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Test - Torino 2006 : Torino 2006

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Mit Gefühl und Taktik

Ein klein wenig anspruchsvoller wird es dann beim Eisschnelllauf. Hier gebt ihr zunächst mit wildem Tastengehämmer ordentlich Gas und geht dann in einen gleichmäßigen Rhythmus über, um das Tempo zu halten. Wer hier nicht auf das Timing achtet, sieht seinen Konkurrenten schon bald an sich vorbeiziehen. Ein Schuss Taktik kommt beim Biathlon ins Spiel. Hier gilt es, die vorhandenen Kräfte richtig einzuteilen und sich beispielsweise beim Sprint nicht zu stark zu verausgaben. Wer es doch tut, hat mit Erschöpfungszuständen zu kämpfen, die wertvolle Sekunden kosten. Das Schießen geht recht gut von der Hand, wobei die Sportler teilweise recht arg und vor allem willkürlich wackeln. Alles in allem bietet 'Torino 2006' leicht verdauliche Wintersportkost, die vor allem Einsteigern gut schmecken dürfte. Profis fordern sicherlich etwas mehr Simulationscharakter, denn der Realismus bleibt stellenweise ein wenig auf der Strecke. Dasselbe gilt auch für den Spielspaß beim Multiplayer-Part. Zwar dürfen bis zu vier Hobbysportler antreten, doch leider dürfen sie alle stets nur nacheinander ran. Gerade beim Biathlon wäre ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen besonders reizvoll gewesen. Als Ausgleich gibt es kleine Zusatzaufgaben, wie z. B. in jedem Event den ersten Platz zu belegen. Das sorgt für einen Motivationsschub.

Apropos Reiz: Eine der größten Schwächen des Spiels ist ganz klar der Mangel an Atmosphäre. So schön die einzelnen Kulissen auch in Szene gesetzt wurden, das Olympiaflair zieht komplett am Spieler vorbei – es gibt auch eigentlich keins. Namenlose Sportler sind ja noch halbwegs zu verstehen und zu verkraften, doch warum gibt es nicht mal eine echte Siegerehrung samt Nationalhymne? Wo bleiben das Spektakel und der Glamour, die eine solche Großveranstaltung mit sich bringt? Das gesamte Drumherum wirkt lieblos dahingeschludert und könnte auch vom letzten Dorfskifahren aus dem hintersten Eck des Spessarts stammen. Hier haben die Entwickler eindeutig gepfuscht und die große Lizenz etwas durch den Dreck gezogen. Das hat selbst Epyx bei den legendären 'Winter Games' besser hingekriegt – inklusive Eröffnungszeremonie.

Wachsfiguren im Schnee

Bei der grafischen Inszenierung der Winterspiele ergibt sich ein gewisses Wechselbad der Gefühle. Die Sportler sind allesamt toll animiert und auch die einzelnen Schauplätze sehen samt Zuschauermengen und Flutlichtbeleuchtung recht stimmungsvoll aus. Selbst an Kratzer auf dem Eis und andere kleine Details haben die Designer gedacht. Allerdings wirkt alles irgendwie ein wenig steril und blass. Die Figuren erwecken teilweise den Eindruck von emotionslosen Wachsfiguren, was den ansonsten positiven Eindruck etwas nach unten zieht. Den Sound könntet ihr eigentlich komplett ausschalten, ihr würdet nicht viel verpassen. Die Kommentatoren bemühen sich zwar, etwas Authentizität ins Geschehen zu bringen, kommen jedoch über müde Phrasen eigentlich selten hinaus. Die Menümusiken dudeln belanglos vor sich hin und einzig die Zuschauerkulisse weiß zu gefallen.

Fazit

André Linken - Portraitvon André Linken
Hrmpf, was soll denn das? Eigentlich macht 'Torino 2006' trotz des mangelnden Tiefgangs der Disziplinen durchaus Spaß – vielleicht auch gerade deswegen. Der Einstieg geht schnell, erste Erfolge motivieren und auch die grafische Präsentation geht in Ordnung. Doch was nützt das alles, wenn man eigentlich nur in den wenigsten Augenblicken das Gefühl hat, bei einer Olympiade anzutreten. Die Präsentation hätte deutlich pompöser und atmosphärischer ausfallen müssen, sodass viel an Reiz flöten geht. Wer jedoch auf leicht verdauliche Wintersportkost steht, sollte ruhig mal reinschauen.

Überblick

Pro

  • leicht zugängliche Steuerung
  • tolle Umsetzung der Disziplinen
  • realistische Animationen
  • Zusatzaufgaben geben Motivationsschub

Contra

  • etwas zu arcadig
  • schlechte Kommentatoren
  • für Profis zu anspruchslos
  • so gut wie keine Olympia-Atmosphäre

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