| Und Feuer! |
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Die Reisen zwischen den Handlungsorten unternehmt ihr wahlweise per pedes, auf dem Pferd oder in Zügen. Wie bereits aus 'Final Fantasy VII' bekannt, stampft ihr dabei über eine Art Mini-Landkarte. Nervig: Die für den Handlungsverlauf des Spiels bedeutsamen Orte sind dort jedoch nicht einfach verzeichnet, sondern müssen mit Hilfe eines Scanners erst entdeckt werden. Im Grunde genommen vergeudet man einen nicht unerheblichen Teil der kostbaren Spielzeit damit, über die Oberwelt zu rennen und dabei wie verrückt auf die Rechteck-Taste einzuhämmern, nur um endlich den gewünschten Level sichtbar zu machen. Ein Griff in die Mottenkiste des Spieldesigns, den sich die Entwickler besser gespart hätten.
Wer ist Clive?
Ähnlich konfus wie die Suche nach den unterschiedlichen Orten gestaltet sich leider anfangs auch die Story des Spiels. Die komplett in englischer Sprache verfassten Dialoge wirken bisweilen platt und unmotiviert. Besonders die Charakterentwicklung der verschiedenen Spielfiguren läuft deutlich zu schnell ab. Lediglich ein kurzer Prolog, der euch auch mit den grundlegenden Kniffen des Spiels vertraut macht, gibt wenige handfeste Informationen rund um den Seelenzustand von Clife, Virginia und Co. 'Wild Arms 3' nimmt sich dabei leider nicht die Zeit, die Geschichte der vier Helden langsam und nachvollziehbar zu erzählen, sondern stellt den verdutzen Spieler binnen weniger Stunden vor vollendete Tatsachen. Erst im späteren Spielverlauf gewinnen die Charaktere langsam an Profil, so dass dadurch auch die komplette Story deutlich an Fahrt gewinnt.
| In Bars könnt ihr eure Lebensenergie auffrischen. |
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Ein notwendiges Übel: Die Zufallskämpfe
Wie in Spielen dieser Art üblich, verdient ihr euch neue Stärkepunkte in den zwangsläufig unvermeidbaren Zufallskämpfen. Anders als bei der 'Final Fantasy'-Serie üblich, gestattet es euch 'Wild Arms 3' jedoch, diesen in begrenztem Maße auszuweichen. Die Kämpfe kündigen sich stets mit einem Ausrufezeichen an, das über dem Kopf eures Charakters aufleuchtet. Mittels Druck auf die Kreis-Taste könnt ihr die Konfrontation mit dem Feind nun vermeiden. Einziger Nachteil: das Programm zieht euch dafür je nach Gegnerstärke eine gewisse Anzahl von Bewegungspunkten ab. Ist die Anzeige erst einmal auf null gefallen, seid ihr nicht mehr dazu in der Lage, dem Kampf aus dem Weg zu gehen.
Das Programm wechselt sodann in einen rundenbasierten Kampfmodus, in dem ihr euren Recken zu Beginn jeder Runde eure Befehle zuweist. Die Charaktere bedienen sich dabei konventioneller Waffen, benutzen Items oder rücken den Gegnern mit mächtigen Zaubersprüchen auf die Pelle. Neu ist, dass sich die Figuren nun während der Spielzüge frei auf dem Schlachtfeld bewegen können. Sieht komisch aus, hat aber einen ganz entscheidenden Vorteil: der Schaden, den die eigenen Attacken verursachen, ist nun direkt von der Position des Kämpfers abhängig. So richten Angriffe von hinten meist einen weitaus größeren Schaden als Attacken auf die gut gepanzerte Front an. Das Kampsystem ist insgesamt sehr zweckmäßig ausgefallen, richtungsweisende Neuerungen sucht man allerdings vergeblich.
| Im Kampf dürft ihr auch auf Magie und Zauberei zurückgreifen. |
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Der Wilde Westen im Comic-Look
Größtenteils solide präsentiert sich die technische Realisation des Wild West-Abenteuers. Das im Anime-Stil gehaltene Rollenspiel vertraut auf das moderne Cel-Shading-Verfahren für die grafische Umsetzung der Charaktere. Ansonsten geizt das Spiel jedoch mit grafischen Finessen. Die Umgebungsgrafik krankt an akuter Polygonarmut und wirkt dementsprechend trist. Lediglich die abwechslungsreich gestalteten Dungeons können sich sehen lassen.
Ein besonderes Lob hat sich indes der Soundtrack des Spiels verdient: klassische Western-Songs suggerieren den Eindruck, man würde wirklich auf seinem stolzen Pferd durch die Prärie reiten. Weitaus weniger toll: eine deutsche Sprachausgabe fiel leider dem Rotstift der Entwickler zum Opfer. Die englischsprachigen Dialoge werden lediglich in kleinen Textboxen präsentiert. Spieler, die nicht auf fundierte Englischkenntnisse zurückgreifen können, sollten sich eine Anschaffung des Titels deshalb besser zweimal überlegen.
Mit 'Wild Arms 3' hat Entwickler Media Vision im Großen und Ganzen ein ordentliches Rollenspiel hingelegt. Die Vorzüge des Programms liegen dabei auf der Hand: das originelle Western-Setting gepaart mit den für Rollenspiele ungewöhnlichen Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen können sich ohne weiteres sehen lassen. Schade, dass die Spieleschmiede mit schwerwiegenden Fehlern im Story-Design, der zu einfach gestrickten Kampagne und der fehlenden Sprachausgabe eine höhere Wertung verspielt. Trotzdem: Potenzial hat 'Wild Arms 3' auf jeden Fall, so dass sich Rollenspiel-Fans mit guten Englischkenntnissen den Titel zulegen sollten.
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