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Test - Yakuza 2 : Prügeln, Videos gucken, laufen

  • PS2
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Zwischensequenz genießen, herumlaufen, sich prügeln. Und noch mal Zwischensequenz genießen, herumlaufen, sich prügeln. Auch wenn ‘Yakuza 2‘ ein Jahr nach seinem Vorgänger spielt, haben sich in der Unterwelt der japanischen Mafia nur wenige Dinge geändert: Noch immer muss Kazuma Kiryu Zwischensequenzen genießen, herumlaufen und sich prügeln. Wenn es aber so spannend inszeniert ist wie in Segas Action-Spiel, dann nimmt man das monotone Gameplay doch gerne in Kauf.

Zwischensequenzen genießen

‘Yakuza 2‘ beginnt ähnlich verwirrend wie Teil eins: Durch einen Zeitsprung erleben wir, wie 1980 ein Koreaner vor den Augen eines uns sehr bekannten Polizisten ermordet wird. Mit seinem letzten Atemzug bittet er ihn, seine Familie zu retten - Schnitt. Wieder in der Neuzeit erwacht Kazuma Kiryu, noch immer von den Erinnerungen von vor einem Jahr geplagt, in seinem Bett. Zusammen mit dem kleinen Mädchen Haruka macht er sich zum Friedhof auf, um dort seine verstorbenen Angehörigen und Freunde zu besuchen. Toll gelöst: An den Grabsteinen angekommen, erinnert sich Kiryu auf Wunsch an die Geschehnisse des ersten Teils. Nichtkenner bekommen so einen fantastischen (wenn auch mit knapp 60 Minuten sehr langen) Rückblick auf den ersten Teil, während Besitzer eines durchgespielten Spielstandes ein exklusives Item geschenkt bekommen.

Was beim Betrachten der Zwischensequenzen sofort auffällt: Sega ist es erneut gelungen, eine cineastische Inszenierung zu schaffen. Zudem verzichtete man komplett auf eine englische Sprachausgabe. Die Stimmen erklingen im feinsten Japanisch und Koreanisch, was gut ist, denn trotz der erstklassigen Synchronsprecher aus dem ersten Teil wirkten die englischen Stimmen etwas deplatziert. Enttäuschend sind dagegen die lediglich in englischer Sprache vorhandenen Untertitel.

Herumlaufen

Wirklich viel möchten wir von der packenden Geschichte nicht erzählen. Da ‘Yakuza 2‘ aber auf zwei DVDs erscheint und 16 Kapitel bietet, dürfen Fans schon jetzt mit der Zunge schnalzen. Wirklich gelungen ist Sega die persönliche Weiterentwicklung vieler Figuren aus dem ersten Teil. Beim Schlendern durch die Straßen (oder eben beim Betrachten der Zwischensequenzen) merkt man sofort, dass sich einiges seit dem letzten Jahr geändert hat. Menschen wurden älter, dicker oder verrückter. Am schlimmsten hat es wohl Daigo Dojima getroffen, der seit dem Tod seines Vaters nur noch durch die Straßen zieht, von irgendwelchen Halbstarken als Anführer betitelt wird und ständig in Schlägereien verwickelt ist. Und gerade dieser Daigo Dojima ist es, den Kazuma Kiryu zu Beginn des Spiels aufsuchen soll.

Erneut schlendern wir also durch die Tenkaichi-Straße, können uns mit speziell hervorgehobenen Personen unterhalten oder besuchen Supermärkte, um nützliche Items, etwa Mahlzeiten, zu erwerben. Die Minimap hilft bei der Orientierung, wichtige oder begehbare Orte werden farblich hervorgehoben. ‘Yakuza 2‘ ist somit ähnlich linear wie sein Vorgänger, wenn auch die Nebenaktivitäten zugenommen haben. Kiryu kann nun beispielsweise eine Bowling-Bahn besuchen oder Golf spielen. Wer dagegen mal eine Dating-Simulation erleben möchte, sucht einen der Hostessenklubs auf, schenkt den dort arbeitenden Damen Unterwäsche oder kulinarische Kostbarkeiten und unterhält sich mit ihnen. Von der Interaktivität eines ‘Shenmue‘ ist ‘Yakuza 2‘ trotzdem noch meilenweit entfernt.

