Test - Absolver : Warum trägst du eine Maske?
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Behutsam streicht der Wind über den Boden und wiegt Blätter hin und her. Sonnenstrahlen tauchen die Szenerie in sanfte Pastelltöne. Musikalisch wird das Ganze mit beruhigenden Klängen untermalt. Eigentlich könnte man nun fröhlich durch die Landschaft flanieren und friedlich Blümchen pflücken. Absolver ist aber alles andere als friedlich. Eure Hauptaufgabe im Spiel ist es, in Kampfsportmanier gegen NPCs und menschliche Gegner anzutreten. Jedes dieser Duelle ist ein denkwürdiges Ereignis, bei dem euer Können und eure Taktik über Sieg und Niederlage entscheiden.
Eine Geschichte epischer Breite dürft ihr bei Absolver nicht erwarten. Nur so viel: Die namensgebenden Absolver, eine Truppe elitärer Gesetzeshüter im Reich Adal, rekrutieren ihren Nachwuchs traditionsgemäß unter Zuhilfenahme ausgedehnter Praxiserfahrung in verlassenen Gegenden. Dort müssen sich die als Prospects bezeichneten Kampfmönchanwärter mit anderen ihres Schlages, na ja, herumschlagen. Nur die besten Kämpfer erweisen sich als würdig, den Rängen der Absolver beizutreten.
Wer will, sucht sich mühselig Stück für Stück die Puzzleteile der Handlung zusammen, ähnlich wie beim bereits zitierten Vorbild Dark Souls. Es genügt zu wissen: Ihr seid ein schmächtiger Krieger-Azubi, steht am Anfang eurer Karriere und möchtet dem erlauchten Kreis der Absolver beitreten.
Absolver ist kein Grafikblender
Ihr werdet schon in den ersten Minuten im Spiel erkennen: Der Fokus von Absolver liegt klar auf dem puren Gameplay. Die durchchoreografierten Kämpfe stehen im Mittelpunkt der Spielerfahrung, alles weitere wie Story oder aufwendig produzierte CGI-Zwischensequenzen würden da nur die tolle Atmosphäre stören. Absolver ist kein Grafikblender, aber weiß sich zumindest zu verkaufen.
Der malerische Comiclook ist zunächst ungewöhnlich und lädt zu Erkundungstouren in der Welt von Adal ein. Nach einer Weile hat man sich daran aber sattgesehen. Die Level wirken nicht wie eine zusammenhängende, größere Welt, sondern nur wie abzuarbeitende Level – zumal die Atmosphäre dadurch getrübt wird, dass ihr bei herumstehenden NPCs immer wieder die gleichen Gesichter vorgesetzt bekommt.
Entschuldigung? Warum trägst Du eine Maske?
Wenngleich „Gesichter“ in diesem Fall nicht ganz korrekt ist. Die Kämpfer in Absolver binden sich zu Beginn ihrer Ausbildung allesamt durch ein Ritual an ihre Maske, mit deren Hilfe sie Hunger, Durst und gar den Tod nicht mehr spüren. Neben der Maske bekommen die Neulinge auch ein Set von Angriffen und Kombos, ihr Kampfdeck. Zu Beginn verfügt ihr nur über einige wenige Hiebe, es kommen aber durch das Besiegen von Gegnern immer mehr dazu. Egal ob mit dem Schwert oder mit bloßen Händen – die Kämpfe in Absolver setzen nicht voraus, dass ihr tausend verschiedene Tastenkombinationen für euren gewählten Kampfstil auswendig lernt.
Stattdessen geht es immer um den Rhythmus, mit dem ihr Schlagkombinationen ansetzt, um die Deckung der Gegner zu durchbrechen und selbst keine Treffer zu kassieren. Wichtig ist dabei vor allem eure Stellung zum Gegner, die die leichten Schläge, schweren Schwünge oder Blocks entsprechend modifiziert. Mit dem Rücken zum Kontrahenten stehend wird ein linker Haken vielleicht zu einem Ellenbogenrempler. Klingt komplex? Aber hallo, das ist es. Es sind eine Menge Übung und perfektes Timing nötig, um ein guter Kämpfer zu werden. Die Prügeleien fühlen sich aber in ihrer Eleganz und Flüssigkeit eher an wie Tänze. Außerdem ist es hochmotivierend, sich immer wieder neue Moves zu suchen, um den eigenen Kampfstil zu vervollkommnen.
Freund oder Feind?
Ein weiterer besonderer Clou bei Absolver ist die ständige Onlinepräsenz, die euch zur Interaktion mit anderen Mitspieler zwingt. Denn der Übergang vom Einzelspielererlebnis hin zum Mehrspielerpart ist fließend. Selbst wenn ihr noch ganz am Anfang eurer Kampfkünste steht, lauft ihr andauernd anderen Spielern über den Weg. Die Begegnungen sind spannend, da ihr zunächst nicht erahnen könnt, wie euer Gegenüber eigentlich tickt.
Absolver gibt euch absichtlich wenig Mittel zur Kommunikation an die Hand. Stattdessen verständigt ihr euch wie bei Dark Souls & Co. lediglich vermittels Gesten – als hätten alle Spielfiguren ein Schweigegelübde abgelegt. Ob ihr nach einer freundlich gesinnten Geste auch wirklich einen neuen Freund oder doch einen heimtückischen Feind gefunden habt, erfahrt im Prinzip erst, wenn es zur Sache geht.
Selbst wenn ihr Hilfe beim Vermöbeln von Bossgegnern bekommt, kann euer Verbündeter kurzerhand seine Meinung ändern und schnurstracks auf euch losgehen. Das ist zwar nicht die feine englische Art, lässt euch im späteren Spielverlauf aber zunehmend misstrauischer im Umgang mit Wildfremden werden. Bei Erstkontakt entsteht dadurch ein spannend-witziges Herumtänzeln, nur um herauszufinden, ob ihr nun gleich einen Tritt in die Magengrube kassiert oder doch gemeinsam auf Beutejagd geht. Beute ist in Absolver übrigens ein zweischneidiges Schwert: Zwar findet ihr jede Menge Rüstungen, die guten Schutz liefern, jedes Stück Metall am Körper verlangsamt euren Krieger aber auch entsprechend.
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