht. Dadurch wiederum fällt es schwer, relevante Ziele im Fokus zu behalten.
Das wird noch kniffliger, wenn verschiedene Wetterbedingungen ins Spiel kommen. Optisch wie akustisch sind diese zwar das Highlight des Spiels, zugleich aber auch eine große Gefahr. Starker Regen erschwert die Sicht, insbesondere wenn ihr in einer der beiden Cockpitperspektiven fliegt. Steigt ihr zu hoch auf, vereisen die Tragflächen, was nach einer Weile das Manövrieren verhindert.
Inmitten eines Gewitters können Blitze das Flugzeug treffen, was die gesamte Bordelektronik massiv stört. Nicht minder gefährlich sind Strömungsabrisse, die euren Flieger mit einem Mal absacken lassen – besonders ungünstig ist das während eines Tiefflugs nur wenige Meter über dem Boden. Denn Kollisionen, egal ob mit einem Felsen oder einer anderen Maschine, sind fast immer euer Ende. Danach beginnt ihr den Abschnitt von vorn.
Damit ihr eure Maschine dennoch im Griff habt, stehen zwei Steuerungsvarianten zur Wahl: Standard ermöglicht das einfache Kehren eures Flugzeug nach links und rechts, lässt jedoch keine Ausweichrollen zu. Ein realistischeres Gefühl liefert die Einstellung Experte: Damit sind beispielsweise Überkopfmanöver möglich. Diese Variante erhöht zugleich aber merklich den Anspruch, weil ihr euch stärker auf Flughöhe und -richtung konzentrieren müsst. Die sonstige Tastenbelegung ist identisch und schnell verstanden, nur leider nicht frei konfigurierbar.
Über den Wolken ...
… ist die Freiheit nicht grenzenlos – zumindest, wenn es um Ace Combat 7 geht. Getreu seiner Arcade-Ausrichtung gibt euch der Titel ein ziemlich straffes Korsett vor, in das ihr nur mit Ausdauer und Lernbereitschaft hineinpasst. Denn die Kampagne lässt euch kaum von der Leine. Stattdessen gilt es, den Ablauf einer Mission zu verinnerlichen und sich auf das zu konzentrieren, was von euch verlangt wird. Dafür braucht ihr neben dem passenden Flugzeug samt Ausstattung auch einen Fahr- oder besser Flugplan.
Ein Beispiel: In einer frühen Mission müsst ihr durch Abschüsse innerhalb des Zeitlimits eine vorgegebene Punktzahl erreichen. Um das zu schaffen, ist es notwendig, die Ziele nicht nur schnell, sondern auch in einer bestimmten Reihenfolge zu erwischen. Können etwa Bomber, die viele Punkte einbringen, von einem Rollfeld abheben und durchstarten, verliert ihr bei der anschließenden Jagd nach ihnen unnötig Zeit. Anders als in den Zwischensequenzen solltet ihr auch immer den Durchsagen über Funk lauschen, denn diese geben euch Tipps oder machen auf Gefahren aufmerksam. Leider hört ihr all das nur auf Englisch, zumindest deutsche Untertitel können aber zugeschaltet werden.
Dennoch fühlt man sich regelmäßig allein gelassen und versteht nicht, warum die Aufgabe zum wiederholten Male scheitert. War ich zu langsam? Habe ich etwas übersehen? Meist hat man erst durch mehrere Wiederholungen den Dreh raus. Dieser Lernprozess reicht von anstrengend bis regelrecht frustrierend. Ein weiteres Problem: Ihr könnt im Verlauf einer Mission fast nie Bewaffnung oder Flugzeug wechseln. So geht ihr im ersten Abschnitt mit Bomben effektiv gegen Bodenziele vor, sollt in Abschnitt 2 dann aber pfeilschnelle Jäger vom Himmel holen. Dafür bleibt euch nur die Standardbewaffnung, obwohl ihr hilfreiche Luft-Luft-Raketen im Arsenal habt.
VR-Missionen: Fehlt nur noch der Schleudersitz!
Hinter dem Menüpunkt VR versteckt sich eines der bisher besten Virtual-Reality-Erlebnisse. Die Immersion in den drei speziellen Missionen ist toll: Ihr nehmt im Cockpit Platz, vor euch der Steuerknüppel und massenhaft Instrumente. Nutzt ihr einen Flightstick, steigt das Pilotenfeeling noch weiter. In der Luft manövriert ihr den Jet mit enormer Dynamik, um Feinde ins Visier zu nehmen oder ihrem Beschuss auszuweichen.
Da ihr nur mit Expertensteuerung spielen könnt, solltet ihr euch auf zahlreiche Rollen und Überkopfmanöver einstellen – das dadurch entstehende Mittendringefühl ist genial! Wer hingegen einen schwachen Magen hat oder gar unter Motion Sickness leidet, dürfte bereits nach wenigen Drehungen und Wendungen an seine Grenzen stoßen. Könnt ihr in der virtuellen Realität aber einiges vertragen, legen wir euch den VR-Modus ans Pilotenherz. Spielerisch und audiovisuell ist er ein Knaller und somit erstklassiges Demomaterial für die Vorzüge der Technik.
Unsere Eindrücke zum Mehrspielermodus folgen kurz nach dem Release des Spiels.
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