Test - A New Beginning : Apocalypse now?

Menü im Kontext

Die Steuerung in A New Beginning ist klassisches Point & Click, das heißt, Bewegung der Charaktere und Interaktion werden mit der linken Maustaste ausgeführt. Mit der rechten Maustaste wird das Inventar aufgerufen oder geschlossen. Sinnvoll ist das kontextbezogene Auswahlmenü, das aufpoppt, wenn ihr die linke Maustaste etwas länger über einem Gegenstand gedrückt haltet. Hier werden euch dann bis zu vier Aktionen angezeigt, die gerade möglich sind. Diese Funktion kann euch unter Umständen schon einen kleinen Hinweis zur Lösung von Rätseln geben.

Wie gewohnt können Schauplätze mit Doppelklick schnell verlassen werden. Das ist hilfreich, denn rennen können die Charaktere nicht. Wünschenswert wäre an mancher Stelle eine Kartenfunktion gewesen, besonders bei Örtlichkeiten, wo ihr des Öfteren zwischen mehreren Bildschirmen hin- und herlaufen müsst. Allzu dramatisch ist das aber nicht, da die Schauplätze der einzelnen Handlungsorte und auch die Anzahl der Hotspots überschaubar sind.

Optik mit Stil

Ein auf Anhieb auffallender Aspekt des Spiels ist natürlich die Grafik. Unter anderem weil diese, inklusive der Charaktere, komplett in 2-D gehalten ist. Vor allem aber, weil es sich um eine richtig schicke Comic-Grafik im Stile anspruchsvoller Graphic-Novels handelt. Besonders überzeugend kommt dieser Stil in den Zwischensequenzen herüber, die tatsächlich wie zum Teil animierte Comic-Strips gestaltet sind. In der Spielgrafik wird wie schon in The Whispered World das Parallax-Scrolling eingesetzt, das für Tiefenwirkung sorgt.

Nicht ganz so gelungen sind die Charakteranimationen, die im Großen und Ganzen etwas staksig wirken, speziell wenn sich ein Charakter von hinten nach vorne bewegt. Etwas negativ fällt auch die fehlende Lippensynchronisierung auf. Das alles lässt sich aber durchaus verschmerzen, da sich die Charaktere ansonsten gut in die wunderschön gestalteten Hintergründe einfügen. Besonders erfreulich ist jedoch, dass es zwischen Spielgrafik und Zwischensequenzen keinen Bruch gibt. So bleibt die Geschichte auch auf optischer Ebene konsistent.

Die Vertonung trägt ebenfalls ihren Teil zur Atmosphäre bei. Dramatische Orchesterpassagen wechseln sich je nach Situation mit ruhigen, melancholischen Tönen ab. Leider fallen gerade in den Zwischensequenzen auch manchmal Brüche in der Musik auf. Kleinere Schnitzer haben sich die Entwickler ebenso bei der Synchronisierung erlaubt. Einige der Nebencharaktere sind nicht besonders glücklich besetzt. Hervorragend ist allerdings die Leistung der Sprecher bei den Hauptcharakteren. Vor allem der zynische Bent Svensson kann durch die Bank überzeugen.

Fazit

von Stephan Fassmer

Der Name Daedalic bürgt für Qualität – und das über inhaltliche und stilistische Grenzen hinweg. Das ausgeflippte Edna bricht aus, das märchenhafte The Whispered World und mit A New Beginning nun ein Öko-Science-Fiction-Titel. Auf gewohnt hohem Niveau bietet A New Beginning fast alles, was das Adventure-Fan-Herz begehrt: eine interessant erzählte, spannende Geschichte, exzellent ausgearbeitete Charaktere, viele gut gestaltete Rätsel und eine tolle Grafik. Allerdings ist A New Beginning nicht perfekt. Die Dramatik schwächelt in der ersten Hälfte, die Charakteranimationen sind hakelig und der Sound ist an manchen Stellen unsauber geschnitten. Trotzdem: Hut ab, dass sich Daedalic an ein ernstes Thema wie den Klimawandel wagt und erneut ein originelles Adventure geschaffen hat, das die Qualität und das hohe Niveau ihrer Produktionen halten kann.

Überblick

Pro

• erwachsene Zeitreisegeschichte zum Thema Klimawandel
• ausgefeilte Charakterzeichnung
• gutes Rätsel-Design
• anspruchsvolle Graphic-Novel-Optik
• größtenteils erstklassige Vertonung

Contra

• Dramatik kommt in der ersten Hälfte zu kurz
• Charakteranimationen mit Schwächen
• kleine Macken beim Sound