Sich prügeln

Auf der Suche nach dem Kansai-Clan verschlägt es Kazuma Kiryu nach Osaka, auch wenn die dort besuchten Straßen mit ihren Neonreklamen sich von den anderen kaum unterscheiden. Ebenfalls gleich geblieben: Halbstarke Männer, die Kiryu bei seinen Erkundungstouren anreden und ihm am liebsten eine verpassen wollen. Da solche Kämpfe aber für Erfahrungspunkte und neue Angriffskombos sorgen, nimmt man diese kleinen Intermezzi gerne in Kauf. Am Kampfsystem hat sich in ‘Yakuza 2‘ kaum etwas geändert: Noch immer zickt die nicht frei justierbare Kamera herum; mit Faust- und Trittkombinationen schickt Kiryu seine Widersacher ins Reich der Träume. Bei voll aufgefüllter Heat-Anzeige dürfen weiterhin Objekte wie Parkbänke, Wände oder Laternen für einen Finishing-Move verwendet werden. Das Untersuchen der Umgebung lohnt sich: Oftmals findet Kiryu so Gegenstände wie eine leere Flasche, die er als Waffe missbrauchen kann. Die teilweise suboptimale Kamera kann trotzdem schnell für einen Bildschirmtod sorgen.

Die Kämpfe spielen eine große Rolle in ‘Yakuza 2‘ - fast alle Probleme werden mit den Fäusten aus der Welt geschafft. Wer bei den Raufereien ein Auge auf das Geschehen hat, wird sich an realistisch animierten Figuren erfreuen. Besonders die Finishing-Moves haben es in sich, weshalb ‘Yakuza 2‘ zu Recht das Siegel „keine Jugendfreigabe" trägt. ‘Yakuza 2‘ erschien in Japan bereits 2006. Das Alter merkt man dem Spiel aber kaum an: Sowohl Animationen als auch Umgebungen sehen für ein PS2-Spiel umwerfend aus. Auch die aus dem Vorgänger viel zu lang geratenen Ladezeiten wurden eliminiert - das Spiel lädt nun deutlich kürzer nach. Trotz des teils nervigen Kantenflimmerns ist ‘Yakuza 2‘ eines der hübschesten PS2-Spiele. Und in Verbindung mit der extrem packend inszenierten Geschichte erträgt man das stellenweise doch sehr monotone Gameplay gerne.

Fazit

Jens Sobotta - Portraitvon Jens Sobotta
Von vielen Spielern wurde das erste ‘Yakuza‘ als inoffizieller ‘Shenmue‘-Nachfolger gefeiert. Dann die Ernüchterung: Das Mafia-Abenteuer ist deutlich linearer, weniger interaktiv, aber dafür deutlich actionreicher. ‘Yakuza 2‘ macht da keine Ausnahme, entführt euch in eine packende Geschichte mit erstklassigen Sprechern und herrlich inszenierten Zwischensequenzen. Lediglich das stellenweise doch sehr monotone Gameplay könnte nicht jedermanns Sache sein – neben Zwischensequenzen bestaunen, herumlaufen und kämpfen bietet ‘Yakuza 2‘ nur wenige zusätzliche Inhalte. Mit einem wahren Schnäppchenpreis von 30 Euro gehört ‘Yakuza 2‘ trotzdem in jede PS2-Sammlung. Und das ist ein Befehl!

Überblick

Pro

  • packende Geschichte
  • filmreife Inszenierung
  • hübsche Grafik
  • actiongeladenes Kampfsystem

Contra

  • Gameplay stellenweise sehr monoton
  • Umgebung könnte noch interaktiver sein
  • keine deutschen Untertitel

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