Test - Trackmania : Von kostenlos bis Premium: Das neue Trackmania im Test
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Die Rennspielreihe Trackmania setzt seit jeher auf starken Community-Bezug statt auf eine dicke Feature-Liste. Entwickler Nadeo möchte an alte Erfolge anknüpfen und bezieht sich mit dem neuen Trackmania auf die Anfänge der Reihe. Zumindest was den Namen angeht. Auch wenn das Spielprinzip nach wie vor wunderbar puristisch daherkommt, wirkt das Drumherum mittlerweile nicht mehr ganz so fokussiert.
Die Trackmania-Reihe hat eine bewegte Zeit hinter sich. Diverse Ableger erschienen über die Jahre. Einige waren kostenlos, andere erforderten einen kleinen Obolus, bekamen aber kostenpflichtige Erweiterungen. Es scheint, als suche Nadeo immer noch nach der richtigen Formel, um den Spielern Trackmania einerseits schmackhaft zu machen, andererseits aber auch ausreichend Brötchen zu verdienen, um die Zukunft der Reihe zu gewährleisten.
Das neue Trackmania kommt jedenfalls ohne Zusatztitel daher. Man könnte das als Rückbesinnung auf alte Zeiten sehen, aber zumindest was das Bezahlmodell betrifft, gehen die Entwickler neue Wege. Trackmania bietet sich als kostenlose Variante an, mit der ihr lediglich Zugriff auf die jeweils aktuelle Kampagne bekommt und euch rudimentär in den verschiedenen Editoren austoben könnt.
Mit dem sogenannten Standardzugang erweitern sich die Features, und wenn ihr E-Sport-Ambitionen habt, braucht ihr den Club-Zugang. Nicht nur dürft ihr dann eigene Clubs gründen oder beitreten, sondern auch Events organisieren und an der von Entwickler Nadeo ausgetragenen Open Grand League teilnehmen, um sich für die Trackmania Grand League qualifizieren zu können. Für den Standardzugang zahlt ihr knapp einen Zehner und habt dann ein Jahr Ruhe. Für das Rundum-sorglos-Paket sind 29,99 Euro fällig. Was ihr mit welchem Zugang anstellen dürft, wird übersichtlich auf der offiziellen Homepage aufgelistet.
Der Kampf gegen die Strecke
Abgesehen davon liefert Trackmania das ab, wofür die Serie bekannt ist: abgefahrene Strecken und den erbarmungslosen Kampf um die Bestzeit. Der findet dieses Mal wieder innerhalb eines Stadions statt und verbreitet fast schon olympischen Charakter. Ihr seid jedoch immer alleine auf der Strecke. Höchstens die Geisterversionen der anderen Fahrer oder eure persönliche Bestzeit tauchen schemenhaft auf der Strecke auf. Ihr könnt also eure Performance nicht auf das Dazwischenfunken der anderen Fahrer schieben. Fahrfehler gehen auf eure Kappe.
Das klingt im ersten Augenblick vielleicht etwas unspektakulär. Trackmania hat aber einige Kniffe in petto, um euch ins Schwitzen zu bringen. Da wären einerseits unterschiedliche Bodenbeläge. Neben Asphalt gibt es auch Offroad-Strecken, Gras und vereiste Abschnitte. Jeder Untergrund erfordert seine eigene Herangehensweise und kann euch mitunter kräftig ins Schlittern bringen. Es gibt aber auch Hindernisse, Sprungschanzen, Loopings und Felder mit besonderen Eigenschaften.
Alles im Griff?
Diese Effekte beeinflussen das Handling eures Fahrzeugs enorm. Neben einem obligatorischen Turbo-Boost kann euer Motor temporärer ausgeschaltet werden oder eure Lenkung wird blockiert. Solche Felder sorgen oftmals für eine zusätzliche Herausforderung auf der Rennstrecke. Gerade am Anfang kann das zu einer ordentlichen Portion Trial & Error führen, da Trackmania aber eine tolle Fahrphysik besitzt, werden sich ehrgeiziger Rennfahrer trotzdem den zum Teil komplexen Strecken stellen.
