Test - Top Spin 2 : Top Spin 2
- PC
Neun Monate nach der soliden Xbox-360-Umsetzung wagt sich eine PC-Portierung von 'Top Spin 2' auf den Markt. Wir haben uns die Tennissimulation näher angeschaut und sagen euch, ob die Windows-Umsetzung gegen das Konsolenoriginal punkten kann.
Wimbledon, 1985: Aufschlag, Return, Slice – Sieg! Jubelnd sackt der damals 17-jährige Boris Becker in sich zusammen, reißt die Arme nach oben. Als dritter deutscher Spieler gewinnt er auf dem prestigeträchtigen Grün und startet eine Karriere, die ihresgleichen sucht – Tennis wird zum Sport der Deutschen. Zwanzig Jahre später: Resignation. Außer einer Hand voll Schauhasen bewegt sich die deutsche Tennisszene vor allem virtuell über die Center Courts. Mit 'Top Spin 2' erscheint im März 2006 eine Tennissimulation, die vor allem aufgrund ihrer Grafik für Furore sorgt. Doch der Jubel währt nur kurz: Zu simulationslastig ist die Steuerung, zu unsportlich der Schwierigkeitsgrad auf Microsofts noch taufrischer Xbox 360.
Frustrationen zwischen Lob, Slice und RisikoschlagNeun Monate später erreicht unsere Redaktion die PC-Portierung, um die sich Aspyr gekümmert hat. Leider sehr schlampig, wie bereits beim ersten Start des Spiels auffällt: WASD-Steuerung in den Menüs, die Belegung von Escape oder Enter sucht man vergebens. Startet man gar ein Ausstellungsspiel, offenbart sich dem Spieler ein Bild des Grauens: In einer grässlichen Kombination aus Maus und Tastatur soll einer von 24 lizenzierten Tenniscracks über den Court bewegt werden. Schauderhaft! Nach vergeblichen Versuchen bleibt also nichts anderes übrig, als ein Gamepad anzuschließen. Damit lässt es sich nicht nur im Menü wesentlich intuitiver navigieren, sondern auch auf dem Platz – auch wenn wir das Gefühl hatten, dass die Steuerung verzögert auf unsere Aktionen reagiert.
Nach einigen Schaukämpfen treten wir zunächst in Turnieren gegen computergesteuerte Akteure an und versuchen unser Glück später im umfangreichen Karrieremodus. Dieser hat sich gegenüber seinem Xbox-360-Vorbild wenig verändert: Noch immer starten wir auf Ranglistenplatz 200 mit unserem mehr oder weniger individuellen Alter Ego. Mit jeder Menge Ehrgeiz gehen wir erste Matches an und träumen schon jetzt vom großen Sieg auf dem saftig grünen Rasen von Wimbledon. Bevor wir das Tennis-Mekka jedoch erreichen, liegt noch ein steiniger Weg vor uns. Wer sich in den Trainings nicht stetig verbessert, hat gegen die ab und an ein wenig übermächtig wirkende KI kaum Chancen. Insgesamt 60 Sterne kann man sich in den Übungen verdienen – eine Perfektionierung auf allen Gebieten ist damit aber nicht möglich. Deswegen sollte man sich schon früh überlegen, in welche Fähigkeiten man investieren möchte. Frustmomente kommen immer dann auf, wenn uns ein allenfalls drittklassiger Gegner nach allen Regeln der Kunst vorführt. Gewonnene Turniere resultieren nicht nur in einem Sprung in der Rangliste nach vorne, sondern auch in einem kleinen Geldregen, der für Ausrüstung und vor allem weitere Trainingsstunden ausgegeben werden kann. Wer verliert, erhält zumindest einen Trostpreis, der allerdings kaum die Kosten eines Trainings decken kann.
Unscharfe SacheGrafisch kann sich die Konvertierung sehen lassen: Hoch auflösende Texturen, stimmige Plätze und eine noch immer sehr schön animierte Umwelt wissen zu gefallen. Schraubt man die Auflösung allerdings von Hardware-hungrigen 1280x1024 auf Performance-freundliche 800x600, vergeht einem das Lachen: Wie ein Schleier legt sich die Unschärfe auf das Bild. Mit dem typischen Problem bei NextGen-Portierungen wird sich zwangsläufig jeder auseinander setzen müssen, der keine aktuelle Hardware sein Eigen nennen darf. Akustisch hat sich zum Original nicht viel geändert: Noch immer tönt ein und derselbe Soundtrack im Hintergrund, während die inbrünstigen Schreie der weiblichen Akteure mehr nach Tokio-Hotel-Fans als professioneller Tennisspielerin klingen.
Nach wie vor ist auch ein Mehrspielermodus integriert. Der über Gamespy realisierte Client hat letztlich aber dieselben Macken wie sein Xbox-360-Vorbild. So muss beispielsweise bei einem Doppel der Partner am selben Rechner sitzen. Schade und vor allem unverständlich, warum dieser Fehler reproduziert wird. Während unseres Reviews war es uns übrigens nicht vergönnt, online gegen andere Spieler anzutreten. Leider konnte der Client keine offenen Verbindungen finden und beim Erstellen eigener Partien fanden wir uns schnell auf dem Windows-Desktop wieder. Hier wird ein Patch dringend benötigt.
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