Das Fahrverhalten pfeift auf realistischen Anspruch und suhlt sich in arcadiger Präzision. Es ist auch überhaupt nicht wild, dass ihr nur ein einziges Fahrzeug zur Verfügung habt. Trackmania pfeift auf Schnickschnack, um stattdessen lieber so fair und ausgeglichen wie möglich den Wettbewerbsgedanken in den Vordergrund zu stellen. Es ist auf jeden Fall eine Wonne, egal ob mit der Tastatur oder mit Controller, durch die Kurven zu düsen und neue persönliche Bestzeiten aufzustellen. Das Prinzip des Rennspiels mag simpel sein, aber es fühlt sich richtig gut an, auf den verschiedenen Strecken besser zu werden und Medaillen zu sammeln.
Was jedoch bedauerlich ist: Es gibt so gut wie keine Tutorials. Eine Trainingskampagne konfrontiert euch zwar mit den einzelnen Elementen des Spiels, aber auf Erklärungen wird komplett verzichtet. Wie verhaltet ihr euch am besten auf den unterschiedlichen Belägen? Keine Ahnung, probiert es einfach aus und sammelt direkt schon mal ein paar Medaillen. Das hat nicht wirklich viel mit Training zu tun.
Die Geister, die ihr ruft
Aktuell kommt Trackmania mit der Sommer-Kampagne. Die könnt ihr entweder für euch alleine spielen oder online gegen andere. Im Multiplayer rotieren die Strecken auf den Servern durch. Ihr habt also für jede Strecke einen Timer im Nacken und könnt euch im Gegensatz zur Solo-Erfahrung nicht unendlich viel Zeit nehmen, um eine möglichst gute Zeit zu erfahren. Es hat aber dafür mehr Charme, in Echtzeit gegen andere Fahrer anzutreten.
Die Online-Komponente bietet aber noch einen Arcade-Modus. Das Prinzip ist ähnlich, jedoch stehen hier Strecken aus der Community im Vordergrund. Events sind ebenfalls geplant, aktuell sind diese aber noch nicht zugänglich. Was den lokalen Multiplayer angeht, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder wechselt ihr euch ab und reicht den Controller im Hotseat-Modus durch, oder ihr spielt im Splitscreen. Auch im lokalen Netzwerk könnt ihr eure Freunde herausfordern. Leider gibt es keine Freundesliste oder eine ähnliche Funktion. Dadurch könnt ihr auch leider nicht gegen die Bestzeiten von bestimmten Spielern antreten.
So simpel und doch so fummelig
Grundsätzlich bietet Trackmania eine tolle Spielerfahrung. Ein bisschen was zu beanstanden gibt es trotzdem. So schön umfangreich die Editoren auch ausgefallen sind, ihr werdet sowohl beim Strecken- als auch beim Skin-Editor knallhart ins kalte Wasser geworfen. Ein Tutorial sucht man vergebens. Dabei ist es alles andere als einfach, einen selbst gebastelten Skin zu aktivieren. Dafür müsst ihr nämlich euer Profil im Hauptmenü aufsuchen. Im eigentlichen Skin-Reiter geht das nicht ohne weiteres.
Auch die Menüs wirken zu verschachtelt und unnötig komplex. Egal ob Skin, Strecke oder Replay: Ihr drückt euch erst durch die entsprechenden Menüs und navigiert dann auch noch durch den internen File-Explorer. Irgendwann werden sich auch Neueinsteiger zurechtfinden, übersichtlicher könnte das alles dennoch vonstatten gehen.
Keine Stützräder
Es ist deutlich bemerkbar, dass Trackmania ein Spiel für Fans der Reihe ist. Während all das, was auf der Strecke passiert, wunderbar simpel ausfällt, erweist sich die Navigation in den Editoren dafür als umso schwieriger. Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber die Bedienung ist stellenweise so vertrackt, dass man am Anfang nur schwer die eigene Vision umsetzen kann. Kleine rudimentäre Tutorials für die Editoren hätten Wunder gewirkt und sichergestellt, dass mehr Leute sich an eigenen Kreationen versuchen. Ja, es gibt einfachere Versionen der Editoren, aber lediglich weniger Funktionen anzubieten, ist der faule Ausweg.
Schon jetzt kurz nach dem Release gibt es eine Vielzahl von Spielern gebastelte Strecken. Die könnt ihr unter die Lupe nehmen und bewerten. Ein cooles Feature, das die Spreu vom Weizen trennt. Denn die am besten bewerteten Strecken haben die Chance, in der Strecken-des-Tages-Kampagne aufgenommen zu werden. Um diese Kampagne zu spielen, braucht ihr aber mindestens den Standard-Zugang.
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